Stada hält nach Millionenabschreibungen an Serbien-Geschäft fest – Ausblick
FRANKFURT (awp international) – Der Bad Vilbeler Arzneimittelhersteller Stada hält ungeachtet erneuter Abschreibungen in Millionenhöhe am Geschäft in Serbien fest. «Eine blutige Nase gehört zum Kämpfen dazu, wir haben in Serbien ja keinen Knockout erlitten», sagte Stada-Chef Hartmut Retzlaff der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Freitag). Die Landesgesellschaft laufe stabil und entwickele sich im operativen Geschäft mit einem Umsatzwachstum von 50 Prozent in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres wieder sehr positiv.
Der Arzneimittelhersteller hatte am Mittwoch erneut Abschreibungen in Millionenhöhe angekündigt. Wegen der finanziellen Schwierigkeiten der staatlichen Gesundheitskasse musste das MDax-Unternehmen 97 Millionen Euro Forderungen gegen serbische Grosshändler in den Wind schreiben. Der Börsenkurs brach nach den schlechten Neuigkeiten prozentual zweistellig ein. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Hersteller von Nachahmermedikamenten (Generika) knapp 30 Millionen Euro Forderungen aufgeben müssen. Die negativen Sondereffekte in Serbien waren damals auf insgesamt 63,1 Millionen Euro beziffert worden.
Die Jahresprognose bekräftigte Stada. Allerdings werden aus der Gewinnprognose einmalige Abschreibungen ohnehin herausgerechnet. Das Unternehmen will in diesem Jahr den Umsatz und den um Sondereffekte bereinigten operativen Gewinn (EBITDA) steigern. Für die mittelfristigen Ziele zeigte sich Retzlaff weiter zuversichtlich: 2014 soll der Umsatz auf rund 2,15 Milliarden Euro steigen. Beim Konzerngewinn wird ein Anstieg auf 215 Millionen Euro in Aussicht gestellt. «Wenn wir die Akquisitionen – ausser dem Grünenthal-Sortiment auch die Generikasparte von Spirig aus der Schweiz und die Marke Cetraben mit ihren Hautpflegeprodukten – unter Dach und Fach haben, werden wir die Prognose wahrscheinlich sogar erhöhen können», erklärte der Manager.
Stada macht in Deutschland nur noch rund 20 Prozent seines Umsatzes mit Generika und will vor allem in Osteuropa und mit Markenprodukten weiter wachsen. Der Generikamarkt in Deutschland werde sich in den kommenden drei bis vier Jahren wegen des Preisdrucks durch die Rabattverträge der Krankenkassen bereinigen. Zu den bekannten Stada-Marken gehören die Sonnencreme Ladival, das Grippemittel Grippostad und die Salbe Mobilat.
Die in diesem Jahr für Zukäufe ausgegebenen rund 500 Millionen Euro könne Stada schon jetzt mühelos finanzieren, sagte Retzlaff. «Wir prüfen aber auch verschiedene Optionen, mit denen wir Ende des Jahres fällige Schuldscheindarlehen ablösen können – und die uns als weiteres Pulver für Akquisitionen dienen werden.» Wenn Stada nächstes Jahr zukaufe, dann handele es sich um Markenprodukte.
Analysten zeigten sich von der erneuten Abschreibung überrascht: Diese sei dreimal höher als die aus dem Jahr 2010 und daher ein Desaster, schrieb Analyst Martin Possienke von der Investmentbank Equinet. Die Voraussetzungen für die geplante Refinanzierung von rund 600 Millionen Euro vor Jahresende hätten sich nicht verbessert. Falls die Profitabilität in den nächsten Quartalen nicht wiederhergestellt werde, könnte eine Kapitalerhöhung notwendig werden, hiess es bei der WestLB./ep/jha/tw