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Münz-Quetscher – Swiss Made

Vom Decoiner verformte 1-DM-Münzen. Keystone

In der Schweiz werden nicht nur Banknoten von hoher Qualität gedruckt. Auch Altgeld-Quetscher werden produziert - für Euroland.

Die Schweiz ist nicht nur Finanzplatz, sondern sie produziert auch «Geldvernichtungsmaschinen»! Zumindest für Bargeld in Münzenform. Dieses Exportgeschäft mag lukrativ sein – besonders jetzt, wo wegen der Euroeinführung enorme Mengen von Münzen in nationalen Währungen neu aufbereitet werden müssen.
Der «Decoiner» der Waadtländer Firma Cablofer vernichtet bis zu fünf Tonnen alte Münzen in einer Stunde. Das auf die Reziklierung von Metallen spezialisierte Unternehmen in Bex (Kanton Waadt) fand in verschiedenen Ländern in Bankenkreisen Abnehmer für seine Münz-Vernichter. Neben Cablofer haben noch weitere sechs europäische Unternehmen diese Marktlücke entdeckt.

Eigenes Verfahren entwickelt

Die ersten Käufer in diesem Jahr seien die Österreicher gewesen, sagte Theo Gertsch, Technikverantwortlicher bei Cablofer. Der ausgebildete Schlosser, seit 30 Jahren im Waadtländer Unternehmen, entwickelte das Verfahren 1997 auf Anstoss von Cablofer-Besitzer Jakob Dietiker.

Der «Decoiner» macht die Münzen unbrauchbar, indem er sie durch zwei Rollen presst. «Würden die Münzbestände an die Giessereien weitergeleitet ohne sie zu deformieren, wären aufwändige Sicherheitsmassnahmen nötig», sagt Gertsch. So kam er auf die Idee, die Münzen direkt in den Banken, wo sie abgeliefert werden, zerstören zu lassen. Das daraus wiedergewonnene Metall, eine Kupfer- Nickel-Legierung, ist ideal um daraus neue Geldstücke zu pressen.

Ein erster Prototyp hatte im Januar 1998 an der Basler Münzenmesse einen vielversprechenden Auftritt. Im Juli desselben Jahres war ein neues Modell in der Lage, zwei Tonnen Münzen in der Stunde unbrauchbar zu machen.

Fünf Tonnen pro Stunde

Im Juli bestellte die deutsche Bundesbank fünf Maschinen der letzten Generation. Diese schlucken 2,5 Tonnen Metall pro Stunde. Sie wurden Mitte Dezember geliefert.

Unmittelbar darauf muss Cablofer für Januar zwei «Decoiner» produzieren, die für Italien bestimmt sind. Noch leistungsfähiger können sie fünf Tonnen Münzen pro Tag zerstören. Bei diesem Auftrag machte Cablofer das Rennen gegen ihre sechs europäischen Konkurrenten. «Die Schweiz nimmt damit in ihrer eigenen Weise an der Euro-Umstellung teil», sagt Gertsch.

Perspektiven über Europa hinaus

Das Waadtländer Unternehmen hofft, seine Maschinen auch in Portugal zu verkaufen. In Spanien hatte eine niederländische Firma die Nase vorn. Nichts zu holen gibt es auch in Frankreich, das seine Münzen laut Gertsch durch Perforation unbrauchbar macht.

Die Perspektiven der Weiter-Entwicklung gehen aber über den europäischen Markt hinaus: Cablofer belieferte 1999 Tunesien anlässlich seiner Währungsumstellung. In einer Woche hatte die Maschine aus Bex 80 Tonnen Münzen zerstört. Auch Thailand und Brasilien bekundeten ihr Interesse.

swissinfo und Agenturen

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