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PRESSE/Daimler bietet Regierung halben EADS-Anteil an

STUTTGART/BERLIN (awp international) – Daimler hat der Bundesregierung einem Medienbericht zufolge den Kauf der Hälfte seines 15-Prozent-Anteils am französischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS angeboten. Zusammen mit dem bei einem deutschen Bankenkonsortium geparkten Paket von weiteren 7,5 Prozent habe der Bund die Möglichkeit, insgesamt 15 Prozent an EADS zu erwerben, berichtet die “Financial Times” auf ihrer Internetseite unter Berufung auf Kreise. Es wird bereits seit längerem spekuliert, der Autobauer wolle seine EADS-Beteiligung ganz oder teilweise abgeben.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will dem Bericht zufolge bei einem bereits geplanten Treffen mit Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) und Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) am kommenden Mittwoch über den Kauf beraten. Das Paket habe derzeit einen Marktwert von 2,7 Milliarden Euro.
Aus Sicht der Bundesregierung gibt es aber bei der Neuordnung der EADS-Aktionärsstruktur keinen Grund zur Eile. Derzeit stünden keine Entscheidungen an, die Gespräche würden ergebnisoffen geführt, hiess es am Donnerstag in Berliner Verhandlungskreisen. Beschlüsse werden nicht erwartet. Ein Daimler-Sprecher wollte den Medienbericht am Donnerstag in Stuttgart nicht kommentieren.
Daimler und der französische Staat sind derzeit mit je 15 Prozent an dem Konzern beteiligt, die französische Lagardère-Gruppe und das deutsche Bankenkonsortium halten jeweils rund 7,5 Prozent. Für den Anteil der deutschen Bankengruppe liegen die Stimmrechte bei Daimler. Vertraglich sind die Schwaben bis 2012 gebunden.
Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber hatte am Mittwoch gesagt, die Balance zwischen deutschen und französischen Aktionären sollte auch in Zukunft gewahrt sein. “Wir beabsichtigen weiterhin, die industrielle Führerschaft auf der deutschen Seite zu behalten.”
Auch die Bundesregierung will die deutsch-französische Machtbalance aufrechterhalten. Als Zukunftsvarianten für EADS war bereits gehandelt worden, dass Bundesländer mit EADS-Standorten wie Hamburg und Niedersachsen direkt oder über ihre Landesförderbanken Anteile übernehmen oder ein deutsche Zulieferer von EADS für Daimler einspringt./sba/tb/DP/wiz1

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