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Pappa rechtfertigt Polizeieinsätze – Politische Aufarbeitung nötig

Die St. Galler Stadtpräsidentin Maria Pappa - hier im Gespräch mit Jugendlichen am Roten Platz am Karfreitagabend - bezeichnete die Polizeieinsätze rund um die Krawalle vom Osterwochenende als "sehr verhältnismässig". KEYSTONE/Michel Canonica sda-ats

(Keystone-SDA) Die St. Galler Stadtpräsidentin Maria Pappa (SP) hat die Polizeieinsätze rund um die Ausschreitungen am Osterwochenende als verhältnismässig bezeichnet. Damit seien die Probleme aber nicht gelöst. Es brauche eine politische Aufarbeitung.

Die Polizei sei angesichts der Aufrufe zu Partys und Gewalt in St. Gallen gut vorbereitet gewesen, sagte die seit Anfang Jahr amtierende Stadtpräsidentin am Montag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Montag. Die Einsätze am Karfreitag und am Ostersonntag seien verhältnismässig gewesen. Es sei gelungen, den Schaden zu begrenzen.

Die Polizei habe zuerst den Dialog mit den Jugendlichen gesucht und erst eingegriffen, als es von Seiten eines Teils der Jugendlichen zu Gewalt gekommen sei. Nach der Eskalation vom Freitag – Flaschen, Steine und ein Molotowcocktail wurden geworfen, die Polizei reagierte mit Gummischrot und Reizgas – habe die Polizei am Sonntag präventiv handeln müssen.

Hunderte Wegweisungen

Die Einsatzkräfte wiesen Hunderte Personen aus der Stadt weg. Dieser Grosseinsatz werde jetzt analysiert und aufgearbeitet, erklärte Pappa. Bei 500 Wegweisungen habe die Polizei nicht mit jedem Jugendlichen lange diskutieren können. Einzelne ungerechtfertigte Wegweisungen seien nicht auszuschliessen.

Bei den umfangreichen Kontrollen sei potenziell gefährliches Material – etwa Sprit und Flaschen – sichergestellt worden. “Die Kontrollen haben die Gewalt aufgehalten”, zeigte sich die Stadtpräsidentin im Gespräch mit Keystone-SDA überzeugt.

Damit seien die Probleme aber nicht gelöst. “Wir haben eine gesellschaftliche Konfliktsituation.” Die Bewältigung der Coronakrise löse bei vielen Unmut und Ängste aus. Massnahmen dagegen seien nur auf kantonaler oder nationaler Ebene möglich. Pappa will deshalb mit der Kantonsregierung und mit Vertreterinnen und Vertretern der nationalen Politik das Gespräch suchen.

“Wie ein Kriegsspiel”

Die ausgebildete Sozialpädagogin Pappa hatte am Freitagabend, bevor die Gewalt eskalierte, auf dem Roten Platz das Gespräch mit Jugendlichen gesucht. Es sei eine “kunterbunte Mischung” von jungen Menschen versammelt gewesen. Viele hätten einfach “Action” gesucht und “verschiedene Zusammenhänge nicht verstanden”.

Andere Jugendliche hätten das Vorgehen der Polizei eine Woche zuvor kritisiert, als es nach einer Party zu massiven Sachbeschädigungen in der Innenstadt gekommen war. “Ein grosser Teil der Jugendlichen hat die Gewalt verurteilt”, sagte Pappa. Eine kleine Minderheit sei gezielt auf Gewalt aus gewesen. Dies habe zur Eskalation geführt.

Die Gewalttäter hätten sich dabei gefilmt und Videos in den sozialen Medien gepostet, “wie ein Kriegsspiel”. Sie hätten sich und ihre Taten verherrlicht. Als es am Rand der Altstadt und später beim Bahnhof zu Ausschreitungen kam, befand sich die Stadtpräsidentin im Rathaus und beobachtete das Geschehen.

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