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Zwei Schweizer Wintersportkönige

Carlo Janka und die Amerikanerin Lindsey Vonn dominierten die Saison im Ski alpin. Keystone

Mit Olympiagold und den Kristallkugeln für den Gesamtweltcup im Ski alpin und Skispringen schrieben Carlo Janka und Simon Ammann in der am Sonntag zu Ende gegangenen Wintersaison Geschichte. Ein Rückblick auf das einmalige 2009/2010.

“We are the champions!” So titelte der Blick einen Tag nach der Krönung im Schweizer Wintersport. Am Freitag hatte zuerst Carlo Janka mit dem Sieg im spektakulären Riesenslalom von Garmisch erstmals seit 1992 und Paul Accola den alpinen Gesamtweltcup in die Schweiz geholt. Nur wenige Stunden später gewann auch Simon Ammann in Lillehammer. Damit siegte erstmals ein Schweizer überhaupt in der Gesamtwertung im Skispringen.

Von einem “geschichtsträchtigen Tag der Schweiz” schrieb die Westschweizer Zeitung 24Heures am Samstag. “Innerhalb weniger Stunden holten sich zwei ihrer grössten Meister den Gesamtweltcup. Das gab’s noch nie.” Und die Schlagzeile im Zürcher Tages-Anzeiger lautete: “Die Männer für die grossen Momente – Tag der Krönung im Schweizer Wintersport.”

18 Jahre nach Paul Accola gewann mit Carlo Janka wieder ein Schweizer den Gesamtweltcup der Skirennfahrer. “Carlo Janka ist ein Skirennfahrer, wie es sie nur alle 20 Jahre gibt”, schrieb die Freiburger Zeitung La Liberté.

Seit über einem Jahr hat sich der 23-jährige Bündner, der sich auf den Skis besser ausdrückt als in Interviews, als würdiger Nachfolger von Pirmin Zurbriggen profiliert, der in den 80er-Jahren viermal den Gesamtweltcup holte. “Mit nur 23 Jahren hat Carlo Janka die höchsten Auszeichnungen gewonnen, die sich ein Skirennfahrer nur träumen kann: Weltmeister, Olympiasieger und Gesamtweltcup-Sieger. Der grosse Pirmin Zurbriggen ist erst mit 25 Jahren dort angelangt”, hiess es in der Basler Zeitung.

Ein Bündner aus Marmor

Diesen Winter ist Carlo Janka zehnmal auf ein Weltcup-Podium gestiegen, sechsmal davon auf das oberste. An den diesjährigen Olympischen Spielen in Vancouver gewann er die Goldmedaille im Riesenslalom, ein Jahr zuvor in der gleichen Disziplin Gold in Val d’Isère.

Ebenfalls im Riesenslalom holte er sich die grosse Kristallkugel. Jedes Mal, wenn der Bündner Skirennfahrer mit dem Kosenamen “Iceman” den ersten Lauf gewann, kam er im zweiten nie ins Zittern.

Die Wintersaison 2009/2010 war nicht nur für Carlo Janka top, sondern für das ganze alpine Schweizer Ski-Team. Insgesamt erreichte das Männerteam 25 Podiumsplätze und 11 Siege – ein seit über zwei Jahrzehnten nicht mehr gesehener Erfolg.

Der andere grosse Mann neben Janka heisst Didier Cuche. Fünf Siege und eine dritte grosse Kristallkugel in der Abfahrt krönten den Winter des Neuenburgers, für den die Olympischen Spiele in Vancouver die einzige grosse Enttäuschung der Saison waren.

Die Österreicher geschlagen

In Kreisen des Schweizerischen Skiverbandes heisst es immer wieder: Dank Didier Cuche und Didier Défago, Olympia-Abfahrtssieger, konnte Carlo Janka in aller Ruhe Fortschritte machen, sich weiter entwickeln. Silvan Zurbriggen, Ambrosi Hoffmann, Tobias Grünenfelder und der junge Patrick Küng haben auch einige Freuden erbracht. Was Didier Cuche zu sagen veranlasst: “Wir sind nicht ein allzu grosses Team, aber reich an guten Elementen.”

Obwohl erneut Punktesieger in der Nationenwertung, konnte die eindrückliche alpine österreichische Ski-Armada diesen Winter keine der acht Weltcup-Abfahrten gewinnen. Carlo Janka und Didier Cuche konnten allein deren sechs für sich entscheiden.

Beim Skispringen ist die Situation identisch. Gregor Schlierenzauer, Tomas Morgenstern, Andreas Kofler und weitere Österreicher mussten sich gegenüber dem 28-jährigen Überflieger Simon Ammann geschlagen geben. Der Toggenburger aus dem Kanton St. Gallen gewann in Vancouver zwei Goldmedaillen, und danach machte er sich auf den Weg zum ersten Schweizer Gesamtweltcup-Sieger im Skispringen.

Lara Guts Absenz

Beim alpinen Ski-Frauenteam war die Abwesenheit von Lara Gut spürbar, die sich zu Beginn der Wintersaison verletzt hatte. Obwohl an den Olympischen Spielen in Vancouver leer ausgegangen, realisierte das Frauenteam während der Weltcupsaison dennoch einige gute Resultate.

Die Bilanz: Zwei Siege (Fränzi Aufdenblatten und Dominique Gisin) auf neun Podiumsplätzen, aber keiner in den technischen Disziplinen. Slalom und Riesenslalom bleiben die Achillesverse der Schweizer Skirennfahrerinnen.

Schwerarbeiter

Die beiden Wintersportkönige Janka und Ammann verbindet für den Tages-Anzeiger einiges: “Das Talent natürlich und die Bodenständigkeit, die Kontinuität im Betreuerteam. Aber ein Begriff steht im Vordergrund: Arbeit. Beide scheuen keine Mühe, sie tüfteln an allem herum, ihr Sport beschäftigt sie rund um die Uhr.”

Und die Zukunft? Die Neue Zürcher Zeitung warnt: “In kaum einer anderen Sportart ist die Herrlichkeit allerdings so vergänglich wie im Skispringen; manchmal reicht ein Detail, damit ein perfekt abgestimmtes Flugsystem aus dem Gleichgewicht gerät.”

Vom Licht in die Dunkelheit braucht es manchmal nur einen kleinen Schritt. Die Schweizer können ein Lied davon singen. Nach zweimal Gold in Salt Lake City 2002 kam für Simon Ammann eine lange Leerperiode. Anfang der Jahre 2000 befand sich die Schweiz im Ski alpin im Tief, das erst an den Weltmeisterschaften in Are 2007 dank namentlich Daniel Albrecht überwunden werden konnte.

Wie geht es weiter?

Daniel Albrecht sollte nächstes Jahr wieder auf den Weltcup-Pisten fahren, nach einer langen Pause infolge seines spektakulären Sturzes im Februar 2009 in Kitzbühel. Ebenso Lara Gut, die dem Frauenteam in diesem Winter sehr gefehlt hat.

Simon Ammann will noch bis zur WM 2011 in Oslo weitermachen. Dann wird sich zeigen, wie nachhaltig seine Erfolge für die Schweizer Springerszene sind. Mit Ammann wird auch Cuche seine Karriere beenden. Janka steht erst am Anfang und hofft darauf, dass er sich bald mit Albrecht messen kann. Jedenfalls ist die Situation im alpinen Männerteam günstig.

Samuel Jaberg, swissinfo.ch
(Übertragung aus dem Französischen: Jean-Michel Berthoud)

Der 23-jährige Bündner kommt aus Obersaxen. Sein erstes Podium erreicht er im November 2008 in Lake Louise (2. Rang in der Abfahrt).

Im Februar 2009 gewinnt er Bronze in der Abfahrt an den Weltmeisterschaften in Val d’Isère und Gold im Riesenslalom. Im März 2009 holt sich Carlo Janka die Kristallkugel in der Super-Kombination.

An den Olympischen Spielen in Vancouver 2010 gewinnt Janka Gold im Riesenslalom und damit die zweite Goldmedaille im Ski alpin für die Schweiz, nach dem Sieg von Didier Defago in der Abfahrt.

Am 12. März 2010 wird Janka mit einem Sieg im Riesenslalom in Garmisch Gesamtweltcup-Sieger – als erster Schweizer seit 18 Jahren nach Paul Accola 1992.

Der 28-jährige St. Galler ist 172 cm gross und 60 Kilo schwer.

An den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City gewinnt er Gold sowohl auf der Normal- wie auch auf der Grossschanze. An den Spielen 2010 in Vancouver holt sich Ammann ebenfalls Gold auf beiden Schanzen.

An den Weltmeisterschaften 2007 in Sapporo gewinnt er Gold auf der Grossschanze und Silber auf der Normalschanze. An der WM in Liberec 2009 gibt es Bronze auf der Normalschanze.

2010 wird Simon Ammann als erster Schweizer Gesamtweltcup-Sieger.

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