Hochtief-Grossaktionär fordert Rücktritt der Firmenspitze
ESSEN/NEW YORK (awp international) – Das Management des mitten in einer Übernahmeschlacht steckenden Essener Baukonzerns Hochtief verliert in den eigenen Reihen an Rückhalt. Der zweitgrösste Aktionär Southeastern Asset Management fordert den Abgang von Teilen des Vorstands und des Aufsichtsrats.
Streitpunkt ist die jüngst angekündigte Kapitalerhöhung, durch die sich der US-Vermögensverwalter Southeastern benachteiligt sieht. Konkret stört sich die Finanzfirma an dem Preis von 57,114 Euro, zu dem die frischen Aktien an das Emirat Katar gehen sollen. «Der Preis liegt dramatisch unter dem eigentlichen Wert des Unternehmens», heisst es in einem Brief von Southeastern an den Chef des Hochtief- Aufsichtsrats, Detlev Bremkamp.
Das Papier liegt der Nachrichtenagentur dpa vor; ein Konzernsprecher bestätigte die Existenz. Zwar nennt Southeastern keine Manager, die gehen sollen. Die Amerikaner greifen an anderer Stelle in dem Schreiben aber namentlich Konzernchef Herbert Lütkestratkötter und auch Finanzvorstand Burkhard Lohr an.
Durch den Einstieg von Katar würde Hochtief eine Übernahme durch den spanischen Rivalen ACS erschweren. Die Scheichs sollen 9,1 Prozent an den Essenern bekommen. Southeastern ist derzeit mit 5,19 Prozent an Hochtief und mit 5,05 Prozent an ACS beteiligt. Durch die Ausgabe neuer Aktien würde sich der Hochtief-Anteil verringern – und damit auch der Einfluss sowie der Anteil an den Dividendenausschüttungen.
ACS hält bereits knapp 30 Prozent an Hochtief und hat ein Übernahmeangebot für die restlichen Anteile vorgelegt. Bis zum Dienstagabend habe aber kein einziger Hochtief-Aktionär das Aktientauschangebot angenommen, berichtete ACS in einer Pflichtmitteilung.
Die von ACS am 1. Dezember vorgelegte Offerte hat eine Laufzeit bis zum 29. Dezember. Das Umtauschangebot liegt derzeit jedoch unter dem aktuellen Börsenkurs von fast 65 Euro. Es sei normal, dass bei solchen Fristen die Aktionäre erst gegen Ende des Angebotszeitraums tauschten, sagte eine ACS-Sprecherin am Donnerstag.
Southeastern sieht den wahren Wert der Hochtief-Aktie bei 95 Euro. «Wir sind keine aktivistischen Investoren», betonten die Amerikaner in ihrem Brief. Souteastern sei an einem langfristigen Investment interessiert. Der Vermögensverwalter war vor einem Jahr eingestiegen./uta/das/DP/stb