
HIV-Infektion bei Bluttransfusion

Ein knapp 80-jähriger Mann ist Anfang Jahr durch eine Bluttransfusion mit dem HI-Virus angesteckt worden. Es handelt sich um den ersten Fall einer derartigen Ansteckung in der Schweiz seit vier Jahren.
Wie der Blutspendedienst des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) am Montag (02.07.) in Bern bekannt gab, stammte die Spende von einem 50-jährigen, regelmässigen Blutspender. Dieser hatte sich erst wenige Tage vor der Spende mit dem Virus infiziert. Der betroffene Spender hatte im vergangenen Januar Blut gespendet. Dieses wurde getestet und zeigte keine Anzeichen von HIV oder anderen Krankheitserregern.
Bei der Spende handelte es sich um eine sogenannte «Fensterspende», weil mit den vorderhand zur Verfügung stehenden Labortests Krankeiten wie Aids oder Hepatitis C erst rund drei Wochen nach der Ansteckung nachgewiesen werden können. Dies erklärte der Direktor des SRK-Blutspendedienstes, Rudolf Schwabe, an einer Medienkonferenz. Wie üblich sei das gespendete Blut in rote Blutkörperchen und Plasma aufgeteilt worden.
Das Konzentrat der Blutkörperchen wurde Anfangs Februar dem 80-jährigen Mann transfusiert. Dieser musste sich einer grossen Herzoperation unterziehen und erhielt mehrere Bluttransfusionen. Das Plasma des 50-jährigen Mannes ging an das Zentral-Laboratorium (ZLB) Bioplasma AG zur Herstellung von Medikamenten.
Aus einer Vielzahl von Plasma-Lieferungen wurde Anfangs Mai ein so genannter «Pool» gebildet. Dieser «Pool» wurde umgehend gesperrt, als das ZLB am 11. Mai den Verdacht auf eine HIV-positive Spende äusserte. Nach der Überprüfung sämtlicher Spender konnte der infizierte Mann am 1. Juni ausfindig gemacht werden. Das Empfängerspital der infizierten Spende wurde benachrichtigt und bei der Untersuchung des Empfängers durch den Hausarzt zeigte sich, dass der Mann HIV-positiv war.
Vierte derartige Ansteckung
Bei dem Ansteckungsfall handle es sich um ein trauriges Einzelschicksal, sagte Schwabe. Der betroffene Patient werde materiell und persönlich so gut als möglich unterstützt. 1993 hatte das SRK einen Solidaritätsfonds für Menschen eingerichtet, die sich durch Bluttransfusion mit Hepatitis C oder Aids angesteckt hatten. Das SRK als Lieferant der infizierten Blutspende muss auch mit einer Klage des Blutempfängers rechnen.
Es handelt sich um die erste derartige Ansteckung seit Juni 1996. In den Jahren 1994, 1995 und 1996 wurden je eine Übertragung von HIV durch Bluttransfusionen festgestellt. Zwei der vier HIV-infizierten Spender hatten eine bestehende Risikosituation verschwiegen. Auch die anderen zwei Übertragungen hätten durch ein sorgfältiges Ausfüllen des Fragebogens verhindert werden können.
Deshalb rief Schwabe die Blutspender auf, die schriftlichen Fragen und im Gespräch mit den Fachpersonen wahrheitsgetreu und vollständig zu beantworten. Die Gefahr, sich mit einer gefährlichen Krankheit anzustecken, sei mit einer Wahrscheinlichkeit eins zu einer Million sehr gering. Es könne aber kein Null-Risiko garantiert werden.
swissinfo und Agenturen

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