«Hallo Einstein, mir gefällt Deine Handschrift»
Albert Einstein gilt – wie Kopernikus, Galileo oder Newton - als Gründer eines neuen philosophischen und wissenschaftlichen Weltbildes.
Seine Wohnung in Bern, in der die Relativitätstheorie entstand, ist heute ein Museum. Es wird insbesondere von Ausländern besucht.
«Ciao Einstein, auch meine Haare sind so durcheinander wie deine, mir gefällt zudem deine unordentliche Handschrift. Aber dein Genie zählt am meisten. Du hast einen enormen Beitrag zur Entwicklung der Menschheit geleistet.»
Diese Sätze, geschrieben von einem ausländischen Touristen, stehen im Gästebuch des Einsteinhauses im Zentrum Berns an der Kramgasse 49. Der Wissenschafter lebte dort von 1903 bis 1905.
In seiner – wie Einstein selber sagte – beglückendsten und fruchtbarsten Zeit in Bern entstanden wichtige Theorien. An der Kramgasse 49 erarbeitete er im Jahre 1905 die Spezielle Relativitätstheorie und beschäftigte sich auch mit den Grundlagen zur Allgemeinen Relativitätstheorie.
«Welch schöne Zeit in Bern!», schrieb der Physiker später in seinen Erinnerungen, als er längst berühmt und ein weltweites Symbol für die schöpferische und intellektuelle Schaffenskraft der Menschheit war.
Anscheinend liebte Einstein die ruhige Atmosphäre Berns unter den Laubengängen. Dort sah man ihn häufig in grünen Schlappen spazieren gehen.
Kein besonders guter Schüler
Einstein wurde am 14.März 1879 in Ulm (Süddeutschland) als erstes Kind jüdischer Eltern geboren. Mit 16 Jahren, im Frühjahr 1895, kam er in die Schweiz, nach Aarau. Die Schweizerische Staatsbürgerschaft erhielt er im Jahr 1901.
Am Gymnasium war er ein guter Schüler, aber lange nicht der beste. Er hatte sogar Mühe, die Aufnahmeprüfungen für das Polytechnikum (ETH) in Zürich zu bestehen. Dort studierte er Mathematik und Physik.
Im Februar 1902 kam er nach Bern. Er hatte kein Geld und schlug sich als Aushilfslehrer durch. Dann fand er Arbeit als «technischer Experte dritter Klasse» beim Eidgenössischen Patentamt.
Nach der Unsicherheit während der Phase der Arbeitslosigkeit gab ihm die neue, nicht zu fordernde, aber auch nicht allzu langweilige Arbeit am Patentamt die nötige Ruhe und Gelassenheit für seine kreative Forschungstätigkeit.
Zwei Köpfchen unter einem Dach
Nur wenige Monate, nachdem Einstein Arbeit beim Patentamt gefunden hatte, mietete er die Wohnung, in dem sich heute das Museum befindet.
Die Wohnung befindet sich im zweiten Stock des Gebäudes, ist ziemlich klein und bescheiden, bietet aber einen wunderbaren Blick auf eine der schönsten Strassen Berns. In diesen Räumen kreuzte sich das private und berufliche Leben des genialen Physikers.
Hier lebte er mit seiner Frau Mileva Maric, einer Studienkollegin, deren stille Intelligenz er so sehr liebte. Später, im Jahr 1904, kam Sohn Hans Albert dazu.
Ein schmaler Korridor führt zum Wohnzimmer, der vom Schlafzimmer durch einen fensterlosen Raum getrennt ist. Das war das Zimmerchen des Sohnes.
Akademie Olympia
Es scheint fast unglaublich, dass sich der geniale Wissenschafter hier nach der Arbeit und in seiner Freizeit einige der fundamentalsten Lehrsätze der modernen Physik ausgedacht hat, während sein «Küken» nebenan schlief. So nannte er jedenfalls seinen Sohn in einem Brief, in dem er seine «revolutionären Theorien» erklärte.
Einstein wird allerdings nie als guter Vater oder Modell-Ehemann beschrieben. Offenbar hat ihn sein «Küken» in diesen Jahren nicht allzu sehr gestört. Auch nicht nachts, wenn Einstein mit seinen Freunden am Diskutieren war.
Dazu gehörten Maurice Solovine und Conrad Habicht, mit denen er die so genannte «Akademie Olympia» gegründet hatte. Der Zirkel diente zur Diskussion von philosophischen und wissenschaftlichen Problemen.
Die Wohnverhältnisse waren prekär. Nicht nur wegen des Zwischenzimmers des Sohnes zwischen den beiden Haupträumen, sondern auch weil Küche und Bad mit den Bewohnern des gleichen Stockwerks geteilt werden mussten. Das war zu Beginn des 20.Jahrhunderts ganz normal.
Das Ende der wunderbaren Jahre
1907 bewarb sich Einstein auf Druck seiner Freunde für eine Lehrtätigkeit an der Universität Bern. Im Jahr darauf wurde er Privatdozent für theoretische Physik, doch schon 1909 erhielt er den Lehrstuhl für theoretische Physik an der ETH und zog nach Zürich. Zu diesem Zeitpunkt galt er bereits als einer der angesehensten Physiker seiner Zeit.
Einsteins akademische Karriere führte nach Prag und dann wieder nach Zürich, wo er 1912 erneut an der ETH unterrichtete. Von 1914 bis 1933 lebte und lehrte er in Berlin. Doch er emigrierte unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in die USA.
Obwohl er später US-Bürger wurde, vergass Einstein seine Schweizer Jahre nie. Er erneuerte stets auch seinen Schweizer Pass.
Das Einsteinhaus Bern hat diesen Pass letztes Jahr ersteigert. Er wird im Jahr 2005 erstmals öffentlich ausgestellt. Anlass ist der 100. Geburtstag der Relativitätstheorie und der 50. Jahrestag des Todes von Einstein. Der Vater der modernen Physik verstarb 1955 im Alter von 76 Jahren, nachdem er sein Leben ganz der Wissenschaft und dem Frieden gewidmet hatte.
swissinfo, Raffaella Rossello
(Übersetzung aus dem Italienischen: Gerhard Lob)
Albert Einstein
Geboren: 1879
Übersiedelung in die Schweiz: 1901
Von 1903 bis 1905 lebte Einstein in Bern. Vor seiner akademischen Laufbahn arbeitete er beim Patentamt der Eidgenossenschaft.
Die Berner Wohnung Einsteins an der Kramgasse 49, in der er von 1905 bis 1907 lebte, ist heute unter dem Namen Einsteinhaus ein Museum. Besucher kommen aus der ganzen Welt.
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