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LIBYEN/Zahlreiche Opfer in Sintan

SINTAN/ISTANBUL (awp international) – Bei Kämpfen in der Umgebung der libyschen Stadt Sintan sind seit Anfang des Monats etwa 21 Menschen getötet und 100 verletzt worden. Bei den Toten handele es sich um Rebellen aus der Stadt, die im Kampf gegen die Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi ums Leben gekommen seien, sagte Anja Wolz, die mit zwei Kollegen für die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen im Krankenhaus der südwestlich von Tripolis gelegenen Stadt arbeitet.
“Der Granatenbeschuss in der Innenstadt hat vor rund vier Tagen aufgehört, aber von der Front kommen immer noch viele Verletzte. Am Mittwoch kamen 25 Verletzte ins Krankenhaus. Sechs von ihnen sind gestorben”, sagte die Krankenschwester aus Würzburg am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa in einem Telefoninterview. Am gleichen Tag hätten die Gaddafi-Truppen auch auf einen Krankenwagen aus Sintan geschossen. Etliche schwer verletzte Kämpfer wurden von den Ärzten zur weiteren Behandlung nach Tunesien geschickt.
Wolz sagte, in Friedenszeiten seien Patienten aus Sintan in dem besser ausgestatteten Krankenhaus der Nachbarstadt Jafran behandelt worden. Da diese Stadt gegenwärtig von den Regierungstruppen kontrolliert werde, wage sich aber niemand mehr dorthin. Das Krankenhaus in der Stadt Nalut, die nahe der tunesischen Grenze liegt, werde dagegen von den Aufständischen kontrolliert.
Die Krankenschwester, die seit 2003 für Ärzte ohne Grenzen im Einsatz ist, berichtete auch von Übergriffen auf die Zivilbevölkerung. Einer ihrer Patienten sei ein Mann gewesen, der vergangene Woche von den Soldaten der Gaddafi-Truppen in der Wüste mit glühenden Zigaretten und Kabeln schwer misshandelt worden sei. Er habe gesagt, die Soldaten hätten seinen Bruder, der zusammen mit ihm unterwegs gewesen sei, getötet. Er selbst war von Verwandten gefunden und ins Krankenhaus gebracht worden.
Die Helferin schätzte, dass etwa die Hälfte der Einwohner von Sintan vor den Kämpfen in Richtung Tunesien geflohen ist. Ärzte ohne Grenzen will sein Team in Sintan in den kommenden Tagen verstärken./abc/DP/edh

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