
GR/Renditen der Staatsanleihen stabilisieren sich auf hohem Niveau
FRANKFURT (awp international) – Die Renditen griechischer Staatsanleihen haben sich am Mittwoch nach ihrem Höhenflug am Vortag auf hohem Niveau stabilisiert. Zehnjährige Papiere rentierten mit 7,12 Prozent. Gerüchte, dass die griechische Regierung über eine Veränderung des Hilfspakets verhandeln wolle, hatte die Rendite am Dienstag in der Spitze bis auf 7,17 Prozent steigen lassen. Dies war der höchste Wert seit dem Beitritt Griechenlands zur Eurozone. Laut den Spekulationen vom Vortag wollen die Griechen die strengen Bedingungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) umgehen. Der griechische Finanzminister hatte die Gerüchte allerdings dementiert. Zudem habe man sich auch nicht bemüht, den Hilfsmechanismus von Europäischer Union (EU) und IWF in Anspruch zu nehmen.
Der Anstieg der griechischen Renditen aber auch die Kursverluste des Euro am Dienstag hätten auf der «Verbreitung von Unwahrheiten» beruht, sagte Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank. Er sieht hier Spekulanten gegen den Euro am Werk und forderte die Aufsichtsbehörden zum Handeln auf. «Wenn mit Unwahrheiten Länder in den finanziellen Abgrund gestossen werden können, ohne dass sich die Aufsichtsbehörden diesem Thema zuwenden, sind das Zustände, die irritieren.» Hellmeyer verweist auf das Frühjahr 2009 als die Attacken gegen den Euro über eine angebliche Schuldenkrise in Österreich und Osteuropa gefahren wurden seien.
Besonders beunruhigend ist laut Commerzbank jedoch, dass die erst vor einer Woche mit einer Rendite von 6 Prozent begebene siebenjährige Anleihe mittlerweile mit einer Rendite von 6,95 Prozent gehandelt werde. Damit dürfte es für die griechische Schuldenagentur PDMA noch schwieriger werden, eine anhaltende Erosion der Investorenbasis zu verhindern. Diese «katastrophale Performance» lasse den Appetit auf weitere griechische Staatsanliehn weiter sinken. Eine noch grössere Spreadausweitung werde nur durch die Tatsache verhindert, dass für April alle Zahlungen gesichert seien. So lag der Risikoaufschlag am Mittwoch auf einem Rekordniveau von etwa 4,00 Prozentpunkte.
Zusätzlich hätten Spekulationen über ein höher als bisher ermitteltes Haushaltsdefizit Griechenlands für 2009 die Anleihen am Mittwoch belastet, sagten Händler. Die europäische Statistikbehörde Eurostat werde am 22. April die Defizit- und Schuldenwerte der EU-Länder für 2009 veröffentlichen, kündigte eine Sprecherin der EU-Kommission an. Sie reagierte allerdings nicht auf Gerüchte, wonach das griechische Defizit im vergangenen Jahr bei rund 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gelegen haben soll – und damit deutlich höher als die bisher gemeldeten 12,7 Prozent.
Die deutsche Bundesregierung versucht unterdessen Athen den Rücken zu stärken. Man habe keine Zweifel, dass die Griechen ihr Sparprogramm umsetzen werde. «Die Bundesregierung hat Vertrauen in die beschlossenen Massnahmen», sagte Vize- Regierungssprecher Christoph Steegmans. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums gibt es keine neue Sachlage, die die Unruhe an den Märkten begründen könnte./js