
Kanton Bern ordnet Freistellung eines umstrittenen Pfarrers an
(Keystone-SDA) Köniz BE – In der Berner Vorortsgemeinde Köniz bleibt der umstrittene Pfarrer André Urwyler vorläufig von seinen Aufgaben dispensiert. Die bernische Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirektion (JGK) hat einen entsprechenden Antrag des Kirchgemeinderats gutgeheissen.
Die JGK ortete genügend Hinweise für eine «nachhaltige und schwere Zerrüttung des Vertrauensverhältnisses zwischen André Urwyler und dem Kirchgemeinderat», wie sie in einer Mitteilung vom Freitag schreibt. Dies könne eine Abberufung rechtfertigen.
Nach dem erneuten Gesuch des Kirchgemeinderats um Abberufung des Pfarrers habe sich das angespannte Klima zwischen den beiden Parteien verschärft, schreibt die JGK weiter. Ein geordneter Betrieb sei deshalb nicht denkbar, solange Pfarrer Urwyler sein Amt ausübe.
Mit der Beurlaubung des Pfarrers will die JGK eine weitere Verschärfung des Konflikts vermeiden. Die Freistellung kann aber jederzeit aufgehoben oder geändert werden, wenn sich im Verlauf des Abberufungsverfahrens die Verhältnisse ändern.
Gegenseitige VorwürfeDer evangelisch-reformierte Kirchgemeinderat hatte am Dienstag erklärt, es gebe «keine Basis mehr für eine weitere Zusammenarbeit» mit dem streitbaren Pfarrer und suspendierte ihn mit sofortiger Wirkung. Als Probleme wurden etwa die Kommunikation zwischen Urwyler und den zuständigen Behördenvertretern sowie die misslungenen Integrationsbemühungen genannt.
Urwyler wehrte sich gleichentags gegen die Vorwürfe und kündigte eine Aufsichtsbeschwerde an, um sich gegen seine Suspendierung zu wehren. Auch er erhob Vorwürfe. Urwyler, der sich selbst als Alphatier bezeichnet, sagte, nach dem früheren Abberufungsgesuch habe gar kein Interesse daran bestanden, ihn zu integrieren.
Langjähriger StreitUrwyler gilt als begnadeter Prediger. In Teilen der Bevölkerung geniesst er grossen Rückhalt. Die Zusammenarbeit innerhalb der Kirche gestaltete sich indessen schwierig.
Der Kirchgemeinderat hatte zuletzt im April 2008 ein Abberufungsgesuch gegen Urwyler eingereicht, dieses aber Ende August 2009 wieder zurückgezogen.