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Santander und UniCredit-Chef tragen Gehaltsstreit vor Gericht aus

Der ehemalige Chef der UBS-Investmentbank und neue Chef von UniCredit, Andrea Orcel, fordert von der Bank Santander vor Gericht 35 Millionen Euro Gehalt der Bank Santander, die ihn fast als Chef angestellt hätte. (Archivbild) KEYSTONE/AP/Sang Tan sda-ats

(Keystone-SDA) Der frisch gebackene UniCredit-Chef und frühere UBS-Banker Andrea Orcel und Santander-Verwaltungsratschefin Ana Botin haben sich in der öffentlich ausgetragenen Schlammschlacht um nicht gezahltes Millionengehalt vor Gericht getroffen.

Der Investmentbanker hat die spanische Bank ursprünglich auf Zahlung von 112 Millionen Euro verklagt, weil sie ihn 2019 doch nicht wie geplant zum Chef berufen hat. Konkret ging es bei der Anhörung vor dem Madrider Gericht am Mittwoch um die Frage, ob der frühere UBS-Manager von Santander einen richtigen Vertrag bekommen hat oder nur eine unverbindliche Offerte. Weil weitere Top-Banker, darunter UBS-Verwaltungsratschef Axel Weber, befragt werden sollen, vertagte der zuständige Richter nach einer zweistündigen Anhörung den Prozess.

Orcel und Botin haben jahrelang eng zusammengearbeitet. Er tütete für die spanische Bank Übernahmen im Ausland ein und half Santander zu einer der grössten Banken Europas aufzusteigen. 2019 ernannte das Geldhaus ihn zum Chef, machte aber noch vor seinem Antritt einen Rückzug und begründete dies mit unterschiedlichen Gehaltsvorstellungen.

Die geforderte Kompensation für ausgefallene Löhne sowie Boni seines früheren Arbeitgebers UBS reduzierte Orcel mittlerweile von 112 Millionen auf rund 76 Millionen Euro. Zudem verlangt er nicht mehr, dass Santander ihn einstellt. Das liegt aber auf der Hand, denn seit Mitte April ist Orcel CEO der italienischen UniCredit. Ein so öffentlich ausgetragener Streit um einen Spitzenjob ist sehr selten und erregt deshalb Aufmerksamkeit in der ganzen Finanzbranche.

UniCredit-Investoren stösst Orcels Gehalt sauer auf

Botin sagte nun vor Gericht, bei dem vierseitigen Dokument, das im Zentrum des Streits steht, handle es sich nicht um einen konkreten Vertrag. Der Verwaltungsrat von Santander habe zudem nie ein finales Gehaltspaket für Orcel verabschiedet.

Orcel verlangt von Santander nicht nur die Auszahlung seines Gehalts, das ihm seiner Ansicht nach versprochen wurde, sondern auch eine Kompensation für nicht gezahlte Boni der UBS. Von einer solchen Ablösesumme soll Santander erst nach der Berufung Orcels zum Chef erfahren haben.

Der Banker ist wegen seiner Gehaltsvorstellungen auch bei seinem neuen Arbeitgeber in Misskredit geraten. Nur dank der Zustimmung italienischer Stiftungen hatte Orcel Mitte April bei der Generalversammlung der UniCredit mit 54 Prozent knapp die nötige Mehrheit für seine Vergütung bekommen. Ihm winken dort bis zu 7,5 Millionen Euro im Jahr, doppelt so viel wie seinem Vorgänger Jean Pierre Mustier.

Die beiden Vermögensverwalter Blackrock und Allianz Global Investors stimmten jeweils dagegen. Auch die Aktionärsberater ISS und Glass Lewis hatten Anlegern empfohlen, sich dagegen zu stellen.

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