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PRESSE/RWE-Chef Grossmann stösst bei Aktionären mit Atomkurs auf Kritik

DÜSSELDORF (awp international) – Beim Versorger RWE haben einem Pressebericht zufolge die kommunalen Aktionäre der SPD-dominierten Städte Nordrhein-Westfalens Unternehmenschef Jürgen Grossmann den Kampf angesagt. “Wir sind für einen raschen Ausstieg aus der Kernenergie”, sagte der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Dortmunder Stadtrat, Ernst Prüsse, dem “Handelsblatt” (Donnerstag) kurz vor der Hauptversammlung am kommenden Mittwoch. Seine Fraktion werde Oberbürgermeister Ulrich Sierau, der künftig im RWE-Aufsichtsrat sitzen soll, zu einem Wechsel der Unternehmensstrategie drängen. RWE gehört zwar zu rund 70 Prozent freien Aktionären, die kommunalen Anteilseigner mit ihren Regionalverbänden halten aber rund 25 Prozent und besitzen damit eine Sperrminorität.
Auch in Mülheim an der Ruhr will der Stadtrat dem Bericht zufolge Oberbürgermeisterin und RWE-Aufsichtsrätin Dagmar Mühlenfeld (SPD) auffordern, Grossmann zu einer Kursänderung und damit zur Rücknahme der Klage gegen die Abschaltung der RWE-Meiler Biblis A und Biblis B zu drängen. In den Städten Essen und Siegen gebe es ähnliche Initiativen.
Unterstützung bekommen die kommunalen Aktionäre von der Gewerkschaft Verdi, die im RWE-Aufsichtsrat wichtige Posten besetzt hält. “Unsere Position ist bekannt: Wir haben schon die Laufzeitverlängerung abgelehnt”, sagt Verdi-Funktionär und RWE-Aufsichtsratsmitglied Hans-Peter Lafos. Die Arbeitnehmervertreter, die mit Verdi-Chef Frank Bsirske auch den stellvertretenden Aufsichtsratschef bei RWE stellen, würden auf der nächsten Aufsichtsratssitzung am Dienstagabend den Atomkurs kritisch hinterfragen, vor allem die Klage gegen das Moratorium der Merkel-Regierung.
Grossmann indes verteidigt seinen Alleingang mit der Klage gegen die Abschaltung der Kraftwerke. “Wenn Juristen bis hin zum früheren Verfassungsgerichtspräsidenten sagen, die Rechtsgrundlage für die Abschaltung sei schwach oder gar völlig unzureichend, bin ich im Interesse der Aktionäre verpflichtet, rechtliche Schritte einzuleiten”, sagt er./nmu/wiz

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