Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Tamiflu in der Schweiz zu teuer

Der Preisüberwacher interveniert nicht gegen hohen Tamiflu-Preis. Keystone

Das Grippemedikament Tamiflu des Pharmakonzerns Roche kostet in der Schweiz deutlich mehr als in europäischen Vergleichsländern.

Der Preisüberwacher verzichtet aber auf eine Intervention, weil die private Beschaffung des Mittels auf Vorrat nicht angezeigt ist.

Beim nicht kassenpflichtigen Tamiflu für die Indikation Vogelgrippe und Vogelgrippe-Vorsorge verfügt die Herstellerin Roche über Marktmacht.

Preisüberwacher Rudolf Strahm hatte deshalb am 18. Oktober eine Vorabklärung eröffnet. Am Dienstag informierte er über deren Ergebnis.

Bestätigt hat sich, dass Tamiflu in der Schweiz deutlich mehr kostet als in den europäischen Vergleichsländern. Erheblich höher ist nicht nur der Fabrikabgabe-Preis.

Auch die Apothekermarge liegt klar über der Marge, die bei Anwendung der Leistungsorientierten Apotheker-Abgeltung (LOA) für kassenpflichtige Medikamente der Kategorien A und B resultieren würde.

Kein Preisschutz fürs Hamstern

Laut Preisüberwacher halten sich fast alle Apotheken an den von der Herstellerin empfohlenen Verkaufspreis von Fr. 86.50. Sie wären aber frei, den Preis tiefer anzusetzen.

Allein schon bei einer Anpassung der Marge gemäss LOA ginge der Preis auf rund 72 Franken hinunter.

Trotzdem will Strahm im jetzigen Zeitpunkt nicht einschreiten. Weil eine private Beschaffung von Tamiflu auf Vorrat allen medizinischen Empfehlungen der Gesundheitsbehörden, der Ärzte- und der Apothekerverbände widerspricht, erachtet er einen Preisschutz als nicht gerechtfertigt.

Bei Pandemie billiger

Besondere Preiskonditionen werden laut Strahm gelten, wenn es zu einer Pandemie kommt. Dabei wird der Preisüberwacher gegebenenfalls Empfehlungen abgeben.

Mit der Vorbereitung des Pandemiefalls – insbesondere mit den Abgabekanälen und der Finanzierung – befassen sich die Gesundheitsbehörden und das Bundsamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL).

Für die Spitäler gelten bereits heute Spezialkonditionen. Zur Vorsorge der Spitäler für einzelne Vogelgrippe-Verdachtsfälle und den Schutz des Personals hat sich Roche zudem gegenüber dem Preisüberwacher bereit erklärt, die Bezahlung ab sofort aufzuschieben.

Für diese Lieferungen soll später der Pandemiepreis gelten, der deutlich unter dem jetzigen Spitalpreis liegen wird.

Damit für die kommende saisonale, also normale Grippe, genügend Tamiflu zur Verfügung steht, hat Roche die Abgabe zurzeit limitiert. Damit sollen unnötige Hamsterverkäufe möglichst verhindert werden.

Roche stellt Tamiflu-Verkauf in China ein

Inzwischen hat Vietnam am Dienstag einen weiteren Todesfall durch die Vogelgrippe bestätigt, den ersten seit mehr als drei Monaten. Ein 35 Jahre alter Mann aus der Hauptstadt Hanoi, der am 29. Oktober starb, sei positiv auf das H5N1-Virus getestet worden, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums mit. Es ist der 42. Todesfall in Vietnam und mindestens der 63. in Asien.

Der Schweizer Pharmakonzern Roche teilte mit, der Verkauf von Tamiflu in China sei eingestellt worden. Die Bestände des Medikamentes, das auch gegen die Vogelgrippe beim Menschen wirksam sein soll, würden nun den Behörden übergeben, damit sich diese für den Fall eines Ausbruchs vorbereiten könnten, sagte ein Roche-Sprecher in Peking.

swissinfo und Agenturen

In der Schweiz kostet eine Packung Tamiflu rund 86 Fr.

In Deutschland 53 Fr., solange Tamiflu noch erhältlich war.

In Frankreich 39 Fr.

In Italien ist Tamiflu nicht erhältlich.

Das Virus H5N1 ist erstmals 1997 in Hongkong aufgetaucht.

2004 hat sich die Vogelgrippe auf verschiedene asiatische Länder ausgebreitet.

In diesem Sommer trat sie auch in Russland und Kasachstan auf. Im Oktober wurde sie zudem in der Türkei und Rumänien festgestellt.

H5N1 gilt als aggressives Vogelgrippe-Virus, das einen hohen Anteil der befallenen Vögel tötet.

Selten befällt das Virus auch Menschen, bislang sind weltweit über 60 Menschen daran gestorben.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft