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Sanierung statt Konkurs für Von Roll

Abschied von einem Stück Industriegeschichte: Von Roll gibt das traditionelle Giessereigeschäft auf. Keystone

An der Generalversammlung hat Von Roll einen ersten kleinen Sieg im Überlebenskampf errungen. Die Aktionäre stimmten der Bilanzsanierung mit grossem Mehr und einigem Murren zu.

Gerettet ist der Konzern noch nicht, fehlt doch noch die Zustimmung der Obligationäre.

Die anwesenden 186 Aktionäre, die 26,7% aller Aktien vertraten, stimmten an der 180. GV dem 99-prozentigen Kapitalschnitt mit anschliessender Kapitalerhöhung zu und entlasteten damit den Verwaltungsrat. In den Händen von Depotvertretern lagen 4,2 Millionen Aktien – das Zweidrittelquorum betrug rund 3,9 Millionen Aktienstimmen.

Mit dem Kapitalschnitt wurde der Nennwert der Aktie von 10 Franken auf 10 Rappen herabgesetzt. Der Ausgabepreis für die neuen Aktien beträgt 1.33 Franken. Der Handel war am Dienstag ausgesetzt worden.

Die Banken hatten dem Sanierungskonzept, bei dem die Finanzschulden in Eigenkapital umgewandelt werden, bereits zugestimmt. Von Roll schuldet den Banken 92 Mio. Franken. Die Bankkredite werden zum gleichen Ausgabepreis in Aktien umgewandelt.

Alles nichts genützt

Das alles bringt dem Von Roll-Konzern vorderhand jedoch nicht viel. Zur definitiven Sanierung hätte der Konzern auch den Segen der Obligationäre erhalten müssen. Diese konnten sich jedoch nicht äussern, weil sie an ihrer Versammlung vom Dienstag-Nachmittag nicht beschlussfähig waren.

An der Obligationärsversammlung waren 83 Personen anwesend, die 59,775 Mio.Franken (66,3 Prozent) des ausstehenden Anleihenskapitals vertreten. Die für den zentralen Beschluss der Umwandlung von Anleihenskapital in Aktien nötige Zwei-Drittel-Mehrheit wurde damit knapp nicht erreicht.

Die Obligationäre haben laut geltendem Recht nun noch zwei Monate Zeit, ihre Meinung kund zu tun. Die Obligationäre machen Forderungen von 100 Mio. Franken geltend.

Opfersymmetrie

Die Opfersymmetrie zwischen Banken, Aktionären und Obligationären sei Leitgedanke des Sanierungskonzepts gewesen, sagte Verwaltungsratspräsident Alfred Niederer den Aktionären am Dienstag. Nur wenn alle Interessengruppen der Sanierung zustimmten, könne der Konkurs abgewendet werden.

Es gebe keine Alternative. Die Massnahmen seien schmerzhaft und frustrierend, aber sie würden zumindest ein Stück Schweizer Industriegeschichte in die Zukunft retten. «Von Roll ist nicht mehr das, was es mal war, und nicht das, was wir uns erträumt haben», räumte er ein.

Isola: Mittelfristig 500 Mio. Franken Umsatz

Nach dem Entschluss, das traditionelle Giessereigeschäft Infratec aufzugeben, und dem geplanten Verkauf der Von Roll Inova (Umwelttechnologie) wird noch der Bereich Isola (Elektro-Isolationen) mit rund 2400 Mitarbeitenden in der alten Firmenhülle überleben.

Dieser soll nach den Plänen seines Leiters Walter Vogel im Jahr 2004 einen Umsatz von 400 bis 450 Mio. Franken erreichen und mittelfristig auf 500 Mio. Franken steigen.

Das Verhältnis von Umsatz zu Betriebsergebnis (EBIT) werde 2004 bei 5% und mittelfristig bei 8% liegen, sagte Vogel an der GV weiter. Die Zahl der Beschäftigten werde im laufenden Jahr um 200 auf 2200 Personen sinken.

Nach der Zustimmung der Aktionäre ist nun die Haltung der Obligationäre entscheidend, die Forderungen von 100 Mio. Franken geltend machen. Von Roll hat ihnen die Umwandlung der Obligationen in Aktien, ebenfalls zum Ausgabepreis von 1.33 Franken, vorgeschlagen.

Nach Annahme der Sanierung werden die bisherigen Aktionäre einen Anteil von 18% am Unternehmen haben, die Banken 31% und die vormaligen Obligationäre über 50%.

swissinfo und Agenturen

186 anwesende Aktionäre vertraten 26,7% aller Aktien

4,2 Mio. Aktien lagen in den Händen von Depotvertretern

Zweidrittelquorum betrug rund 3,9 Mio. Aktienstimmen

99-prozentiger Kapitalschnitt: Nennwert der Aktie von 10 Fr. Auf 10 Rp. herabgesetzt

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