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Stadler verzichtet auf Rekurs gegen SBB-Auftrag an Bombardier (Zus)

Kloten ZH (awp/sda) – Die Stadler Rail Group von SVP-Nationalrat Peter Spuhler rekurriert nicht beim Bundesverwaltungsgericht gegen die Vergabe des grössten Auftrags in der Geschichte der SBB. Ein fader Nachgeschmack bleibe, sagt Stadler-Chef Peter Spuhler. Bombardier habe sich den Auftrag «erkauft».
Es geht um 59 Doppelstockzüge für 1,9 Mrd CHF. Die SBB vergab den Auftrag vor Auffahrt an den kanadischen Konzern Bombardier; die Stadler Rail Group mit Sitz im Kanton Thurgau ging leer aus. Deren Geschäftsführer und Mehrheitsaktionär, SVP-Nationarat Peter Spuhler, nimmt es sportlich, wie er am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Kloten ZH sagte.
HÖHERE ENERGIEKOSTEN
Gleichwohl habe die Vergabe an Bombardier für ihn einen faden Nachgeschmack. Stadler habe den Auftrag in erster Linie wegen der Energiekosten verloren. Bombardier habe für 25 Jahre 200 Mio CHF günstiger offeriert als Stadler und Mitbewerber Siemens, sagte Spuhler. Und Spuhler betonte, Stadler habe die Energiekosten «sehr genau» berechnet.
Ein wichtiges Vertragsdetail: Werden die in der Offerte genannten Energiekosten überschritten, muss die Differenz während eines Vierteljahrhunderts vollumfänglich vom Hersteller der Züge getragen werden. «Das haben die SBB schlau gemacht», sagte Peter Spuhler. Stadler sei in dem Punkt vielleicht zu ehrlich, zu fair gewesen, sagte Spuhler.
«BESCHWERDE SINNLOS»
Gleichwohl mache eine Beschwerde an das Bundesverwaltungsgericht formell und materiell keinen Sinn, sagte Spuhler. Die Spielregeln seien klar gewesen. Die Niederlage im Heimmarkt sei aber schmerzlich, sagte Spuhler.
Stephané Wettstein, Geschäftsführer von Bombardier Schweiz, wollte die Argumentation Peter Spuhlers nicht kommentieren. Er sagte aber auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA, Bombardier sei nicht Weltmarktführer im Schienenfahrzeugbau geworden, weil man sich Aufträge «erkaufe», sondern weil der Konzern neue Technologien entwickle.
Mit dem von Bombardier entwickelten Permanentmagnetmotor könne der Energieverbrauch nachweislich gesenkt werden. Über effektive Zahlen könne er nicht sprechen, sagte Wettstein. Ein Debriefing der SBB habe erst mit Stadler Rail und Siemens stattgefunden, mit Bombardier indes noch nicht.
Ob Siemens gegen den Vergabeentscheid der SBB einen Rekurs einlegen wird, ist gegenwärtig noch offen, wie Pressesprecher Niklaus Baer gegenüber der SDA sagte. Der Entscheid werde am Dienstag nächster Woche kommuniziert.
STADLER WÄCHST WEITER
Obwohl die Stadler Rail Group beim grössten Auftrag in der Geschichte der SBB leer ausging, fährt das Unternehmen in den nächsten zwei Jahren auf der Wachstumsschiene. Mit einem Umsatz von 1,049 Milliarden Franken liegt der Thurgauer Schienenfahrzeug-Hersteller 2009 auf dem Niveau des Vorjahrs. Auch für 2010 wird laut Spuhler ein ähnlicher Umsatz erwartet.
2011 wird ein Umsatz von 1,6 Milliarden Franken erwartet; 2012 soll der Umsatz auf über 1,8 Mrd CHF klettern. Die Stadler Rail Group beschäftigt in der Schweiz, Deutschland, Italien, Ungarn, Polen, Tschechien und Algerien gegenwärtig rund 3100 Mitarbeitende.
rt

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