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RWE muss abwarten – Prognose wegen Atomwende unter Vorbehalt (2. AF)

(Mit weiteren Angaben)
ESSEN (awp international) – RWE sitzt auf heissen Kohlen: Wegen der unklaren Zukunft der Atomkraft in Deutschland muss der zweitgrösste heimische Versorger wie der Primus Eon seine Prognose für 2011 weiter unter Vorbehalt stellen. Je nachdem, wie die Regierung sich beim Thema Atomenergie entscheidet, sind zusätzliche Gewinneinbussen möglich. Die Belastungen durch das Atom-Moratorium nach der Japan-Katastrophe, die am 11. März begann, schlugen im ersten Quartal bislang kaum auf das Ergebnis der grossen Versorger durch. Hier drückte allerdings das rückläufige Gasgeschäft den Gewinn.
Der Einbruch fiel aber weniger stark aus als von Experten erwartet. Auch Wettbewerber Eon hatte am Vortag einen deutlichen Gewinnrückgang vermeldet. Die Folgen des Atom-Moratorium beziffert RWE mit 150 bis 200 Millionen Euro, der Grossteil entfällt aber auf das zweite Quartal.
Wie sich ein kompletter Stillstand der beiden betroffenen Meiler Biblis A und B auf das Ergebnis auswirken könnte, dazu wollte Finanzchef Rolf Pohlig noch keine genauen Angaben machen. Für Biblis A sei aber ohnehin im zweiten Halbjahr eine Revision geplant gewesen. Er bestätigte, eine frühere Abschaltung Deutschlands älterer Kernkraftwerke könnte auch positive Auswirkungen auf das Ergebnis haben. Die Verknappung führe zu höheren Strompreisen, was sich bei RWE aber frühestens 2014 bemerkbar mache.
Diese höheren Strompreise würden auch irgendwann bei den Kunden von RWE ankommen, räumte Pohlig ein. Da der Vertrieb auf Termin beschaffe, seien die Kunden noch eine Weile geschützt. Irgendwann würden sich die höheren Preise an der Strombörse aber niederschlagen. Zuletzt hätten aufgrund der Preisanhebungen zu Beginn des Jahres mehr Kunden den Anbieter gewechselt. So gab es Ende März 264.000 Stromkunden weniger als vor einem Jahr. Nach den Ereignissen in Fukushima sei indes keine erhöhte Wechselrate festzustellen.
Wie auch Eon will RWE seine Ergebnisaussichten erst konkretisieren, wenn die Bundesregierung ihre Entscheidung über die Zukunft der Kernenergie getroffen hat. Bis dahin gilt die im Frühjahr aufgestellte Prognose, wonach das betriebliche Ergebnis um 20 und der bereinigte Konzerngewinn 2011 um 30 Prozent zurückgehen wird. Auch die Mittelfristprognose bleibt zunächst unangetastet. Danach erwartet RWE 2013 mit einem bereinigten Konzerngewinn von 2 Milliarden Euro fast nur noch die Hälfte vom 2010er-Ergebnis. Gründe dafür sollten unter anderem ein starker Wettbewerb im Gasgeschäft, sinkende Strommargen sowie die Belastungen aus der Brennelementesteuer sein.
Diese Steuer würde den Konzern nach jetzigem Stand der Dinge in diesem Jahr mit 300 bis 400 Millionen Euro belasten. Noch im laufenden Quartal dürfte sie erstmals anfallen, wenn in Grundremmingen Brennstäbe ausgewechselt werden. RWE überlegt dagegen zu klagen, will sich aber erst entscheiden, wenn der Bescheid da ist. Schon alleine vor dem Hintergrund einer möglichen Rücknahme der im Herbst beschlossenen Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke sehen die Versorger diese Belastung als nicht gerechtfertigt an.
Im ersten Quartal entwickelte sich das Geschäft von RWE noch besser als von Analysten erwartet. Das betriebliche Ergebnis ging um 5,4 Prozent auf 2,83 Milliarden Euro zurück. Das für die Dividendenberechnung massgebliche sogenannte nachhaltige Nettoergebnis fiel um 7,5 Prozent niedriger aus und erreichte 1,61 Milliarden Euro. Hier sind Absicherungsgeschäfte im Energiehandel herausgerechnet. Während das Gashandelsgeschäft deutlich unter Vorjahr abschloss, gab es bei der Förderung und im britischen Energiegeschäft Zuwächse./nmu/ksb/stk

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