The Swiss voice in the world since 1935
alt

Heute in der Schweiz

Liebe Leserinnen und Leser,

um den Titel eines Katastrophenfilms zu zitieren: Dieser Freitag ist ein bisschen wie "Der Tag danach". Da die Schweizer Tagespresse wegen Auffahrt nicht erschienen ist, berichtet sie heute ausführlich über den Bergsturz über dem Dorf Blatten, der sich am Mittwochnachmittag ereignet hat.

Ansonsten erfahren Sie in unserer Auswahl der Schweizer Tagesaktualität, dass das Roden von Reben kein Phänomen des Bordelais ist und dass es sich immer lohnt, für den Ruhestand vorzusorgen.

Gute Lektüre!

alt
Das Wasser der Lonza bahnt sich allmählich seinen Weg durch die Trümmer. Keystone / Jean-Christophe Bott

Die Schuttlawine, die das Walliser Dorf Blatten zerstört hat, beherrscht auch zwei Tage nach den Ereignissen von bisher unbekanntem Ausmass die Nachrichten.

Im Lötschental war heute Freitag noch nicht jede Gefahr gebannt. Die gigantische Masse aus Eis, Schlamm und Geröll, die einen Grossteil des Dorfes Blatten unter sich begrub, versperrte nämlich auch den Lauf des Baches Lonza. Es bildete sich ein Stausee, der zu überlaufen droht und das darunter liegende Tal überfluten sowie die Rhoneebene erreichen könnte.

Die Behörden riefen die Bevölkerung zweier benachbarter Dörfer dazu auf, sich auf eine Evakuierung vorzubereiten. Diese könnte jedoch nicht notwendig werden, da der Fluss sich offenbar einen Weg durch die Trümmer bahnt.

«Aus rein technischer Sicht läuft es ziemlich gut», sagte Raphaël Mayoraz, der Chef der Dienststelle für Naturgefahren des Kantons Wallis, wies aber auch darauf hin, dass die Zone «extrem gefährlich» bleibe.

Die materiellen Schäden waren gigantisch, doch dank der vorsorglichen Evakuierung der Bevölkerung von Blatten waren die menschlichen Verluste weitaus geringer. «Das zeigt, wie wichtig Frühwarnungen und Interventionen sind», sagt Clare Nullis, Sprecherin der Weltorganisation für Meteorologie.Zu beklagen ist jedoch der Tod eines 64-jährigen Schafzüchters aus der Region, der sich um seine Tiere kümmern wollte.

alt
Die Schäden werden gigantische Summen kosten. Keystone / Jean-Christophe Bott

Auch wenn es für eine Bilanz noch zu früh ist, rechnet der Schweizerische Versicherungsverband damit, dass der Bergsturz von Blatten Hunderte Millionen Franken kosten wird.

Dank des Schweizer Systems ist die Rechnung für solche Naturkatastrophen durch eine doppelte Solidarität tragbar: Einerseits gibt es eine Solidarität zwischen den Versicherungen und andererseits eine Solidarität zwischen den Versicherten in Form einer einheitlichen Prämie, die unabhängig von der Gefahrenzone gezahlt wird.

Auch die finanzielle Unterstützung für das Walliser Dorf und seine Bevölkerung beginnt zu fliessen. Caritas Schweiz und das Schweizerische Rote Kreuz geben an, 400 000 Franken Soforthilfe aufbringen zu wollen. Die Patenschaft der Berggemeinden verpflichtet sich zu einer Million Franken.

Die Glückskette hat ihren permanenten Fonds für Katastrophen in der Schweiz aktiviert. Bisher hat sie jedoch keinen nationalen Spendenaufruf lanciert. «Unser permanenter Fonds soll es uns zum jetzigen Zeitpunkt ermöglichen, die Bedürfnisse zu decken, die nicht von den Versicherungen oder der öffentlichen Hand übernommen werden“, erklärt die Stiftung.

alt
Der Preis für Trauben ist nicht mehr hoch genug, um die Rentabilität einiger Weinberge zu sichern. Keystone / Alessandro Della Valle

Die Bilder gingen um die Welt: In der Region Bordeaux werden Weinreben gerodet, um Platz für profitablere Kulturen wie Kiwis oder Olivenbäume zu schaffen. Das könnten auch in der Schweiz Realität werden.

Ähnliches droht vor allem in den Kantonen Wallis und Waadt, den beiden wichtigsten Weinbauregionen des Landes. Angesichts des sinkenden Konsums und des Preisverfalls stellt sich auch in der Schweiz die Frage der Rodung.

«Wir dürfen keine Angst haben, über Rodungen zu sprechen. Wir müssen die Situation so darstellen, wie sie wirklich ist», sagt Samuel Luisier, Co-Präsident des Walliser Winzerverbands, in der Tageszeitung Le Temps.

Bisher wurden nur wenige Reben gerodet. Angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten werden in der Weinbranche jedoch bereits entsprechende Überlegungen angestellt. Dabei geht es noch nicht um die Festlegung quantifizierter Ziele, sondern um eine künftige Strategie, um eine Inkonsistenz bei der Bewirtschaftung der Weinanbauflächen zu vermeiden.

Nicht alle Weinberge wären davon betroffen. Die Rodung würde sich auf unrentable oder schwer zugängliche Weinberge konzentrieren. Bis zu 15 % der Walliser Weinberge, die mit 690 Hektar die grössten der Schweiz sind, könnten betroffen sein.

alt
Im Schnitt brauchen Schweizer:innen 20’000 Franken auf der Seite, um sich finanziell sicher zu fühlen. Keystone / Christian Beutler

Die Schweizer gelten oft als sparsames und vorausschauendes Volk. Eine Umfrage hat dieses Image jedoch ein wenig angekratzt.

Demnach ist rund ein Viertel der Befragten der Meinung, finanziell nicht ausreichend abgesichert zu sein. Eine Mehrheit der Bevölkerung (77 %) fühlt sich hingegen finanziell abgesichert.

Laut der Umfrage des Sotomo-Instituts fühlen sich Haushalte mit einem Median-Sparguthaben von 19 600 Franken sicher, was etwa vier durchschnittlichen Monatslöhnen entspricht.

Dies ist jedoch nur ein Durchschnittswert, und die Unterschiede sind enorm: Während sich die meisten Menschen bereits mit weniger als 10 000 Franken sicher fühlen, benötigen andere einen sechsstelligen Betrag, um ruhig schlafen zu können.

Dennoch fühlt sich fast ein Viertel (23 %) der Befragten finanziell unsicher, darunter vor allem junge Menschen und Frauen. Am häufigsten werden Krankheit und Unfälle (46 %) sowie die ständig steigenden Krankenversicherungsprämien (42 %) als Gründe für diese Unsicherheit genannt.

Die Umfrage zeigt auch, dass fast die Hälfte der Rentner die Entscheidungen, die sie im Zusammenhang mit ihrer Vorsorge getroffen haben, im Nachhinein bereut.

Insbesondere geben 30 % an, zu wenig oder zu spät in die „dritte Säule” eingezahlt zu haben. Dabei handelt es sich um eine Form der freiwilligen Vorsorge, die die Lücken der obligatorischen Vorsorge schliessen soll. Der häufigste Grund, nicht in diese zu investieren, ist, dass die Mittel dafür fehlen (68 %).

Mit der Schweiz verbunden

Meistgelesen
Swiss Abroad

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft