Die Woche in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
"Ich bin mir nicht sicher, ob dies die Schweiz von ihrer besten Seite zeigt." So kommentierte ein ehemaliger Schweizer Botschafter die Gruppe von Geschäftsleuten, die mit Geschenken ins Weisse Haus reisten. Aber handelt es sich um Korruption, wie einige Leute meinen?
Ebenfalls diese Woche wurde die letzte Schweizer Lohnerhebung veröffentlicht. Ist das eine gute Nachricht? Es kommt darauf an…
Viel Spass beim Lesen.
Haben sich die Schweizer Firmenchefs, die US-Präsident Donald Trump beim Gespräch über Zölle eine Rolex und einen Goldbarren angeboten haben, der Korruption schuldig gemacht? Zwei Schweizer Parlamentarier haben Strafanzeige bei der Bundesanwaltschaft eingereicht.
«Die Glaubwürdigkeit unserer Institutionen, die Achtung der Rechtsstaatlichkeit und das internationale Ansehen der Schweiz stehen auf dem Spiel», schreiben Raphaël Mahaim und Greta Gysin, beide von den Grünen, in einem siebenseitigen Schreiben an die Bundesanwaltschaft, das RTS vorliegt.
Anfang des Monats waren die Chefs von grossen Schweizer Unternehmen (darunter Rolex, Mercuria, Partners Group, MKS und Richemont) ins Weisse Haus gereist – «nicht mit leeren Händen», wie Blick am Donnerstag betonte –, um Trump davon zu überzeugen, dass ein bilaterales Handelsabkommen für beide Länder von grossem Nutzen wäre.
Mahaim sagte am Donnerstag gegenüber RTS, die Frage sei, ob die CEOs gegen das Strafgesetz verstossen hätten, indem sie versucht hätten, einen fremden Amtsträger zu bestechen.
«Diese unwirkliche Szene, die die Schweiz und die ganze Welt miterlebt hat, in der führende Industrievertreter den amerikanischen Präsidenten mit Geschenken von unanständigem Wert überhäufen […]. Was vor einigen Jahren noch undenkbar war, ist das nun zur Norm geworden?», fragte er. Die Frage ist nun, ob sich die Bundesanwaltschaft mit dem Fall befassen wird. Sie könnte sie eine Untersuchung einleiten. Der Fall könnte dann vor dem Bundesstrafgericht landen.
Der monatliche Medianlohn in der Schweiz stieg 2024 auf 7’204 CHF für eine Vollzeitstelle. Laut der jüngsten Erhebung des Bundesamtes für Statistik (BFS) waren es 2022 noch 6’788 Franken.
Das BFS weist auf erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen und Regionen hin. In Zürich zum Beispiel liegt der Medianlohn – wenn die Hälfte der Beschäftigten weniger und die Hälfte mehr verdient – bei 7’502 Franken, im Tessin bei 5’708 Franken.
«Das klingt nach einer guten Nachricht», analysierte Radio SRF am Dienstag. «Ja, die Löhne sind gestiegen. Aber sie sind nicht sehr stark angestiegen. Und vor allem gibt es immer noch sehr grosse Unterschiede zwischen den Branchen.»
In der Tat zahlen Branchen mit hoher Wertschöpfung deutlich mehr, zum Beispiel die Pharmaindustrie (10’159 CHF), das Bankwesen (10’723 CHF) und die Tabakindustrie (14’304 CHF). Am unteren Ende liegen der Einzelhandel (5214 CHF), die Hotelerie (4715 CHF), das Gastgewerbe (4744 CHF) und die persönlichen Dienstleistungen (4496 CHF).
«Tatsache ist, dass mehr als 10% der Beschäftigten mit einem sogenannten Niedriglohn auskommen müssen. Das ist ein monatlicher Bruttolohn von weniger als 4683 Franken», so SRF. «Mit einem solchen Lohn über die Runden zu kommen, ist schwierig.»
Einen Monat nach der Aufnahme von sieben verletzten Kindern aus dem Gazastreifen sind 13 weitere Kinder auf dem Weg in die Schweiz, um behandelt zu werden, wie Aussenminister Ignazio Cassis am Mittwoch mitteilte.
Die Kinder und ihre Familien machten sich diese Woche auf den Weg vom Gazastreifen in die Schweiz. Aus Sicherheitsgründen gab Cassis nicht bekannt, wo sie sich befinden, berichtete RTS am Mittwoch. Rund 50 Angehörige begleiten die Verletzten.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) müssen rund 15’000 Menschen, darunter 4000 Kinder, aus dem Kriegsgebiet evakuiert werden, um medizinisch versorgt zu werden.
Ebenfalls am Mittwoch sagte Cassis, die Schweiz werde 23 Millionen Franken bereitstellen, um die humanitäre Lage im Gazastreifen zu verbessern, die Bedürfnisse von Kindern zu erfüllen, palästinensische Institutionen zu stärken und die regionale Stabilität zu fördern.
Die jamaikanische Reggae-Legende Jimmy Cliff, diese Woche im Alter von 81 gestorben, hat am 30. Juni 1980 in Zürich ein «unvergessliches Gratiskonzert» gegeben, berichtet die Neue Zürcher Zeitung (NZZ).
Cliff, Star des Films «The Harder They Come» von 1972, dessen Soundtrack den Reggae weltweit bekannt machte, spielte in der darauffolgenden Woche am Montreux Jazz Festival und fand sich in Zürich wieder.
«Er habe sich im Autonomen Jugendzentrum Zürich (AJZ) Gras besorgen wollen und dort beschlossen, ein Gratiskonzert zu geben, so besagte das Gerücht, das wie eine Rauchwolke über dem Gelände schwebte», so die NZZ. Das Konzert hatte «schon deshalb einen politischen Charakter, weil er es im AJZ abhielt».
Damals wurde die konservative und scheinbar gesittete Stadt Zürich durch monatelange gewalttätige Ausschreitungen und Strassenschlachten mit der Polizei auf den Kopf gestellt. Sie pulsierte auch zum schweren Beat des Reggae, so die NZZ, die sich erinnert, wie «die dunklen Bässe die Stadt zum Beben» brachten. Bei seinem Konzert im AJZ «verzauberte der Sänger die renitente Zürcher Jugend mit seiner fröhlichen Art «, heisst es.
«Das Publikum feierte seinen Auftritt als Respekt der «Dritten Welt» für den Protest der «Ersten», als Anerkennung einer Revolte, die so gar nicht zu dieser Stadt passen wollte. Jedenfalls hat man diesen Ort, dessen Idealismus bald von Fixern, Dealern, Zuhältern zerstört wurde, nie so friedlich und fröhlich erlebt wie an diesem Tag.»
Ein Blick auf die kommende Woche.
Am Sonntag stimmen die Schweizerinnen und Schweizer über zwei nationale Initiativen (Erbschaftssteuer und Bürgerdienst) und viele lokale Themen ab. Swissinfo bringt Ihnen die wichtigsten Ergebnisse und Analysen dazu.
Die Menschen stimmen sich auch auf das Weihnachtsfest ein: Im ganzen Land werden Weihnachtsmärkte eröffnet. Am Donnerstag geht es in Luzern und Biel los.
Am Samstag gibt es den Nikolausumzug in Freiburg und den Course de l’Escalade in Genf, das grösste Rennen seiner Art in der Schweiz. Und daneben noch das Thuner Chlouse-Schwümme, bei der rund 200 als Weihnachtsmänner verkleidete Personen in die Aare in Thun springen (für einen guten Zweck).
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards