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SBB Cargo und Hupac gründen SBB Cargo International (Zus)

Zürich (awp/sda) – Die defizitäre SBB Cargo und der Kombi-Operateur Hupac werden Partner im Güterbahnverkehr auf der Nord-Süd-Achse: Auf Anfang 2011 gründen sie gemeinsam die SBB Cargo International. Der Neuorganisation fallen bei SBB Cargo 157 Stellen zum Opfer.
Die neue Gesellschaft will sich auf den alpenquerenden Transitverkehr zwischen Deutschland und Italien konzentrieren. Dank schlanker Strukturen und höherer Produktivität will das neue Unternehmen Kostenführerin auf der Nord-Süd-Achse werden, wie SBB-Chef Andreas Meyer am Montag in Zürich vor den Medien sagte.
Weil der internationale Verkehr ins neue Unternehmen ausgelagert wird, werden bei SBB Cargo in den kommenden zwei Jahren 157 Stellen abgebaut. Der Abbau erfolge sozialverträglich, versicherte Nicolas Perrin, Chef von SBB Cargo. Kündigungen aus wirtschaftlichen Gründen werde es nicht geben. Es werde eine interne Jobbörse geben.
LOKFÜHRER VON SBB CARGO
Die neue Firma startet mit knapp 500 Vollzeitstellen. In Deutschland und Italien wird sie eigenes Lokpersonal einstellen. In der Schweiz werden Lokführer vorläufig von SBB Cargo angemietet. SBB Cargo beschäftigte bisher rund 3680 Personen.
Die Neugründung sei ein wesentlicher Schritt in Richtung Wettbewerbsfähigkeit, betonte Perrin. Mit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels 2018 werde der Druck auf den Schweizer Güterverkehr deutlich zunehmen. Mit dem rechtzeitigen Zusammengehen könnten langfristig Stellen gesichert werden.
SBB Cargo hält 75 Prozent an der ab Anfang 2011 tätigen Gesellschaft. Es wird mit einem Gesamtumsatz von 300 Millionen Franken gerechnet. Für ihre 25-Prozent-Beteiligung bezahlt die Hupac laut Meyer einen Betrag “in zweistelliger Millionenhöhe”. Bis 2013 soll das Unternehmen profitabel sein.
Laut Perrin wird sich SBB Cargo International auf den Kombi-Verkehr und Ganzzüge konzentrieren. Grösster Einzelkunde wird die Hupac sein – sie wird rund 40 Prozent ans Volumen beitragen.
SBB Cargo, die seit Jahren rote Zahlen schreibt, wird sich neu auf den Binnenverkehr in der Schweiz konzentrieren. Das bestehende Netz im Wagenladungsverkehr wird beibehalten, gleichzeitig will sie sich aber stärker auf Branchen und Grosskunden ausrichten. Bis 2013 soll SBB Cargo ein ausgeglichenes Ergebnis aufweisen.
GEWERKSCHAFT ENTTÄUSCHT WEGEN STELLENABBAU
Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) steht der neuen SBB Cargo International offen gegenüber – trotz der Enttäuschung über den Stellenabbau. Zufrieden ist sie, weil die SBB als Mehrheitsaktionärin den Einfluss auf das Unternehmen behält.
Die SEV zeigte sich zudem überzeugt, dass sämtliche Angestellten der neuen SBB-Tochter einem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) unterstellt werden dürften. Die Verhandlungen sollen noch dieses Jahr stattfinden. Die SBB wollte das Ergebnis am Montag aber nicht vorwegnehmen.
Mehr Begeisterung als auf Gewerkschaftsseite löste die SBB Cargo International bei der Wirtschaft aus. Die Verbände hatten schon bei der Ankündigung der Partnerschaft im Februar positiv reagiert. Der Wirtschaftsdachverband economiesuisse sah darin eine gute Basis für die Zukunft.
Der Nutzfahrzeugverband ASTAG war befriedigt ob der Zusammenarbeit mit privaten Transporteuren. Der Verband der verladenden Wirtschaft mahnte, die “Subventionsjägerei” müsse endlich aufhören.
rt

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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