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Warren Buffett wird Swiss-Re-Grossaktionär

Warren Buffett, der Retter der Swiss Re, war letzten Mai in der Schweiz - und suchte Anlagemöglichkeiten. 3% von Swiss Re hatte er damals schon. Keystone

Swiss Re, zweitgrösster Rückversicherungskonzern der Welt, erlitt 2008 einen Verlust von rund 1 Mrd. Franken. US-Investor Warren Buffett kündigte eine Kapitalspritze von 3 Mrd. Fr. an. Weitere 2 Mrd. sollen am Kapitalmarkt aufgenommen werden. Darauf stürzte die Swiss-Re-Aktie ab.

Die Finanzkrise hat die vornehme Swiss Re vollends entzaubert.

Nach wochenlangen Spekulationen über massive Verluste in riskanten Finanzgeschäften kommt nun die ernüchternde Wahrheit.

Das Unternehmen muss auf Finanzinstrumenten wie Credit-Default-Swaps und strukturierten Produkten für das letzte Jahr einen Abschreiber von 6 Mrd. Franken vornehmen.

Unter dem Strich bleibt ein voraussichtlicher Jahresverlust von etwa einer Milliarde Franken, verglichen mit einem Gewinn von 4,2 Mrd. Franken im Vorjahr. Das ist ein Rekordverlust; rote Zahlen hatte Swiss Re letztmals 2002 geschrieben.

Schrumpfendes Eigenkapital

Das Eigenkapital schrumpfte zum Jahresende auf 19 bis 20 Mrd. Franken, nach 24,1 Mrd. Ende September. Noch habe man überschüssiges regulatorisches Kapital, heisst es in der Mitteilung.

Das verfügbare Ausmass von anderthalb bis zwei Milliarden Franken dürfte aber unter dem erforderlichen Niveau für das aktuelle AA-Rating liegen. Der Verwaltungsrat kam deshalb zum Schluss, dass eine Kapitalerhöhung um fünf Milliarden Franken nötig wird.

Buffett eilt zu Hilfe

Drei Milliarden schiesst der legendäre US-Investor Warren Buffett ein, der schon seit längerem ein Auge auf die Swiss Re geworfen und sich vor Jahresfrist bereits mit gut 3% am Aktienkapital beteiligt hat. Die neue 3-Mrd.-Fr.-Wandelanleihe wird mit 12% fürstlich verzinst. Nach frühestens 3 Jahren kann Buffett die Anleihe in Swiss-Re-Aktien tauschen, und wird dann voraussichtlich zum dominanten Aktionär («Stake Holder»).

Die Grundsatzvereinbarung mit Buffetts Investment-Gesellschaft Berkshire Hathaway bedarf noch der Zustimmung der Aktionäre. Weitere 2 Mrd. Franken sollen in Form einer ordentlichen Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht der bisherigen Aktionäre hinzukommen.

Buffett ist dafür bekannt, in schwierigen Zeiten in Unternehmen einzusteigen, in die er Vertrauen setzt. Besonders aktiv war der 78-Jährige im letzten Halbjahr: Beim Mischkonzern General Electric stieg er mit rund 3 Mrd. Dollar ein. 4,7 Mrd. Dollar steckte Buffett in den US-Stromversorger Constellation, 5 Mrd. in die US-Bank Goldman Sachs.

Die Swiss-Re-Aktionäre müssen zudem eine radikale Dividendenkürzung hinnehmen. Sie sollen noch zehn Rappen erhalten, verglichen mit vier Franken für 2007. Ferner wurde beschlossen, mit Buffetts Firma eine retrospektive Rückversicherungsdeckung für die gesamten Schadenversicherungs-Reserven einzugehen. Der Vertrag umfasst eine Gesamtdeckung von 5 Mrd. Franken.

Zahlreiche Spekulationen

Zum Absturz der Swiss Re im vierten Quartal 2008 gab es in den vergangenen Wochen zahlreiche Spekulationen. Der Konzern schwieg aber bisher.

Londoner Analysten der mit der Swiss Re verbundenen Credit Suisse hatten kürzlich sogar über eine mögliche Staatshilfe für den Konzern geschrieben. Zumindest dieses Szenario scheint nun vom Tisch.

Seit langem unter Druck ist Konzernchef Jacques Aigrain. Er scheint sich aber vorläufig halten zu können. Auch dank der Unterstützung Buffetts.

Der US-Milliardär wird in der Mitteilung wie folgt zitiert: «Wir sind erfreut, dass wir unsere Beteiligung an Swiss Re erhöhen können. Ich bin sehr beeindruckt von Jacques Aigrain und seinem Management-Team.»

Aigrain selber sprach gemäss der Mitteilung von einem enttäuschenden Ergebnis. Das Kerngeschäft erziele aber nach wie vor gute Resultate. Die definitiven Zahlen für 2008 legt Swiss Re am 19. Februar 2009 vor.

Aktie zog SMI kräftig nach unten

Die Börse hat Swiss Re am Donnerstag abgestraft: Der Aktienkurs des weltweit zweitgrössten Rückversicherers vollführte einen veritablen Sturzflug um bis 27,1% gegenüber dem Vorabend (21.98 Fr.).

Mitte Nachmittag lag der Titel mit 25,5% im Minus. So tief war der Kurs seit der Konzentration der Swiss Re auf das Rückversicherungs-Geschäft noch nie gefallen.

Im Sog des Absturzes der Swiss Re hat die Schweizer Börse am Donnerstag ein neues Jahrestief erreicht. Der Swiss Market Index (SMI) verlor bis Mitte Nachmittag fast vier Prozent.

swissinfo und Agenturen

Rückversicherer sind die Versicherungen der Versicherungen. Diese können sich bei Swiss Re gegen hohe Risiken wie Umweltkatastrophen versichern.

Swiss Re ist die Nummer 1 bei der Rückversicherung von Lebens-Versicherungen, insgesamt aber die Nummer 2.

Die Swiss Re-Gruppe wurde 1863 als Schweizer Rück gegründet.

Im November 2005 hat sie die Mehrheit des Rückversicherungs-Geschäfts des US-Konzerns General Electric Insurance Solutions übernommen.

Warren Buffett, das «Orakel von Omaha», gilt schon seit Jahrzehnten als die Investoren-Legende schlechthin.

Mit einem geschätzten Vermögen von rund 60 Mrd Dollar ist Buffett (78) der reichste Mann der Welt.

Zweifler rechnen zwar vor, dass er bei seiner Milliarden-Investition bei Goldman Sachs mitten in der Finanzkrise immer noch zuviel bezahlte, weil die Aktie weiter fiel.

Aber: Insgesamt legten die Finanzaktien im Portfolio von Buffetts Holding Berkshire Hathaway im krisenhaften dritten Quartal 2008 um 36% zu.

Auf ungleich höherem Niveau verfehlte auch die Zürich (Zurich Financial Services) die Erwartungen.

Der Versicherungskonzern präsentierte gleichentags einen Jahresabschluss mit 3 Mrd. Dollar Reingewinn.

Das ist knapp die Hälfte des Vorjahresgewinns und vermochte die Erwartungen der Analysten nicht ganz zu erfüllen.

Die Finanzkrise dezimierte die Kapitalanlagen, während die Prämieneinnahmen leicht stiegen.

Die Aktie der Zurich Financial Services Group büsste knapp 5% ein. Der Konzern kürzt die Dividende und setzt zu weiteren Sparmassnahmen an.

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