Die Woche in der Schweiz
Liebe Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer,
Herzlich willkommen zu unserer Auswahl der wichtigsten Geschichten aus der Schweiz in dieser Woche.
Es war die Lange Nacht der Zürcher Museen letzten Samstag (im Bild ein Teil des Botanischen Gartens der Universität Zürich), aber für eine Zürcherin war es eine besonders lange Woche. Die Politikerin Sanija Ameti ist am Montag zurückgetreten, nachdem sie bei einer Schiessübung eine spektakulär schlechte Zielwahl getroffen hatte – unbeabsichtigt, wie sie beteuert – und steht nun unter Polizeischutz. Mehr dazu weiter unten.
Die Herbstsession des Parlaments geht weiter. Hier sehen Sie, was auf der Tagesordnung steht.
Die grossen Geschichten der Woche
Die Paralympischen Spiele 2024 sind am Sonntag in Paris zu Ende gegangen. Die Schweiz feierte dabei den grössten Erfolg seit 1992.
Die 27-köpfige Schweizer Delegation gewann 21 Medaillen: acht Gold-, acht Silber- und fünf Bronzemedaillen. Catherine Debrunner war mit fünf Gold- und einer Silbermedaille der Star der Schweizer Delegation (hier ist noch Luft nach oben!).
Die Delegation sei «zunehmend in einen Medaillenrausch verfallen», schriebExterner Link Swiss Paralympic am Montag, und die Athletinnen und Athleten hätten sich gegenseitig zu Höchstleistungen gepusht. Peter Läuppi, Leiter der Schweizer Delegation, hob die Breite des Teams hervor, das nicht nur in seinen stärksten Disziplinen Leichtathletik (13) und Radsport (5) Medaillen gewann, sondern auch im Schwimmen (2) und im Badminton, wo Ilaria Renggli die erste Medaille der Schweiz in dieser Sportart holte.
- Alle paralympischen MedaillenExterner Link der Schweiz
- Die meisten Schweizer Kulturveranstaltungen sind für Menschen mit Behinderungen noch immer tabu
- Islam Alijaj: der Schweizer Politiker, der sich auf eine «Behindertenrevolution» vorbereitet
Diese Geschichte wurde von Medien weltweit aufgegriffen: Die Zürcher Politikerin Sanija Ameti löste einen Sturm aus, nachdem sie ein Bild von Jesus und Maria für Schiessübungen verwendet hatte.
Ameti, Mitglied der Grünliberalen Partei in Zürich, sagte sie habe bloss einen Kunstkatalog zum Schiessen in die Hand genommen und nicht auf den religiösen Inhalt des Bildes geachtet. Die Fotos eines von Kugeln durchlöcherten Jesus führten zu Kritik von allen Seiten, auch aus ihrer eigenen Partei.
Sie entfernte die Fotos schnell von Instagram und bat um Entschuldigung, doch am Montag trat sie aus dem Parteivorstand zurück – der auch noch darüber diskutiert, ob er ihr die Parteimitgliedschaft entziehen soll. Nach Drohungen steht Ameti nun unter Polizeischutz.
Über die Kontroverse berichteten unter anderem die Los Angeles TimesExterner Link, die Taipei TimesExterner Link und die jordanische Nachrichtenwebsite Al BawabaExterner Link.
Am Dienstag bestätigte der U.S. News & World Report, was viele von uns voreingenommenen Schweizerinnen und Schweizern wissen: Die Schweiz ist das beste Land der Welt – und das schon das dritte Jahr in Folge.
«Die Alpennation in Mitteleuropa ist für ihre hohe Lebensqualität und ihr gesundes Geschäftsumfeld bekannt und steht damit weiterhin an der Spitze der Rangliste der besten Länder», schreibt U.S. NewsExterner Link.
Wie wir jedoch schon oft geschrieben haben, haben viele Expats eine Hassliebe zur Schweiz.
Gemäss einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage – 11 Tage vor den Abstimmungen über die BVG-Reform und der Biodiversitätsinitiative – würden beide Vorlagen abgelehnt.
Rund 51% der Stimmbürger:innen lehnen die geplante Konsolidierung der zweiten Säule ab, 42% der Befragten befürworten die Reform, 7% sind unentschlossen. Für die Auslandschweizer:innen ergibt sich praktisch das gleiche Bild. Die Gegner:innen sagen, das Projekt sei im Grunde genommen ein Betrug, weil die Erwerbstätigen höhere Beiträge zahlen würden, um später niedrigere Renten zu erhalten.
Ebenso sind 51% der Stimmberechtigten gegen die Biodiversitätsinitiative, 46% dafür und 3% unentschieden. Das Abstimmungsverhalten der Auslandschweizer:innen unterscheidet sich hier von jenem der Landsleute im Inland: 56% der Auslandschweizer:innen unterstützen das Projekt. Die Politologin Martina Mousson weist darauf hin, dass sie tendenziell eher links eingestellt sind und, da sie in der Schweiz keine Steuern zahlen, die Kosten für die Umsetzung der Vorlage nicht zu tragen haben.
Wir werden am 22. September ausführlich über die Abstimmung berichten.
- Unsere detaillierte Analyse der Abstimmungsabsichten
Unser meistgelesener Artikel in dieser Woche war eine Analyse der Ausländer:innen, die ein Viertel der Schweizer Wohnbevölkerung ausmachen – und was sie in die Schweiz bringt.
Ende 2023 leben rund 2,3 Millionen Menschen ohne Schweizer Staatsbürgerschaft in der Schweiz (total: neun Millionen Einwohner) – rund ein Fünftel davon ist im Land geboren. Den grössten Anteil der ausländischen Wohnbevölkerung stellen nach wie vor die Italiener:innen (14%), gefolgt von den Deutschen (13,4%), den Portugies:innen (10,6%) und den Französ:innen (6,8%).
- Einwanderung in der Schweiz: eine Bedrohung oder eine Chance für den Wohlstand? Diskutieren Sie mit auf unserer Diskussionsplattform «dialog».
- Informationen und Links für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer zur Ein- und Auswanderung in die und aus der Schweiz
Schweiz skurril
Jede Familie hat ihre Geheimnisse, aber nur wenige einen Vorfahren, der mumifiziert wurde. Der ehemalige Diplomat Claudio Mazzucchelli hatte jahrzehntelang von Familiengerüchten über seinen «Pascha-Urgrossvater» gehört, doch als er in Ägypten arbeitete, erhielt er einen Anruf, der ihm sagte, er solle in eine Leichenhalle gehen…
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«Diese Mumie ist mein Urgrossvater»
Bild der Woche
Nicht nach unten gucken: Der Schweizer Funambule-Spieler Yannick Wieser läuft auf einer 300 Meter langen Slackline zwischen den Schlössern Valère und Tourbillon während der Veranstaltung «Gravit’High» in Sion am 7. September.
Ausblick auf die kommende Woche
Am Mittwoch wird der 11. Ernährungs- und Bewegungsbericht veröffentlicht. Wie gesund sind die Schweizerinnen und Schweizer? Nimmt die Fettleibigkeit weiter zu? Einerseits heisst es, die Schweizer Bevölkerung fühle sich gesünder als der Rest Europas, andererseits sagen mehr als zwei Drittel der Schweizer:innen, sie seien müde und erschöpft. Wie fühlen Sie sich?
Am Donnerstag gibt das Bundesamt für Kultur bekannt, welcher Film – hoffentlich – die Schweiz bei der Oscar-Verleihung im März vertreten wird. Der letzte Schweizer Film, der es in die engere Auswahl für den besten internationalen Spielfilm geschafft hat, war Ma vie de Courgette im Jahr 2016. Der letzte Schweizer Film, der den Oscar gewann, war Reise der Hoffnung aus dem Jahr 1990.
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