The Swiss voice in the world since 1935
Top Stories
Schweizer Demokratie
Newsletter

In Neuenburg oder Zürich ist es heute so warm wie vor 50 Jahren mitten in Italien

Boot am Bootssteg, der See hat einen tiefen Pegel
Die Folgen des Klimawandels sind in der Natur bereits spürbar. Keystone / Laurent Gillieron

Die Daten der europäischen Wetterstationen zeigen, dass die aktuellen Temperaturen in der Schweiz denen ähneln, die vor einigen Jahrzehnten weiter südlich gemessen wurden. Datenrecherche des Westschweizer Fernsehens RTS.

Bis zu 28 Grad Mitte September, eine Hitzewelle im Juni und Rekordtemperaturen im Januar: Die Schweiz wird immer wärmer, und das verändert unsere klimatischen Gewohnheiten.

RTS hat die historischen Monatstemperaturen von über 900 Wetterstationen in Europa verglichen, und das Ergebnis ist eindeutig: In den meisten Fällen entsprechen die aktuellen Temperaturen denen, die im 20. Jahrhundert an weiter südlich gelegenen Stationen gemessen wurden. Genf ähnelt Norditalien, Paris Toulouse und London der Region um Bordeaux.

Wie haben sich die Temperaturen bei Ihnen verändert? Klicken Sie auf dieser Karte auf eine Wetterstation:

Externer Inhalt

Ein Klick markiert die gewählte Station in Rot. Die blauen Punkte zeigen, welche Wetterstationen im 20. Jahrhundert ähnliche Temperaturen verzeichneten. (Auf iPhone und iPad müssen Sie zweimal auf eine Station tippen, um sie auszuwählen.)

Der Klimawandel als Ursache

Für Martine Rebetez, Professorin an der Universität Neuenburg und Forscherin an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, ist diese Temperaturentwicklung zweifellos eine Folge des bereits spürbaren Klimawandels.

Eine logische Schlussfolgerung, wenn man bedenkt, dass die aktuellen Durchschnittstemperaturen in der Schweiz fast drei Grad über den vorindustriellen Werten liegen.

Angesichts der raschen Erwärmung hat die Vegetation Mühe, sich anzupassen. «Fichten haben eine Lebensdauer von über 100 Jahren. Die Temperaturen verändern sich zu schnell, was bedeutet, dass sie im Lauf ihres Lebens leiden und ihre Gesundheit sich verschlechtern wird», sagt Rebetez. Diese Bäume könnten langfristig in der Schweizer Landschaft seltener werden.

Lesen Sie unseren Artikel darüber, wie Wälder von Dürren betroffen sind:

Mehr

Gefährdete Kartoffeln und Zuckerrüben

Auch die Landwirtschaft muss sich nach und nach an die neuen Temperaturen anpassen. In der Schweiz gedeihen Kartoffeln und Zuckerrüben in einem kalten und feuchten Klima, leiden jedoch bei Temperaturen über 30 Grad.

Diese beiden Wurzelgemüse könnten von einem Anbau in kühleren Höhenlagen profitieren, doch die meisten landwirtschaftlichen Flächen befinden sich in der Ebene. Ihre historische Präsenz auf unseren Feldern ist bedroht.

Im Gegensatz zu Pflanzen können Tiere in eine für sie günstigere Umgebung wandern, doch ihre Verschiebung kann Ökosysteme gefährden. Diese Risiken sind bereits erkennbar, beispielsweise durch die Ausbreitung der Tigermücke in Südeuropa bis hin zur Schweiz. Die Tigermücke ist ein invasives Insekt, das schwere Krankheiten überträgt.

Hier finden Sie unseren Artikel über die Geschwindigkeit der Erwärmung in der Schweiz im internationalen Vergleich:

Mehr

Ein anderes Klima trotz ähnlicher Temperaturen

Auch wenn die Durchschnittstemperaturen immer mehr südlich gelegenen Gebieten ähneln, unterscheidet sich das Klima dennoch, besonders hinsichtlich der Niederschläge und Temperaturschwankungen.

Klimatologin Rebetez erklärt: «Die Mittelmeerregionen haben relativ gleichmässige heisse und trockene Sommer. In Ländern wie der Schweiz hingegen können auf sehr heisse Perioden auch regnerische und kalte Phasen folgen.»

Die gesamte Sendung 19h30 von RTS über den Temperaturanstieg in der Schweiz im Jahr 2025 (auf Französisch):

Externer Inhalt

Übertragung aus dem Französischen mithilfe von Deepl: Janine Gloor

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft