
Lufthansa leidet weiter im Passagiergeschäft – Fracht mit Gewinn (AF)
FRANKFURT (awp international) – Die Lufthansa kämpft im Passagiergeschäft weiter mit tiefroten Zahlen. Im ersten Quartal litt sie unter Schnee, billigen Tickets, teurem Kerosin und den Problemen ihrer Töchter AUA und BMI. Die Frachttochter Lufthansa Cargo flog nach den Einbrüchen des Vorjahres allerdings wieder Gewinn ein und will ihr Flugangebot allmählich wieder ausweiten. Die bereits ausgesetzte Kurzarbeit der Frachtsparte soll sofort enden und nicht erst im September, wie Europas grösste Fluggesellschaft am Mittwoch in Frankfurt mitteilte.
An seinem Gewinnziel hält der Vorstand fest, denn vor allem im Langstreckengeschäft zieht die Nachfrage wieder an. Sollte nach dem Vulkanausbruch in Island erneut eine Aschewolke über Europa ziehen, könnte dies die Prognose allerdings gefährden. Auch weitere Pilotenstreiks hält das Management für nicht ausgeschlossen. Die Lufthansa-Aktie setzte ihren Sinkflug vom Vortag zunächst fort, notierte am Nachmittag allerdings nur noch mit 0,04 Prozent im Minus bei 12,04 Euro.
Die für 2010 geplante Steigerung des operativen Gewinns hänge davon ab, «dass die Aktivitäten des Vulkans Eyjafjallajökull nicht zu weiteren Luftraumsperrungen führen, die den Betriebsablauf unserer Geschäftsfelder beeinträchtigen», heisst es im Geschäftsbericht. Weitere Beeinträchtigungen seien «unberechenbar». Mitte April war Europas Luftraum wegen der Aschewolke des Vulkans zu grossen Teilen tagelang gesperrt worden. Die Lufthansa hatte ihren Schaden alleine auf knapp 200 Millionen Euro beziffert. Finanzchef Stephan Gemkow forderte von der Politik erneut einen Ausgleich für die entstandenen Schäden.
Wie bereits am Dienstag gemeldet, hatte der Konzern im ersten Quartal insgesamt einen operativen Verlust von 330 Millionen Euro erlitten nach minus 44 Millionen Euro im Vorjahr. Unter dem Strich stand ein Minus von 298 Millionen Euro. Der Umsatz wuchs wegen der Übernahme von Austrian Airlines (AUA) und British Midland (BMI) um 15 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro.
Die tiefroten Zahlen stammen vor allem aus dem Passagiergeschäft. Die wichtigste Lufthansa-Sparte verbuchte im traditionell schwachen Zeitraum von Januar bis März einen operativen Verlust von 373 Millionen Euro, fast zwölfmal so hoch wie ein Jahr zuvor. Während die Nachfrage nach dem Krisenjahr 2009 wieder anzog, schmälerten niedrige Ticketpreise und gestiegene Kerosinpreise den Gewinn.
Der Grossteil des operativen Verlusts entfiel mit 236 Millionen Euro auf die Fluglinien der Marke Lufthansa. Die jüngste Tochter AUA steuerte ein Minus von 66 Millionen Euro bei, die Mitte 2009 übernommene BMI schrieb einen operativen Verlust von 45 Millionen Euro. Auch der Billigflieger Germanwings lag mit 34 Millionen Euro in den roten Zahlen. Lediglich die Schweizer Tochter Swiss konnte einen kleinen operativen Gewinn von einer Million Euro vorweisen.
Besser sah es bei Lufthansa Cargo aus: Die Frachtfluggesellschaft, die im vergangenen Jahr hart von der Wirtschaftskrise getroffen worden war, erzielte im ersten Quartal einen operativen Gewinn von 35 Millionen Euro nach einem Verlust von 72 Millionen Euro im Vorjahr. Nun will die Sparte zwei ihrer vier stillgelegten Frachtmaschinen allmählich wieder in Betrieb nehmen. Damit würde die aktive Flotte wieder auf 17 Flieger wachsen./stw/fn/tw