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Schweizer Hilfswerke sammeln für Pakistan

Menschen und eine stark überflutete Strasse
Vom stärksten Monsunregen seit 30 Jahren betroffene Menschen warten in Hyderabad auf Hilfe. Keystone / Nadeem Khawar

Die verheerenden Überschwemmungen in Pakistan haben schon mehr als 1100 Menschen das Leben gekostet und etwa eine Million Häuser beschädigt – ein Ende der Katastrophe ist nicht in Sicht. Die Schweizer Bevölkerung zeigt sich solidarisch.

Vielmehr werde sich die Lage wohl noch weiter zuspitzen, sagte der pakistanische Aussenminister Bilawal Bhutto Zardari am Dienstag. In Gebieten, die schon seit zwei Monaten von Stürmen und Hochwasser heimgesucht würden, dauerten die schweren Monsun-Regenfälle an. In Genf stellten die UNO und Pakistans Regierung einen ersten Hilfsplan für sechs Monate im Umfang von 116 Millionen Dollar (rund 112,6 Mio Franken) vor.

“Die Katastrophe ist in ihrem Ausmass und ihrer Verwüstung kolossal und hat sowohl unsere Ressourcen als auch unsere Kapazität überstiegen”, ergänzte der Aussenminister. Ebenso wie zuvor verschiedene Fachleute machte er den Klimawandel für die Katastrophe verantwortlich.

“Pakistan ist zum ‘Ground Zero’ der grössten existenziellen Bedrohung dieses Jahrhunderts geworden – der globalen Erwärmung”, sagte er. Die schlimmsten Überschwemmungen seit Jahrzehnten seien für sein Land nichts minder als ein nationaler Notstand.

Viele Kinder unter den Opfern

Die südasiatische Atommacht mit ihren rund 220 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern leidet seit Mitte Juni unter ungewöhnlich starkem Monsunregen. Betroffen ist besonders die Region Belutschistan im Südwesten.

Doch auch der Nordwesten Pakistans hat wegen der Überschwemmungen inzwischen mit grossen Schäden zu kämpfen. Naturkatastrophen wie Fluten, Dürren und Erdrutsche haben in Pakistan in den vergangenen Jahren zugenommen.

Hilfsaktion der Glückskette

Angesichts der verheerenden Situation in Pakistan sammelt die Glückskette SpendenExterner Link, um die betroffenen Menschen in Not zu unterstützten.

Ihre Schweizer Partnerorganisationen vor Ort wie Helvetas und Solidar Suisse “haben ihre Nothilfe bereits gestartet und verteilen Nahrungsmittel und Trinkwasser”, schreibt die Glückskette, die “humanitäre Initiative” des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

“In den nächsten Tagen und Wochen werden wir in Zusammenarbeit mit unseren Schweizer Partnerorganisationen dringend benötigte Hilfe leisten.”

Nach Angaben der pakistanischen Katastrophenschutzbehörde sind unter den Todesopfern auch fast 400 Kinder. Nahezu 3500 Kilometer Strassen seien zerstört und etwa 160 Brücken eingestürzt. Bauern hätten rund 700’000 Tiere verloren.

Am vergangenen Donnerstag hatte die Regierung in Islamabad bereits den Notstand ausgerufen und um internationale Hilfe zur Bewältigung der Katastrophe gebeten. Die Regierung selbst stellt nach eigenen Angaben 173 Millionen Dollar bereit.

Insgesamt seien mehr als 33 Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen, hiess es. Nach Schätzungen des Planungsministeriums beläuft sich der Schaden für die pakistanische Wirtschaft auf rund zehn Milliarden Dollar (etwa 9,71 Milliarden Franken).

Menschen bergen noch brauchbare Gegenstände aus einem von Fluten beschädigten Hotelgebäude
Menschen bergen noch brauchbare Gegenstände aus einem von den Fluten beschädigten Hotelgebäude in Kalam im Swat-Tal. Copyright 2022 The Associated Press. All Rights Reserved.

Hilfsplan aus Genf

Wie der Sprecher des UNO-Nothilfebüros (OCHA), Jens Laerke, in Genf erläuterte, sind etwa eine halbe Million Menschen obdachlos geworden. Viele seien von Verwandten und anderen aufgenommen worden, andere lebten in Camps. Es müssten schnell neue Behausungen gebaut werden.

Der in Genf vorgestellte Hilfsplan sieht unter anderem medizinische Hilfe vor. Dabei geht es nach Angaben der Weltgesundheits-Organisation (WHO) um Verletzungen etwa durch von den Wassermassen mitgerissene Trümmer und Schutt, elektrische Schocks durch abgerissene Kabel sowie um Infektionen wie Cholera.

Solche Infektionen breiten sich aus, wenn mit Fäkalien verseuchtes Abwasser nicht richtig entsorgt wird. Auch chronisch Kranke wie Diabetiker und Schwangere müssten in der Notlage weiter versorgt werden.

Fast 900 Gesundheitseinrichtungen seien zerstört oder beschädigt worden. Pakistan habe schon vor den Überschwemmungen viele mangelernährte Kinder gehabt, berichtete das Kinderhilfswerk Unicef. Sie müssten jetzt besonders unterstützt werden.

Die Schweiz hat vier Experten des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe nach Pakistan entsandt. Es soll in Zusammenarbeit mit der Schweizer Botschaft vor Ort die humanitäre Hilfe unterstützen. Das Team befindet sich für erste Abklärungen bereits vor Ort.

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