Orange und Sunrise lassen Fusion in der Schweiz definitiv fallen (AF)
Zürich (awp/sda) – Orange und Sunrise lassen ihre angestrebte Fusion in der Schweiz definitiv fallen: Nach dem Nein der Wettbewerbskommission (Weko) habe man die Optionen analysiert und als Konsequenz den geplanten Zusammenschluss der beiden Telekomanbieter aufgegeben.
Der vor gut zwei Wochen beim Bundesverwaltungsgericht eingereichte Rekurs gegen das Weko-Verbot werde ebenfalls zurückgezogen, teilten die Mutterhäuser France Telecom und die dänische TDC am Donnerstagabend mit.
«Wir bedauern es sehr, dass der geplante Zusammenschluss mit Sunrise derzeit nicht mehr möglich ist», äusserte sich Orange-Europa-Chef Olaf Swantee: Der Schweizer Markt verliere hier die grosse Chance, den Konsumenten einen echten Wettbewerb zu bieten.
«Wir haben ein vernünftiges Fusionsprojekt vorangetrieben, das Vorteile für den Schweizer Konsumenten gebracht und den Wettbewerb verschärft hätte. Aber die Weko hat entschieden, dass das nicht genug war», sagte TDC-Chef Henrik Poulsen im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA.
«Wir haben einige Verbesserungen vorgeschlagen, aber als die Wettbewerbshüter das Gesamtpaket gesehen haben, kamen sie zu dem Verbot.» Was zu diesem Entschluss geführt habe, müsse man die Weko fragen.
Die Weko hatte am 22. April ihr Veto gegen die Fusion eingelegt. Damit wollte sie ein Duopol in der Schweiz durch die fusionierte Sunrise/Orange und die Swisscom im Mobilfunkmarkt verhindern. Denn mit Sunrise würde ausgerechnet derjenige Anbieter verschwinden, der am meisten Bewegung in den hiesigen Mobilfunkmarkt gebracht habe, argumentierte die Weko.
«Haupthindernis für die Weko war offenbar, dass der Markt nur noch zwei statt drei Player gehabt hätte», sagte Poulsen. Normalerweise sollte man in einer solchen Situation tatsächlich vorsichtig sein, aber in diesem spezifischen Fall hätte die Fusion klare Vorteile für den Schweizer Markt gebracht.
Die Liberalisierung des Telekommarktes in der Schweiz sei nicht weit genug gekommen. Die Swisscom habe eine sehr dominante Position, die in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen werde, sagte Poulsen.
Nach dem defintiven Scheitern der Fusion betonen Sunrise und Orange, ihre bisheriges Geschäft in der Schweiz auch alleine weiterführen zu wollen. Die Investitionen würden fortgesetzt, hiess es von beiden Unternehmen.
Ein Rückzug von Sunrise aus der Schweiz, sei kein Thema, betonte Poulsen: «Wir geben ein klares Bekenntnis für eine langfristige Präsenz im Schweizer Markt ab.»
Sunrise habe genug Kraft, um alleine zu bestehen. «Wir haben viel investiert in den letzten Jahren und werden das weiter tun. Wir erwarten, dass Sunrise weiter wächst», sagte Poulsen.
Ein Börsengang von Sunrise sei kein Thema. Auch suche TDC jetzt keinen neuen Käufer für ihre Tochter. Zwar gebe es keine grösseren operationellen Synergien zwischen TDC und Sunrise. Es sei aber nicht ungewöhnlich für Telekomkonzerne, Gesellschaften in verschiedenen Ländern zu haben, deren betriebliche Synergien nicht signifikant seien.
Eine Zusammenlegung der Mobilfunknetze von Sunrise und Orange, um Kosten zu sparen, sei keine wirkliche Option, sagte Poulsen. «Wir werden unsere Mobilfunkinfrastruktur ausbauen.» Wenn die Zeit reif sei, werde Sunrise auch in die neue Mobilfunkgeneration LTE investieren.
Orange-Schweiz-Chef Thomas Sieber erklärte, man wolle sich auf die Verbesserung der Kundenzufriedenheit, Angebote für KMU und die digitiale Unterhaltung zu fokussieren. Neue Angebote würden in Kürze folgen.
ps