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Sulzer-Konzern wird radikal umgebaut – Abbau von 300 Stellen

Produktion eines Sulzer-Turbo-Kompressors im Werk Zürich, wo bereits 1999 Stellen abgebaut wurden. Keystone / Walter Bieri

Der Winterthurer Technologie-Konzern Sulzer wird radikal umgebaut. Fünf Geschäfts-Bereiche mit total rund 14'600 Beschäftigten sollen verkauft werden. Weltweit werden rund 300 Stellen abgebaut, die Hälfte davon in der Schweiz.

Nach wiederholtem Aderlass beim Personal und einem Neuanfang an der Konzernspitze setzt der Winterthurer Sulzer-Konzern zum radikalen Umbau an.

Durch den Verkauf von fünf Konzernteilen soll Sulzer auf die Medizinaltechnik sowie auf die Oberflächen- und Materialtechnologie beschränkt werden.

Die am Montag (18.09.) bekannt gegebenen Pläne sind mit dem Abbau von weiteren rund 300 Stellen verbunden, die Hälfte davon in der Schweiz. Sulzer begründete den radikalen Schnitt mit der ungenügenden Leistung des Konzerns und der zu starken Diversifizierung.

Möglichst rasch sollen Käufer für die fünf Konzernbereiche Infra, Pumpen, Textil, Turbo und Burckhardt gefunden werden, die zusammen rund 14’600 Mitarbeiter beschäftigen.

Der Umbau bedingt sodann die Fusion der rechtlich selbständigen Sulzer Medica mit der Sulzer AG und muss von den Aktionären der beiden Gesellschaften noch genehmigt werden.

Nach der Redimensionierung will Sulzer die verbleibenden Aktivitäten durch Akquisitionen verstärken. Der Umsatz von gegenwärtig zwei Mrd. Franken im künftigen Stammgeschäft soll so innerhalb von zwei Jahren verdoppelt werden. Mittelfristig strebt Sulzer eine operative Marge von 15 Prozent und ein jährliches Umsatzwachstum von fünf Prozent an.

Der Umbau soll vom bisherigen Präsidenten und Delegierten des Verwaltungsrats, Ueli Roost, als Vorsitzender der Konzernleitung begleitet werden. Fred Kindle, bisher Chef des Industrieteils von Sulzer, soll zum Stellvertreter von Roost ernannt und diesen ab 2003 als Konzernchef ablösen. Roost will sich danach aufs VR-Präsidium konzentrieren.

Der seit Jahren serbelnde Sulzer-Konzern hatte letztes Jahr zunächst den Konzernchef Fritz Fahrni «in die Wüste geschickt» und dann im August den Abbau von 2’000 Stellen im Industriebereich angekündigt. Im Januar dieses Jahres wurde die Ablösung des langjährigen obersten Sulzer-Verantwortlichen Pierre Borgeaud durch die Ernennung von Roost eingeleitet.

Börse reagiert mit Kurssprung für Sulzer Medica

Die Redimensionierung des Sulzer-Konzerns liess die Titel von Sulzer Medica an der Schweizer Börse am Montag in die Höhe schnellen. Der Titel legte im Eröffnungsgeschäft um elf Prozent auf 567 Franken zu. Die Sulzer-Aktie lag demgegenüber mit 1’288 Franken im Vergleich zum vergangenen Freitag um 0,2 Prozent im Minus. Analysten begrüssten den radikalen Umbau, erklärten aber, die
Massnahme komme viel zu spät.

Gewerkschaften kritisieren «Kahlschlag»

Der radikale Umbau des Sulzer-Konzerns stösst bei der Gewerkschaft SMUV auf massive Kritik. Die neue Konzernleitung setze mit ihren Plänen Tausende von Arbeitsplätzen aufs Spiel, teilte der SMUV am Montag mit.

Dies treffe den Industrie- und Werkplatz Schweiz in einer Härte, die für die Industriegeschichte der Schweiz einmalig sei. «Die Beschäftigten von Sulzer werden diesen Kahlschlag so nicht hinnehmen», heisst es in der Mitteilung weiter. Mit der Konzentration auf die Bereiche Medizinaltechnik sowie Oberflächen- und Materialtechnologie wolle der Konzern sämtliche Bereiche abstossen, die gemessen an einer sehr hohen Profitabilität unterdurchschnittliche Renditen abwerfen.

Die Gewerkschaft Industrie, Handel, Dienstleistungen, Gewerbe und Print (SYNA) hat den Umbau bei Sulzer ebenfalls als Kahlschlag bezeichnet. Es seien einige Zweifel anzubringen, ob der Umbau in dieser Form und in der angekündigten Zeit vollzogen werden könne, sagte ein SYNA-Sprecher.

swissinfo und Agenturen

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