Zwischen Tradition und Show
In der Karwoche schlug das Herz des Tessiner Städtchens Mendrisio im Rhythmus von Christi Leiden. Das ganze Dorf verkleidete sich für die Prozessionen von Gründonnerstag und Karfreitag. Das einzigartige Ereignis zog viele Touristen aus dem In- und Ausland an.
Für Mendrisio im Südtessin haben die Osterfeier-Tage eine besondere Bedeutung. Einen Steinwurf entfernt von Chiasso und seinem Zollchaos widmete sich das Städtchen mit grossem Eifer ganz der Karwoche.
Die Strassen der Altstadt waren am Gründonnerstag (12.04.) mit dem Umzug «Verrat des Judas» belebt – einem veritablen Theaterstück mit etwa 200 Rollen, davon 60 Kinder. Diese Prozession illustrierte Christi Gang auf den Kalvarienberg.
Die kostümierten Figuren wurden von etwa 40 Pferden begleitet, Herolde gaben das Trompetensignal für den Abmarsch. An alles war gedacht: die Jungfrau Maria, Maria Magdalena, die mitverurteilten Diebe, die römischen Soldaten und die Juden folgten Jesu auf dem Kreuzweg.
Ursprünge im 17. Jahrhundert
Die Karfreitagsprozession setzte am Abend den Akzent auf die religiösen Aspekte von Christi Tod. Dabei defilierten die religiösen Gemeinschaften, beladen mit Emblemen der Passion. Insgesamt nahmen etwa 700 Leute teil, darunter 400 Kinder. Die Ursprünge dieser Tradition liegen in der Mitte des 17. Jahrhunderts, während «Der Verrat des Judas» erst Ende desselben Jahrhunderts entstand.
Schau der «Transparenti»
Zu den Prozessionen wurden die das Jahr über verstauten «Transparenti» entfaltet: Es waren dies um die 100 Schaubilder auf durchsichtigem Stoff, die von innen her mit Lampions beleuchtet wurden. Sie zeigten Motive aus der Passionsgeschichte.
Carweise auf Karreise
Wie jedes Jahr erwarteten die Veranstalter bis zu 14’000 Besucherinnen und Besucher. «Noch vor 20 Jahren kannte man die Prozessionen ausserhalb des Tessins nicht», erklärten sie. «Heute ziehen sie Publikum aus der Deutschschweiz, Deutschland und vor allem Norditalien an.»
Das Verkehrsbüro des Lago Maggiore organisierte Spezialbusse. Der «Mendrisio Turismo» finanzierte die Veranstaltung, die etwa 50’000 Franken kostete, mit. Schauspieler, Organisatoren, Komitee und Schneiderinnen arbeiteten alle ehrenamtlich.
swissinfo und Agenturen
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