
Zürcher «Böögg»: Kein schöner Sommer

Der Kopf des Zürcher "Böögg" hielt am diesjährigen Sechseläuten den Flammen lange stand: Erst um 18.26 Uhr explodierte sein Kopf, nachdem vom übrigen "Böögg" längst nur noch das Gerippe stand. Für Zürich bedeutet dies nach der Tradition keinen schönen Sommer.
Lange züngelten die Flammen nur zaghaft am «Böögg» empor und liessen ein langsames Sterben erwarten. Erst nach knapp zwanzig Minuten erklangen die ersten Böller und liessen den «Böögg» nach und nach nur noch in seinem Gerippe dastehen. Der Kopf aber hielt bis um 18.26.42 Uhr stand, bevor auch er in einem finalen Knall explodierte.
Glaubt man den Überlieferungen, steht nach dem bisher völlig verregneten Frühling nun auch ein solcher Sommer an. Im Vorjahr hatte es über 16 Minuten gedauert, bis dem «Böögg» der Garaus gemacht war – dementsprechend durchzogen fiel auch der Sommer aus.
Ehrengast Ruth Metzler
Bundesrätin Ruth Metzler durfte als Vertreterin des Gast-Kantons Appenzell Innerrhoden den Scheiterhaufen unter dem «Böögg» um Punkt 18.00 Uhr anzünden. Dies sei für sie eine grosse Ehre gewesen, sagte Metzler am Deutschschweizer Fernsehen. Mit ihrer Prognose von sechs Minuten bis zum Zeitpunkt der «Böögg»-Explosion lag die Bundesrätin allerdings weit daneben.
Vor der traditionellen Verbrennung zog der Zug der Zünfte bei sonnigem Wetter vor Tausenden von Zuschauern über das Zürcher Limmatquai in Richtung Sechseläutewiese. Neben Bundesrätin Metzler war der Gastkanton unter anderem durch Nationalrat Arthur Löpfe und Ständerat Carlo Schmid vertreten.
Prominenz aus Politik, Kultur und Wissenschaft
Das Bad in der Menge genossen von der Polit-Prominenz auch die Bundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz sowie Nationalratspräsident Peter Hess, die Nationalrätin Kathy Riklin und Ständerätin Vreny Spoerry. Aus Zürich waren auch die Regierungsräte Markus Notter, Christian Huber und Ernst Buschor mit dabei.
Gesichtet wurden auch Medizin-Nobelpreisträger Rolf Zinkernagel sowie der Präsident des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK), Jakob Kellenberger, und der künstlerische Direktor der Expo.02, Martin Heller. Mit weitaus am meisten Blumen und Küsschen wurden jedoch Triathlon-Olympiasiegerin Brigitte McMahon sowie Fernseh-Moderator Beni Thurnheer eingedeckt.
Den Reiterzug um den brennenden «Böögg» führte die Zunft zum Kämbel an. Der Sechseläutenumzug fand trotz drohender Maul- und Klauenseuche auch mit allen Zugpferden statt. Der Gastkanton Appenzell Innerrhoden musste seinen Alpaufzug allerdings mit Holztieren darstellen.
Knabe schwer verletzt
Die Pferde eines vierspännigen Fuhrwerks der Zunft zur Letzi hatten gescheut und waren vorwärts geprescht. Mehrere Kinder kamen in der Folge zu Fall, konnten sich aber selbst erheben und aus der Gefahrenzone entfernen, wie die Stadtpolizei Zürich meldete.
Ein siebenjähriger, ebenfalls gestürzter Knabe wurde aber von einem Vorderrad des Fuhrwerks überrollt und schwer verletzt. Nach der Erstversorgung vor Ort durch den Notarzt wurde er von der Sanität ins Spital gebracht.
swissinfo und Agenturen

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