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Olympische Spiele in Italien bringen Verkehr nach Graubünden

Keystone-SDA

Im Februar werden tausende Zuschauer der Olympischen Winterspiele über Graubünden nach Norditalien, vor allem an den Austragungsort Livigno, reisen. Ein Konzept für das Verkehrsmanagement wird derzeit erarbeitet. Zu klären ist noch, wer die Kosten trägt.

(Keystone-SDA) Etwa ein Drittel der erwarteten 12’000 Zuschauer in Livigno werden über Graubünden anreisen. Insgesamt werden in Livigno um die 50 Wettkämpfe ausgetragen. Obwohl das benachbarte Graubünden Olympischen Spiele zweimal an der Urne abgelehnt hat – 2013 und 2017 – ist der Kanton nun über den Anreiseverkehr indirekt involviert.

Die Kantonspolizei Graubünden, das Amt für Energie und Verkehr und das Bündner Tiefbauamt arbeiten seit Monaten an einem Konzept, Verkehrsstaus in dieser Zeit, die zudem mit den Winterferien zusammenfällt, zu vermeiden.

Kantonsingenieur Reto Knuchel liefert in der Planungsphase Informationen. «Ich arbeite seit 27 Jahren für das Tiefbauamt und stehe zum ersten Mal vor einer solchen Herausforderung», sagte er im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Wir befinden uns in einer Situation, in der die Veranstaltungen nicht auf kantonalem Gebiet stattfinden, aber aufgrund des daraus resultierenden erhöhten Verkehrsaufkommens Auswirkungen haben.»

Parken in Zernez und Val Müstair

Die 4000 Besucherinnen und Besucher, die Livigno aus der Schweiz erreichen möchten, haben nur eine Möglichkeit: die Fahrt durch den 3,5 Kilometer langen, engen Munt-la-Schera-Tunnel am Ofenpass bei Zernez. Der Forcola di Livigno-Pass als weitere Zufahrt ist im Winter geschlossen.

Der Tunnel vom Ofenpass nach Livigno ist jedoch nur einspurig. Der Einbahn-Verkehr wird durch Ampeln geregelt. Um Staus zu vermeiden, schaut der Kanton verschiedene Optionen an.

«Wir prüfen primär ein Park-and-Ride-System im Raum Zernez und Val Müstair, also nördlich und südlich des Tunnelportals», erklärte Knuchel. Die Besucherinnen und Besucher würden mit Bussen nach Livigno transportiert. Nur diese und Fahrzeuge mit Genehmigung dürften dann den Tunnel passieren.

«Wir haben auch die Möglichkeit geprüft, in Landquart einen Parkplatz zu errichten und die Besucher dann auf die Züge der Rhätischen Bahn nach Zernez umzuleiten.» Den Tunnel für die Winterspiele passieren dürften nur Busse und Fahrzeuge mit Genehmigung.

Kostenverteilung noch unklar

Ein zentraler Punkt im olympischen Verkehrsmanagement ist jedoch noch ungeklärt. «Wir müssen noch klären, wer die Kosten übernimmt», sagte Knuchel. Die Frage werde gemeinsam mit den italienischen Partnern geklärt.

Die grüne Grossrätin Anita Mazzetta reichte im August eine Anfrage an die Regierung zum Verkehrskonzept und den damit verbundenen Kosten ein. «Das sind nicht unsere Spiele, aber wir müssen den Verkehr regeln», erklärte sie gegenüber Keystone-SDA.

Wichtig sei es deshalb, dass die Kosten vollumfänglich von den Veranstaltern, namentlich der Stiftung Milano Cortina 2026, getragen würden. «Es kann nicht sein, dass sie profitieren und wir zahlen», sagte Mazzetta und verwies auf die beiden Nein-Voten der Bevölkerung zu einer allfälligen Olympiabewerbung Graubündens.

Voraussichtlich Ende Oktober will die Regierung ein Verkehrskonzept vorlegen. Bis zum Beginn der Spiele sind es dann noch etwas mehr als drei Monate. «Wir haben noch genügend Zeit, die nötige Infrastruktur aufzubauen», versicherte Kantonsingenieur Knuchel.

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