Schweiz konsterniert über Brand-Katastrophe in Österreich

Bundespräsident Adolf Ogi hat im Namen des Schweizer Volkes Österreich sein tief empfundenes Beileid ausgesprochen. Im Seilbahnland Schweiz rätseln Experten über die möglichen Ursachen des Brandes von Kaprun.
Bei der österreichischen Gletscherbahn-Katastrophe vom Samstag (11.11.) hat sich die Gesamtzahl der umgekommenen Menschen auf 155 erhöht. Dies gab der Sprecher der Gemeinde Kaprun, Gerwald Anderle, am Sonntag (12.11.) bekannt. Bei dem verheerenden Feuer waren die meisten Passagiere vermutlich an giftigen Gasen erstickt. Die Bergung der Toten aus dem ausgebrannten Gletscherzug am österreichischen Kitzsteinhorn hat am Sonntagnachmittag (12.11.) begonnen.
Dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten lagen bis zum Sonntag (12.11.) keine Angaben vor, dass unter den rund 170 Opfern in Österreich auch Schweizer Staatsangehörige sind. Bundespräsident Adolf Ogi drückte dem österreichischen Bundespräsidenten Thomas Klestil in einem Telegramm seine tiefe Betroffenheit aus. Im Namen des schweizerischen Bundesrats und des ganzen Schweizer Volkes sprach er sein tief empfundenes Beileid. Die Schweiz unterbreitete Österreich ausserdem ein offizielles Hilfsangebot.
Standseilbahnen können im Prinzip nicht brennen
«Es ist für unsere Ingenieure schlicht unerklärlich, was in Kaprun passiert ist», sagte Heinz Schöni, Sprecher des Bundesamts für Verkehr (BAV). Solange die Brandursache nicht feststehe, könne aber die Frage nicht beantwortet werden, ob sich eine ähnliche Katastrophe auch in der Schweiz ereignen könnten.
Die Schweizer Standseilbahn-Verordnung enthält spezielle Vorschriften zum Brandrisiko, wie Schöni weiter sagte. So müssen nicht brennbare beziehungsweise schwer brennbare Materialien eingesetzt werden. Hinzu kommen die feuer-polizeilichen Vorschriften der Kantone. Für die Betriebssicherheit und die Notfallplanung sind die Bahnen zuständig. Das Bundesamt hat die Oberaufsicht und prüft die Brandsicherheit auch bei den
«Die Standseilbahn ist im Prinzip etwas, das nicht brennen kann», fasste der BAV-Sprecher die Lage zusammen und fügte hinzu: «Es gibt keine Motoren, es gibt schlichtweg nichts, das sich entzünden kann.»
Im Falle einer externen Brandquelle und einem Tunnelbrand mit Kamineffekt gebe es aber keine absolute Sicherheit, räumte Schöni ein. Wenn sich ein Feuer explosionsartig ausbreite, werde die Evakuierung natürlich sehr schwierig.
Von den rund 50 Standseilbahnen in der Schweiz sind von der unterirdischen Streckenführung die Metro Alpin in Saas Fee (VS) und die Sunegga-Bahn in Zermatt mit der Unglücksbahn in Österreich vergleichbar.
Treppen in der Schweiz vorgeschrieben
Auch in der Seilbahnbranche reagierten die Experten in der Schweiz entsetzt und ungläubig auf das Ausmass der Katastrophe in Österreich. Feuer in einer modernen Standseilbahn der Leichtbauklasse hatte man bisher für praktisch unmöglich gehalten, sagte der Betriebsleiter der Metro Alpin in Saas Fee (VS), Bernhard Pfamatter, in Medieninterviews. Trotzdem übe man den Brandfall im Tunnel regelmässig.
Die Metro Alpin führt als höchste unterirische Standseilbahn der Welt in die Walliser Gletscherwelt und ist damit am ehesten vergleichbar mit der Kitzsteinhornbahn. Mit einer Streckenlänge von 1’500 Metern ist sie allerdings nicht einmal halb so lang wie die österreichische Bahn. Im Gegensatz zur Anlage in Kaprun hätte der Tunnel der Metro Alpin im Brandfall mit der Zwischenstation auch einen Notausstieg, sagte der Betriebsleiter.
swissinfo und Agenturen

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