Weltklimakonferenz in Belém: Zu wenig, und trotzdem etwas wert
Beim Gipfel in Brasilien wurde der Klimaschutz nicht entscheidend verstärkt. Trotzdem sind die Resultate ein bisschen etwas wert.
Die Resultate dieser Klimakonferenz sind mager, sie bringen viel zu wenig. Denn das Ziel, die Klimaerwärmung irgendwo zwischen 1.5 und 2 Grad zu stoppen, ist aus wissenschaftlicher Sicht mit den Beschlüssen von Belém nicht zu erreichen.
Um den CO₂-Ausstoss zu senken, bräuchte es einen schnellen Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle. Doch der Fahrplan zu diesem Ausstieg, wie ihn Brasilien vorgeschlagen hatte, wurde von den erdölfördernden Staaten, aber auch von China und Indien, attackiert und versenkt. Übrig blieb ein Text zum Klimaschutz, der nicht viel mehr fordert, als schon in früheren Jahren beschlossen wurde.
Nur zähneknirschend stimmten etwa die Schweiz und die EU zu, weil sie den multilateralen Prozess der Klimakonferenzen nicht mit einem Nein beschädigen wollten.
Sie wollten vielmehr zeigen, dass das Gespräch unter den fast 200 Staaten auch ohne den Elefanten im Raum, auch ohne die USA, weitergeht.
Andere Player werden wichtiger
Die Weltklimakonferenz ist jedoch längst nicht mehr die alleinige treibende Kraft für mehr Klimaschutz. Seit dem Pariser Klimaschutzabkommen vor zehn Jahren ist in der Industrie und in einzelnen Staaten und Regionen viel in Bewegung gekommen.
Länder wie etwa Dänemark gehen voraus und zeigen den anderen, wie man sich von den fossilen Energien lösen kann und dabei unabhängiger wird. China macht gerade vor, wie man den Umstieg auf die Elektromobilität enorm beschleunigt.
Der Schweizer Botschafter für Umwelt Felix Wertli hat eine gemischte Bilanz des Weltklimagipfels in Belém gezogen. Die Schweiz hätte sich ehrgeizigere Massnahmen gewünscht, erklärte er gegenüber Keystone-SDA.
Es seien aber auch Erfolge erzielt worden. «Es war eine Konferenz der kleinen Schritte», sagte Wertli.
Die COP30 endete ohne eine verbindliche Verpflichtung zum Ausstieg aus Erdöl, Kohle und Gas. Stattdessen kündigte Brasilien einen Fahrplan in diese Richtung auf freiwilliger Basis an. «Das ist immerhin eine Antwort, auch wenn sie weniger konkret ist», kommentierte Wertli.
Weitere Fortschritte wurden im Bereich Anpassung erzielt: Die Entwicklungsländer verpflichteten sich, ihre finanzielle Unterstützung zur Anpassung an die Folgen der globalen Erwärmung bis 2035 zu verdreifachen.
Ausserdem müsse die Tatsache, dass Vertreterinnen und Vertreter aus fast 200 Ländern trotz der schwierigen geopolitischen Lage an den Verhandlungen teilgenommen hätten, als Erfolg gewertet werden, so Wertli.
Die Schweizer Umwelt- und Hilfsorganisationen ihrerseits zeigten sich enttäuscht von den Ergebnissen der COP30. Obwohl sie einige Fortschritte feststellen, kritisieren sie die Schwäche der erreichten Kompromisse.
«Die Kluft zwischen dem, was die Länder tun, und dem, was getan werden muss, bleibt zu gross», schrieb WWF Schweiz in einer Mitteilung.
Quelle: Keystone-SDA
Selbst verschiedene Gliedstaaten der USA, wie etwa Kalifornien, wollen sich das Geschäft mit den erneuerbaren Energien, Batterien und anderen Zukunftstechnologien nicht entgehen lassen.
So werden die USA unter Donald Trump den Treibhausgasausstoss in den nächsten Jahren voraussichtlich deutlich senken. Nicht wegen politischer Programme, sondern weil die Solarindustrie in Texas boomt und es sich rechnet.
Erfolg mit kleinen Schritten
Doch zurück zur Klimadiplomatie: Wer sie verfolgt, weiss, dass hohe Erwartungen an die Klimakonferenzen leider fehl am Platz sind.
Doch kleine Schritte gibt es immer wieder. Dieses Jahr etwa konnten sich die Staaten darauf einigen, dass mehr Gelder fliessen sollen für die Anpassung an den Klimawandel.
Ebenfalls verabschiedet wurde ein Mechanismus, der die soziale Gerechtigkeit bei Klimaschutzmassnahmen sicherstellen soll. Zusätzlich wurde eine Reihe von Initiativen ausserhalb des Vertragswerkes gestartet. So etwa ein Fahrplan für den Stopp der Tropenwald-Abholzung bis 2030.
Auch der Fahrplan zum Ausstieg aus den fossilen Energien wird weiter vorangetrieben – jetzt allerdings nur als gemeinsames Ziel der ambitionierten Staaten. Wie gesagt, das ist unter dem Strich viel zu wenig, aber es ist immerhin etwas.
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