Geldzügel gelockert
Aus Sorge um die starke Aufwertung des Frankens hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) nach einer Woche erneut die Zinsen gesenkt. Sowohl Wirtschaftsvertreter als auch Gewerkschafter haben den Entscheid begrüsst. Ein Teuerungsschub wird nicht erwartet.
Das Zielband für den Dreimonate-Libor werde um einen halben Prozentpunkt auf 1,75 bis 2,75% zurückgenommen, teilte die SNB am Montag mit. «Der Anstieg des Frankens in einer Zeit, in der das Wirtschaftswachstum nachlässt, erfüllt die Nationalbank mit grosser Sorge», heisst es im Communiqué.
Sollte der Franken-Kurs auf dem gegenwärtigen Niveau verharren, würde dies zu einer unerwünschten Verschärfung des geldpolitischen Kurses führen. Die Aufwertung widerspiegle die erhöhten politischen Unsicherheiten, erklärte die SNB weiter. Es sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht abzuschätzen, wie lange diese anhalten würden.
Die SNB verfolge die weitere Entwicklung am Devisenmarkt aufmerksam und werde ihren geldpolitischen Handlungsspielraum gegebenfalls ausnützen, hiess es weiter.
Bereits vor einer Woche hatte die Nationalbank das Zielband für den Dreimonate-Libor um einen halben Prozentpunkt gesenkt und war damit den Zinsreduktionen der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank gefolgt.
Franken gibt nach
Kurz nach Bekanntgabe der Zinssenkung legte der Dollar gegenüber dem Franken um rund einen halben Rappen zu. Auch der Euro tendierte zum Franken etwas fester. Gegen 17.20 Uhr notierte der Greenback bei 1,5976/82 Franken. Der Euro war 1,4637/51 Fr. wert.
Auch an der Schweizer Börse wurde das Signal der Währungshüter begrüsst. Der SMI legte deutlich zu und lag kurz vor Börsenschluss über dem letzten Stand vom Freitag.
SNB-Entscheid begrüsst
Die neuerliche Zinsrunde der SNB wurde sowohl von Wirtschaftsvertretern als auch von Gewerkschaftern begrüsst. «Wir hoffen, dass die Finanzmärkte das klare Signal der Nationalbank verstehen werden», sagte Rudolf Walser, Chefökonom der economiesuisse. In der heutigen Lage wäre eine erneute Aufwertung des Frankens Gift für den weiteren Konjunkturverlauf in der Schweiz, fügte er hinzu.
Als «sehr positiv» bezeichnete SGB-Zentralsekretär Serge Gaillard die erneute Lockerung der Zinszügel. Damit habe die Notenbank ihren festen Willen unter Beweis gestellt, im Interesse der Gesamtwirtschaft den Höhenflug des Frankens zu stoppen. Die Schweizer Wirtschaft könnte im nächsten Jahr in eine Rezession abrutschen, falls der Euro dauerhaft unter der Schmerzgrenze von 1,50 Fr. notieren sollte, sagte Gaillard.
Negativer Dämpfer aus Amerika
Die Terroranschläge in New York und Washington dürften sich negativ auf die US-Wirtschaft auswirken, was an Europa und der Schweiz nicht spurlos vorüber gehen werde, sagte UBS Warburg-Ökonom Klaus Wellershoff. Allerdings könne er noch keine Zahlen über das Ausmass des konjunktur-dämpfenden Effektes machen.
Vor diesem Hintergrund passe die Zinssenkung der SNB ins konjunkturelle Umfeld. Gefahr für die Preisstabilität drohe keine durch den Schritt der Währungshüter, sagten Wellershoff und Gaillard übereinstimmend.
Für eine Senkung der Hypothekarzinsen sei es noch zu früh, sagte Wellershoff. Bevor darauf spekuliert werden könne, müssten zuerst die Zinsen langläufiger Obligationen sinken. Diese seien bisher allerdings relativ stabil geblieben.
swissinfo und Agenturen
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