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PRESSE/Bayer baut Diagnostikgeschäft um

HAMBURG (awp international) – Bayer ordnet nach Informationen der «Financial Times Deutschland» sein Diagnostikgeschäft neu. Für einen Teil suche das grösste deutsche Arzneiunternehmen einen Käufer, den zweiten hänge es unter einer anderen Geschäftseinheit auf, schreibt die Zeitung am Freitag. Damit restrukturiert das Management wieder ein Kerngeschäft des 2006 erworbenen Arzneikonzerns Schering.
Die Diagnostiksparte besteht erstens aus der molekularen Bildgebung, die noch kein Produkt auf dem Markt vorweist – jedoch eines der wichtigsten Bayer-Projekte in der letzten Phase vor der Markteinführung ist: Florbetaben, eine radioaktive Substanz zur Früherkennung von Alzheimer. Bayer suche seit Längerem einen Investor oder Käufer aus der Industrie für diese Einheit, sagten mehrere Insider der Zeitung. Der Konzern habe bereits rund 100 Mitarbeiter informiert, die von einem möglichen Verkauf oder einer Ausgründung betroffen wären.
Zweitens umfasst die Diagnostiksparte das Geschäft mit etablierten Röntgenkontrastmitteln wie Magnevist und Ultravist, die laut Bericht jeweils deutlich mehr als 200 Millionen Euro erlösen. In einem Umbauprojekt namens Apollo werde dieser Teil mit einem anderen Bereich fusioniert und von der Pharmasparte in die Division Medical Care umgehängt. Das gehe aus einem internen Schreiben an Mitarbeiter hervor. «Das kann ich bestätigen», zitiert die «FTD» einen Bayer-Sprecher. Die Käufersuche für die molekulare Bildgebung kommentierte er dagegen nicht. Der Kreis der Interessenten dürfte überschaubar sein: in erster Linie Anbieter, die an Alzheimer-Medikamenten forschen und daher an der Kombination mit einem Diagnose-Marker interessiert sind. Schering hatte 2004 in ähnlicher Weise seine Hautmittelsparte als eigenständige Tochter ausgegründet – sie ist aber bis heute nicht verkauft.
Schering wurde 2006 von Bayer übernommen. Bayer bemühte sich, das als partnerschaftlichen Zusammenschluss darzustellen. Doch der einstige Berliner Dax-Konzern ging in einer Bayer-Sparte mit Sitz in Berlin auf. Nur einer der sechs Schering-Vorstände zog in das Führungsgremium ein. Die Übernahme hatte Folgen fürs Produktportfolio, wie ein früherer Schering-Manager berichtet: Denn Schering habe auch Produkte mit moderatem Umsatzpotenzial entwickelt, sagt Andreas Briel, früher Abteilungsleiter bei Schering. «100 Millionen Euro Jahresumsatz waren das Kriterium, die Erwartung an ein neues Produkt.» Bayer betrachte das hingegen als zu wenig, fordere mindestens 200 bis 300 Millionen Euro Umsatz. Briel ist heute Geschäftsführer der jungen Berliner Firma Nanopet, die unter anderem Diagnostika für Tierversuche herstellt.
Ein Bayer-Sprecher wollte die Zahlen nicht kommentieren, sagte aber, dass man bei der ständigen Überprüfung des Forschungs- und Entwicklungsportfolios Prioritäten zu setzen habe. «Ab einem bestimmten Zeitpunkt müssen Sie entscheiden, auf welche Karte Sie setzen. Da finden dann auch technische und kommerzielle Aspekte Niederschlag, aber das ist ein üblicher Prozess.»/tw

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