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Immer wieder Affären um Schweizer Diplomaten

Der in Untersuchungshaft sitzende Schweizer Botschafter in Luxemburg, Peter Friederich, ist nicht der erste Schweizer Diplomat, um den es Wirbel gibt. In den vergangenen Jahren gab es mehrfach Frauen- und Geheimdienstaffären. Ein Überblick:

– September 1989: Der Schweizer Botschafter in Bonn, Alfred Hohl, soll auf einem Ausflugsboot die Deutschen als “Sauschwoben” beschimpft haben und derart betrunken gewesen sein, dass er vom Basler Grossratspräsidenten Ulrich Vischer habe vom Boot geschleppt werden müssen. Hohl selber sagt später, er habe das Wort “Sauschwobe” an einem “feuchtfröhlichen Abend” beim Witze-Erzählen benützt; Vischer habe ihn nur vom Boot begleitet. Hohl wird 1991 nach Athen versetzt.

– Februar 1996: Der Schweizer Geschäftsträger in Belgrad, Benoit Junod, wird des Amtes enthoben. Er soll die Sanktionen gegen Rest-Jugoslawien verletzt und Güter im Wert von 126’000 Franken nach Serbien und Montenegro gebracht haben, so 2,8 Tonnen Schmierseifen-Konzentrat und grafische Maschinen. Zudem wird ihm Urkundenfälschung vorgeworfen.

– April 1996: Der Schweizer Botschafter in Rumänien, Jean-Pierre Vettovaglia, wird wegen einer Liebesbeziehung zu einer damals 21-jährigen Rumänin, angeblich einer Geheimdienstagentin, des Amtes enthoben. Es werden ihm Urkundenfälschung sowie Verletzung der Sorgfalts- und Amtspflichten vorgeworfen. Angeblich sollte er Informationen über Vermögenswerte des rumänischen Ex-Diktators Nicolae Ceausescu in der Schweiz und über Rumäniens Ex-König Michael besorgen; es gab keine Hinweise, dass die Frau heikle Informationen erhielt. Vettovaglia wird zur Organisation frankophoner Länder in Paris versetzt.

– August 1996: Ermittlungen gegen den früheren Schweizer Vizekonsul Wulf Leuz machen Schlagzeilen. Er war Kanzleichef der Schweizer Botschaft in Seoul, bevor er des Amtes enthoben wurde und später kündigte. Leuz soll 1988 in Budapest einer rumänischen Geheimdienstagentin die Reise in die Schweiz mit falschen ausländischen Papieren ermöglicht haben.

– Januar 1997: Der Schweizer Botschafter in den USA, Carlo Jagmetti, ersucht kurz vor der ordentlichen Pensionierung um sofortige Frühpensionierung, als Folge der Veröffentlichung eines internen Berichts vom Dezember 1996 zum Thema der nachrichtenlosen Vermögen durch die “SonntagsZeitung”.

– Juli 1997: Die Bundesanwaltschaft meldet die Verhaftung eines Vizekonsuls, der Rumäniens Geheimdienst von 1991 bis 1997 gegen Bezahlung vertrauliche Unterlagen des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und des Justiz- und Polizeidepartements beschafft hatte.

– Juni 1999: Der Schweizer Botschafter in Kroatien, Petar Troendle, muss den Posten räumen. Gegen ihn wird wegen Unregelmässigkeiten bei der Abrechnung von 1.-August-Empfängen ermittelt.

– 10. April 2002: Aussenminister Joseph Deiss gibt die Versetzung von Botschafter Thomas Borer von Berlin nach Bern bekannt. Borer steht im Zentrum einer Kampagne von “SonntagsBlick” und “Blick” über eine angebliche Sex-Affäre mit einer Deutschen. Er quittiert Ende April den diplomatischen Dienst und weist alle Vorwürfe von sich. Der Ringier-Verlag lässt später die Echtheit der Bilder der Frau klären. Im Juli nimmt die Frau Äusserungen über die Sex-Affäre mit Borer zurück; sie sei von Ringier unter Druck gesetzt worden.

– 11. Juli 2002: Die Bundesanwaltschaft meldet die Verhaftung des Schweizer Botschafters in Luxemburg, Peter Friederich, wegen Geldwäschereiverdachts. Gleichentags trennt sich Ringier wegen der Borer-Affäre von “SonntagsBlick”-Chefredaktor Mathias Nolte und der Autorin des ersten Berichts über die Affäre.

swissinfo und Agenturen

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