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Unerfreuliche Perspektiven für Milchbauern

Milchproduktion mit düsteren Perspektiven. Im Bild: Der Inser Milchbauer Paul-Jakob Schwab füllt die Milch ab. Keystone

Der Milchmarkt befand sich seit 2001 nie mehr in einer so komfortablen Lage wie im vergangenen Jahr. Dies dank der Zunahme der Käseproduktion.

Trotz diesem positiven Resultat schätzen die Schweizer Milchproduzenten die Perspektiven der kommenden Jahre eher als unerfreulich ein.

Die Schweizer Milchproduzenten (SMP) sind gegen die Agrarpolitik 2011. Sie bezeichnen die Vorschläge des Bundes als unausgewogen und inakzeptabel. Sie verlangen für die Vierjahres-Periode von 2008 bis 2011 eine Milliarde Franken mehr als der Bund vorgeschlagen hat.

Für 2008 bis 2011 sieht der Bundesrat einen Zahlungsrahmen von 13,458 Mrd. Franken vor. Das sind 634 Mio. weniger als für die laufenden vier Jahre. Die SMP verlangen aber den Betrag der laufenden Periode und zusätzlich die Teuerung von rund 500 Millionen.

Unzumutbare Einkommens-Einbussen

Die Perspektiven seien unerfreulich, sagte dazu SMP-Präsident Peter Gfeller am Mittwoch vor der Delegiertenversammlung in Bern und bezeichnete die Einkommenseinbussen als unzumutbar.

Auch sei die gleichzeitig im Milchbericht vorgestellte Marschrichtung der Milchbranche einseitig auf Deregulierung ausgerichtet.

Die Milchproduzenten begrüssten zwar, dass der Bundesrat ab 2009 für jede Milchkuh 600 Franken ausrichten wolle. Dieser Kompensations-Beitrag decke aber nur etwa die Hälfte der aus dem Stützungs-Abbau resultierenden Milchpreissenkung, sagte Gfeller. Das sei inakzeptabel. Die SMP verlangen mindestens 700 Franken.

Einseitige Ausrichtung

Die Agrarpolitik 2011 sei zu stark auf den Erlös aus der Landwirtschaft ausgerichtet und zu wenig auf den Abbau von Kosten, sagte der stellvertretende SMP-Direktor Kurt Nüesch. Auf der einen Seite würden Marktstützungen massiv abgebaut, aber auf der anderen Seite gebe es wenig Vorschläge zum Abbau von Kosten.

Laut Nüesch dürften die Marktstützungen nicht radikal abgebaut werden. So sollte die Verkäsungszulage nicht von 18 auf 10 Rappen pro Kilogramm gesenkt werden. Die SMP verlangten mindestens 15 Rappen. Das sei als Ausgleich zum Wegfall des Grenzschutzes nötig. Auch sollen die Beihilfen nur schrittweise abgebaut werden.

Auch bei der Strukturentwicklung der Landwirtschaft brächten die Vorschläge des Bundes wenig Substanzielles, sagte Nüesch. Das Flächenwachstum der Betriebe sei nämlich beschränkt.

Positive Marktentwicklung

Im Gegensatz zu den als “düster” beschriebenen Perspektiven können die SMP auf eine erfreuliche Vergangenheit blicken. Die Entwicklung des Milchmarktes sei positiv und die Lage seit 2000/2001 nie mehr so komfortabel gewesen, sagte SMP-Direktor Samuel Lüthi.

Die Käseproduktion habe im ersten Halbjahr 2005 um fast 3% und der Export um über 3% zugelegt. Zudem sei der Butterberg stark abgebaut worden und die Butterlager seien im Vergleich zu den Vorjahren tief, sagte Lüthi. Das dürfte es sogar erlauben, im laufenden Jahr rund 1000 Tonnen Butter zu importieren.

Vorzeitiger Ausstieg

Erfreulich ist laut SMP-Präsident Gfeller auch die Zwischenbilanz des vorzeitigen Ausstiegs aus der Milchkontingentierung. Drei Viertel aller Milchproduzenten wollen 2006 aussteigen. Die Kontingentierung wird aber erst 2009 definitiv aufgehoben.

swissinfo und Agenturen

Für das Jahr 2004 unterteilt sich die Produktion von Milchprodukten auf in 59,8% Milch, 19,2% Jogurt, 11% Käse, 5% Rahm, 2,5% Butter und 2,4% Ziger.

Von allen Milchprodukten rentiert Käse am meisten. Er erbringt die Hälfte aller Einnahmen der Branche.

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