"Tief im Herzen wusste ich es, dass wir gewinnen werden." Stadtrat Valentin Zuber ist Sprecher des Komitees "Moutier – Ville Jurassienne", er sagt: "Ich bin so glücklich. So viele Leute gingen abstimmen und es zeigt mir, dass wirklich eine Mehrheit diesen Kantonswechsel auch will."
Keystone
Sie kamen, um zu feiern und geben sich nun geschlagen: Zwei Anhänger des Kantons Bern lecken nach der Wahlniederlage ihre Wunden.
Keystone
Meer von Jurafahnen: Kurz nach Bekanntgabe des Abstimmungsresultats kennen die Jura-Anhänger kein Halten mehr.
Keystone
Pascal Tobler, Sprecher der probernischen Jugendorganisation "Sangliers" (Wildschweine), gehört zu den Verlierern. "Für mich ist die Jurafrage nun gelöst", sagt er.
Keystone
Moutiers Stadtpräsident Marcel Winistörfer freut sich über das Resultat: "Das Volk hat auf eine bessere Zukunft gesetzt. In jenem Kanton, der seine historische Legitimität verkörpert, seine kulturelle Identität teilt und ihm sozioökonomisch nahe ist." Ein bisschen Angst machen ihm die 48 Prozent, die Nein gestimmt haben. "Diesen Teil der Bevölkerung müssen wir noch überzeugen."
rolfneeser.ch
Marcelle Forster-Boivin fühlt sich Bern zugehörig. "Eine Gemeindegrenze um 12 Kilometer zu verschieben in einer Zeit, in der man das überwunden glaubte? Für mich passt das nicht zusammen. Es ist ein Rückzug hinter den Gartenzaun."
Keystone
Geneviève Aubry, 84 Jahre alt. Sie war für Bern, mit ganzem Herzen.
rolfneeser.ch
Ein "Ja" für die Zukunft, ein Moment für die Ewigkeit.
Keystone
Das Pro-Komitee "Moutier, Ville Jurassienne" bezog in seine Kampagne auch die Kleinsten ein. "Die Jungen wurden mobilisiert, obwohl sie den gewaltvollen Konflikt in den 1970er-Jahren gar nicht miterlebt hatten. Die Aufbruchstimmung und die elterliche Nostalgie wirkten ansteckend", schreibt nach der Abstimmung der Kommentator der Neuen Zürcher Zeitung.
rolfneeser.ch
rolfneeser.ch
Es sind immer Menschen, die Geschichte schreiben. Und es sind viele Menschen, wenn eine Demokratie Geschichte schreibt. Mit Moutier hat ein Ort von 7500 Seelen den Kanton gewechselt. Das ist eine kleine Verschiebung auf der Landkarte: Autokennzeichen werden angepasst, und sicher müssen ein paar Ämter ihr Briefpapier anpassen.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Ich arbeite als Journalist, Editor und Bundeshauskorrespondent für SWI swissinfo.ch. Für die Auslandschweizer:innen berichte ich über die Schweizer Politik, zudem leite ich unsere politische Talkshow Let's Talk.
Meine journalistische Laufbahn begann in den frühen 1990er-Jahren im Lokaljournalismus. Seither habe ich in vielen Bereichen dieser Branche gearbeitet, leitende Positionen übernommen und verschiedene Dossiers betreut. 2017 bin ich zu SWI swissinfo.ch gestossen.
Im Herzen der Menschen aber ist nun endlich wahr, was in einem langen – nicht nur demokratisch – ausgefochtenen Kampf erstrebt wurde: Heimat am rechten Ort. Das zumindest gilt für die Gewinner.
Und die Verlierer? «Die Demokratie hat gesprochen», sagen sie. Wer Demokratie will, muss verlieren können. Auch wenn das Resultat ganz knapp war, es ist so. Gerade in der Niederlage macht die Demokratie den Menschen zum Teil des Ganzen.
Die Gewinner hingegen begegnen den Geschlagenen mit Respekt, denn sie wissen: Das nächste Mal gehören sie vielleicht wieder zur Minderheit, die auch im Recht war, aber geschlagen wurde. Im Unrecht nämlich sind immer nur die, die nicht abstimmen. «Les absents ont toujours tort.»
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch
SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch