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Reto Francioni wird Chef der Deutschen Börse

Francioni ist kein Unbekannter an der Deutschen Börse. Keystone

Der Schweizer Manager Reto Francioni wurde am Montag erwartungsgemäss zum neuen Vorstandschef der Deutschen Börse ernannt.

Der bisherige Präsident der Schweizer Börse (SWX) soll das Amt seines Vorgängers Werner Seifert, ebenfalls ein Schweizer, “baldmöglichst” übernehmen.

Nach einem turbulenten Jahr herrscht damit wieder Ordnung an der Spitze der deutschen Börse. Der vierköpfige Personalausschuss des Verwaltungsrats der Deutschen Börse hatte Francioni vor einem Monat als einzigen Kandidaten für den Chefposten nominiert.

Nachfolger von Seifert

Francioni übernimmt die Nachfolge des im Mai zurückgetretenen Börsenchefs Werner Seifert, auch er ein Schweizer. Die fünf Monate andauernde Führungskrise bei der Deutschen Börse ist damit beendet.

Eine Woche nachdem die Kandidatur Francionis bekannt geworden war, wurde der 50-Jährige von der Schweizer Börse SWX per sofort von allen Verpflichtungen entbunden. Bis zur Wahl eines Nachfolgers oder einer Nachfolgerin übernahm Vize-Verwaltungsratspräsident Jacques de Saussure das Präsidentenamt. Ein Zeitplan wurde nicht genannt.

Auf Widerstand stiess bei der SWX gemäss Medienberichten, dass Francioni in einer “persönlichen Erklärung” die frühere Vorsitzende der SWX-Gruppenleitung, Antoinette Hunziker-Ebneter, als seine Nachfolgerin vorgeschlagen hatte.

Rückkehr

Für die Deutsche Börse ist Francioni kein Unbekannter. Bis 2000 war er die rechte Hand von Ex-Börsenchef Seifert, bevor er im Streit ging. Der Jurist hatte sich gegen Seiferts Pläne einer Übernahme der Londoner Börse gestellt. Dieser erste Versuch scheiterte prompt an Widerständen in London.

Seiferts zweiter Anlauf in Richtung Themse kostete ihn pikanterweise den Job. Rebellische Aktionäre um den Hedge-Fond TCI hatten die Pläne torpediert. Francionis Abneigung gegen die Fusion machte ihn schnell zum Wunschkandidaten der rebellischen Anteilseigner der Börse.

Wunschtermin 1. November

Wann genau Francioni nach Frankfurt wechseln werde, sei noch unklar und hänge von dessen derzeitigem Arbeitgeber ab, zitierte die Agentur Reuters informierte Kreise. Trotz der Freistellung durch die SWX laufe der Vertrag offiziell noch.

Sowohl der neue Börsen-Chef selbst als auch der Aufsichtsrat favorisieren den 1. November als Starttermin. “Er will sehr schnell nach Frankfurt wechseln und stünde ab November zur Verfügung”, sagte eine Person aus dem Umfeld Francionis gegenüber Reuters.

Der promovierte Jurist Francioni gilt als besonnener, diplomatischer Manager. Kritiker halten ihm jedoch vor, er sei “nicht gerade ein Arbeitstier” und habe keine Visionen. Privat gibt sich der Vater zweier Kinder als Familienmensch, der als passionierter Fischer gerne die Ruhe der Natur sucht.

swissinfo und Agenturen

Die Deutsche Börse sucht seit Mai einen neuen Chef, nachdem der Schweizer Werner Seifert auf Druck zurücktreten musste.
Reto Francioni kennt sowohl die Schweizer als auch die Deutsche Börse bestens: 1993 bis 2000 war er Verwaltungsrat der Deutschen Börse, seit 2002 steht er an der Spitze der SWX.
Francioni schlägt Antoinette Hunziker-Ebneter zu seiner Nachfolgerin als Präsidentin der SWX vor. Sie war schon von 1997 bis 2000 bei der Schweizer Börse, damals als CEO.

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