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Das Museum der 5. Schweiz erhält neue Leitung

Das Museum befindet sich im Château de Penthes, welches aus dem 18. Jahrhundert stammt. SP

Stabübergabe in der "Fondation pour l'histoire des Suisses dans le monde" und dem dazugehörenden Museum: Ein ehemaliger Botschafter und ein Historiker übernehmen die Leitung.

Bénédict de Tscharner und Anselm Zurfluh wollen neue Besucherinnen und Besucher ins Château de Penthes locken.

Jean-René Bory geht. Ihm verdankt das «Musée des Suisses dans le monde» alles, wenigstens fast. Das heisst, praktisch ein halbes Jahrhundert leidenschaftlichen Einsatz. Aber wenn der Waadtländer Museograf davon spricht, spricht er immer auch von Gonzague de Reynold, dem Freiburger Historiker, mit dem er den ersten Entwurf dazu verfasst hatte.

Wenn die «unveränderlichen Richtungen und die ständigen Eigenschaften» respektiert werden, wie er sagt, sind wir hier am richtigen Ort, um die aktuellen Fragen über den Platz der Schweizerinnen und Schweizer draussen in der Welt in den richtigen Zusammenhang zu bringen.

Sein Nachfolger an der Spitze der «Fondation pour l’histoire des Suisses dans le monde», Bénédict de Tscharner, war früher Botschafter in Paris und lebt heute im Ruhestand. Er weiss, dass er sich vom Pioniergeist inspirieren lassen und die Sammlungen, für die er nun verantwortlich ist, erhalten muss.

Das gilt auch für den neuen Direktor des Museums, Anselm Zurfluh. Er ist auf das 17. Jahrhundert und die Alpenzivilisationen spezialisiert. Sein Credo lautet: «Das Château de Penthes ist ein Ort der Erinnerung und ein Laboratorium für Wissen.»

Die Pädagogik der persönlichen Schicksale

Bénédict de Tscharner hat Projekte. Aber es hängt nicht von ihm allein ab, ob sie Wirklichkeit werden. Um sie zu Ende zu führen, muss er «jeden Rappen suchen gehen» und an mehrere Türen klopfen. Ohne dies gibt es weder Ausweitung noch Renovation.

Zunächst die Ausweitung der Thematik. Er, der frühere Diplomat und Wirtschaftsfachmann, würde es zum Beispiel begrüssen, wenn das Museum den Heldentaten der Schweizer Unternehmer, welche ausgezogen sind, um die ausländischen Märkte zu erobern, einen Platz einräumen würde.

Er möchte im Château de Penthes auch «eine Art virtuelle Galerie» einrichten, in der Schweizer Kunstschaffende, welche nur noch wenig Verbindung mit ihrer alten Heimat haben, ihren Landsleuten näher gebracht werden könnten.

Als roten Faden sieht er eine Pädagogik, welche die «anekdotische» Seite der Persönlichkeiten in den Vordergrund rückt und die Lust weckt, mehr über ihre ruhmreichen oder tragischen Lebenswege zu erfahren.

«Über persönliche Schicksale geht man anders an die Geschichte heran», erklärt de Tscharner. Und das ist dem obersten Chef wichtig.

Eine Vergangenheit, die in die Gegenwart reicht

Hier will Anselm Zurfluh aber offenbar ein paar Mythen zerstören. Zum Beispiel den Mythos, wonach Schweizer oft auswanderten, um überleben zu können.

«Nicht die Armut liess sie auswandern», führt der neue Konservator aus, «sie suchten vielmehr etwas Neues». Gerade das richtige Thema zu einem Zeitpunkt, an dem in der Schweiz wieder einmal das Asylrecht diskutiert wird!

Er denkt auch an einen seiner Urner Landsleute des 17. Jahrhunderts, eine Art «Schweizer Richelieu» der bis zu seinem Tod gegen jede Allianz der Eidgenossen mit Frankreich gekämpft hat.

Und der Historiker fügt bei: «Damals wurden schon die gleichen Argumente vorgebracht, wie man sie heute gegen den Schweizer Beitritt zur UNO oder zur Europäischen Union hört.»

Zurfluh erwähnt dieses Beispiel, um zu zeigen, dass das Musée de Penthes auch für Akademikerinnen und Akademiker wichtig sein kann, welche bestimmte Themen suchen.

Er möchte übrigens den Ort nutzen, um für die jüngsten Werke zu werben, welche sich mit der Geschichte der Schweizer in Algerien oder in Polen oder auch der Tessiner befassen, die eines Tages ausgezogen sind, um die Welt zu entdecken.

swissinfo, Bernard Weissbrodt

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