20 Jahre Lokalradio in der Schweiz
Am 28. November wurde der Zürcher Lokalsender Radio 24 des Medienpioniers Roger Schawinski (Bild) 20-jährig. Der ursprünglich illegale Sender brachte in der Schweiz das Monopol der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG zu Fall.
Am 28. November wurde der Zürcher Lokalsender Radio 24 des Medienpioniers Roger Schawinski (Bild) 20-jährig. Der ursprünglich illegale Sender brachte in der Schweiz das SRG-Monopol zu Fall, stiess aber auch an technische und politische Grenzen.
Der damals 34-jährige Journalist und Jungunternehmer habe ‚kaum den Unterschied zwischen Mittelwelle und UKW gekannt‘, als er 1979 sein Radio- Abenteuer startete, heisst es in der jüngst erschienen Schawinski-Biographie ‚Einer gegen alle‘ von Roy Spring.
Er nutzte die eben liberalisierte Medienordnung Italiens, um vom knapp 3000 Meter hohen Pizzo Groppera nahe Como mit dem damals stärksten UKW-Radiosender Europas die 120 Kilometer entfernte Region Zürich zu beschallen. Der für die Schweiz revolutionäre Radiostil mobilisierte vor allem eine junge Öffentlichkeit.
Viel zitiert ist der Kampf des Zürcher Radio-Piraten gegen ein grau-verstaubtes Berner Beamtentum, das damals das Schweizer Radiomonopol verwaltete. ‚Enorm viel ausgelöst‘ hatte Schawinski nach den Worten von Alfred Hostettler, beim Bundesamt für Kommunikation für Lokalradio zuständig, mit seiner Idee.
Heute sind gesamtschweizerisch 45 Lokalradiostationen auf Sendung. Dank Beiträgen aus dem Gebührensplitting mit der SRG können Sender in wirtschaftlich wenig attraktiven Regionen überleben. Bei nur rund einem halben Dutzend Sender wird laut Hostettler wirklich Geld verdient. Dass Radio 24 dazugehört, muss
er nicht speziell erwähnen. Der liberale Geist schwappte 1996 auf das Fernsehen über. Anders als beim lokal bleibenden Privatradio führte dies zu mehreren nationalen TV-Projekten.
Dass das Privatradio fast ganz lokal blieb, ist laut Hostettler eine Folge der Politik. Die Frequenzen für nationales Radio blieben der SRG vorbehalten. Schawinski scheiterte daher 1992 mit dem gesamtschweizerischen Projekt Opus Radio.
Was im nationalen Privat-TV-Bereich Sinn macht – nämlich die Verbreitung über Kabel in die Haushalte – bringt beim Radio wenig. Das Begleitmedium muss jederzeit mobil empfangbar sein. Nach 20 Jahren Privatradio ermöglicht eine technische Entwicklung künftig auch mobil empfangbare nationale Privatradios.
Das Zauberwort heisst DAB (Digital Audio Broadcasting). Damit werden in den nächsten Jahren die verfügbaren terrestrischen Frequenzen deutlich erhöht. Schawinski hat die Nase wieder vorn
Der Kampf unter den Privaten um künftige DAB-Frequenzen für nationale Radio-Projekte läuft hinter den Kulissen bereits heute. Beim Bakom liegen mehrere Gesuche für nationale Radioprojekte, die vorderhand über Kabel oder Satellit verbreitet werden.
Und Schawinski hat die Nase erneut vorn. Für sein künftiges nationales DAB-Projekt ‚Radio 24 Plus‘, das sich an über 35-jährige Hörerinnen und Hörer richtet, hat er als erster Lokalradio- Veranstalter am 10. November dieses Jahres die Konzession vom Bundesrat erhalten.
SRI und Agenturen
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