The Swiss voice in the world since 1935

Glanzlose Schweiz beim 1:0 gegen Frankreich

Keystone

Eher Krampf denn Schaulaufen: Die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft hat den ersten WM-Gegner Frankreich mit dem Fussballskore von 1:0 bezwungen. Das beste sind die drei Punkte, der Shutout von Goalie Martin Gerber - und viel Luft nach oben.

Wer Klasse hat, vermag dem Krampf die Kür folgen zu lassen.

So gesehen, können sich die Schweizer Eishockey-Fans auf die WM-Partien Nr. 2 und 3 von Sonntag gegen Deutschland und vor allem von Dienstag gegen Titelhalter Russland freuen.

Der magere Minimalsieg zum WM-Auftakt führte bei Nationaltrainer Ralph Krueger zu keinerlei Sorgenfalten. «Wir wussten, dass das Startspiel sehr schwierig werden wird. Zudem waren wir etwas gehemmt durch die Stimmung und die Erwartungen», sagte der Deutsch-Kanadier.

Überall hätten ein paar Prozente gefehlt, in Offensive wie Defensive. «Jetzt aber ist die Mannschaft im Turnier drin, und die paar Prozente kommen gegen Deutschland», so der Berufsoptimist.

Goalie Gerber bester Schweizer

Vor ausverkaufter Kulisse in der Berner PostFinance-Arena begannen die WM-Gastgeber vorsichtig-verhalten. Eine doppelte Überzahl nach fünf Minuten konnten die Krueger-Boys nicht ausnützen. Zu statisch und ideenarm agierten Mark Streit und Mitspieler in der Situation 5 gegen 3.

Danach erhielt der Schweizer Goalie Martin Gerber mehr Arbeit, als ihm lieb war, denn der NHL-Hüter musste mehrere so genannte Big Saves machen, um eine Führung der Franzosen zu verhindern.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte wohl niemand, dass der Emmentaler just in diesem Momenten den Grundstein für die ersten drei Punkte auf dem Schweizer Konto legte.

Einmaliges Jubel-Erlebnis

In der 12. Minute war es dann soweit: Die 11’500 Zuschauer konnten das erste WM-Tor der Schweiz bejubeln. Martin Plüss nützte eine Überzahl und bezwang den französischen Hüter mit einem präzisen Schuss aus dem Handgelenk in die linke obere Torecke. Das Zuspiel gab Mark Streit, der Schweizer «Mr. Powerplay».

Ins zweite Drittel startete das Heimteam dynamischer. Doch mit seinen «Hopp-Schwiz»-Rufen machte das Publikum klar, dass es vor allem eines sehen wollte: Tore.

Die Chance bot sich den Schweizern in einem weiteren Powerplay. Zwingende Torsituationen waren aber auch in der sechsten Überzahl Mangelware, wie auch das Überraschungsmoment.

Dem Sieg entgegen gezittert

Ein Warnsignal dafür, auf welch dünnem Eis die Schweizer spielten, gaben die Franzosen in einer Überzahl mit dem vermeintlichen Ausgleichstreffer. Doch der Headschiedsrichter zögerte keine Sekunde, das Tor nicht zu geben: Ein französischer Angreifer stand klar in Gerbers Torraum.

Die sehnlichst erwartete Steigerung des Heimteams blieb auch im dritten Durchgang aus. Obwohl das Spiel mehrheitlich nur eine Richtung kannte, die gegen das Tor von Frankreich-Hüter Lhenry, schafften die Schweizer die Vorentscheidung auch in den letzten 20 Minuten nicht.

Mehr von allem nötig, auf dem Feld

Trainer Ralph Krueger wird die drei Punkte gerne nehmen, weniger aber die Leistung seiner Spieler. Er wird sein Team aber darauf einstimmen können, dass schon am Sonntag gegen Deutschland viel mehr Bewegung, Schnelligkeit und Torinstinkt nötig sein werden, um den Punktefahrplan einzuhalten.

Dieser sieht nach zwei Partien sechs Zähler vor. Alles andere wäre für die Schweiz eine Enttäuschung.

swissinfo, Renat Künzi

Die Eishockey-WM 2009 mit den besten 16 Nationalteams findet bis am 10. Mai im Hauptaustragungsort Bern und in Kloten statt.

Von den 56 Partien finden 32 in der PostFinance-Arena in Bern statt (inkl. alle Finalspiele), 24 Spiele in der Arena Zurich-Kloten.

Favorisiert sind Titelveteidiger Russland und Kanada.

Ziel der Schweiz, aktuelle Nr. 8 der Weltrangliste, ist das Viertelfinale. Für das Erreichen des Halbfinales wäre ein absoluter Exploit des Teams von Coach Ralph Krueger nötig.

Die Hoffnungen im Schweizer ruhen auf den beiden NHL-Stars Mark Streit und Martin Gerber sowie dem Riesen Ryan Gardner, der 196 Zentimeter misst.

Die Organisatoren unter Präsident Gian Gilli erwarten rund 300’000 Fans.

Einen Tag für WM-Beginn waren bereits knapp 260’000 Tickets verkauft. Damit ist die Gesamtbesucherzahl der WM 1998 in der Schweiz bereits deutlich übertroffen.

Die PostFinance-Arena in Bern fasst an der WM 11’500 Zuschauer, die Arena Zurich-Kloten 6700.

In den beiden WM-Stadien sind 1100 freiwillige Helfer im Einsatz.

Das Gesamtbudget der Organisatoren beläuft sich auf rund 35 Mio. Franken.

Für den Grossanlass haben sich rund 800 Journalisten akkreditiert.

Die 56 Spiele werden von 190 TV-Stationen in über 100 Länder übertragen.

Gesamthaft verfolgen 800 Millionen Zuschauer die WM am Fernsehen.

Mit der Schweiz verbunden

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft