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Maja Riniker und Walentina Matwijenko

Heute in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Genf als Bühne für russische Machtpolitik: Parlamentspräsidentin Matwijenko sprach trotz Sanktionsliste beim internationalen Treffen – mit Sondererlaubnis der Schweiz.

Und: Der letzte Zigarrenpatron ist tot. Heinrich Villiger hat die Tabakindustrie über Jahrzehnte geprägt.

Gute Lektüre!

Walentina Matwijenko
Walentina Matwijenko hielt am Montag ihre Rede während des 15. Gipfeltreffens der Parlamentspräsidentinnen in Genf. Keystone / Magali Girardin

Die als mächtigste Frau Russlands geltende Walentina Matwijenko ist am 15. Gipfel der Parlamentspräsidentinnen in Genf aufgetreten – obwohl sie auf der Sanktionsliste steht. Die Schweiz macht für internationale Diplomatie für Sanktionierte Ausnahmen.

Walentina Matwijenko ist nicht irgendwer. Die 76-jährige Vorsitzende des russischen Föderationsrats gilt als enge Vertraute von Wladimir Putin und «hat unter anderem die Entsendung russischer Truppen in die Ukraine befürwortet, genauso wie die Gesetzesgrundlage zur Annexion der Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja», wie der Tages-Anzeiger schon Mitte Juli schrieb. Trotzdem stand sie am Montag am Rednerpult des 15. Gipfels der Parlamentspräsidentinnen in Genf.

Matwijenko steht auf den Sanktionslisten der Schweiz, der EU und der USA. Dass sie dennoch einreisen durfte, liegt an einer Ausnahmebewilligung: Als Gastland internationaler Organisationen wie der Interparlamentarischen Union (IPU) verpflichtet sich die Schweiz, diplomatische Arbeit nicht zu behindern.

In Russland wurde Matwijenkos Ankunft mit freundlichen Bildern verbreitet – Regierungsflugzeug, Blumenstrauss, internationale Bühne. In Genf trat sie als Friedensstifterin auf und forderte Sicherheit für alle Nationen, so der Blick. Doch ihr Auftritt hat politische Brisanz: Neben ihr waren auch weitere sanktionierte Abgeordnete anwesend. Beobachter:innen werten den Anlass als diplomatischen Erfolg für den Kreml.

Blick auf Brienz-Brinzauls im November 2024
Blick auf Brienz-Brinzauls im November 2024. Durch die starken Niederschläge in den vergangenen Tagen könnte die ganze Schuttmasse abrutschen. Keystone / Til Buergy

In der Schweiz regnet es seit Tagen. Was die Wiesen ergrünen lässt, sorgt in verschiedenen Regionen der Schweiz für Hochwasser. In Brienz GR gingen mehrere Erdrutsche und Felsstürze nieder, die Gefahr eines massiven Bergsturzes verschärft sich.

Nach heftigen Niederschlägen sind in Brienz GR rund zehntausend Kubikmeter Fels auf das ohnehin instabile Gelände gestürzt – mit dramatischer Wirkung: Die Bewegung des Materials hat sich verdoppelt, auf nun 46 Zentimeter pro Tag. Sollte die gesamte Schuttmasse von 1,2 Millionen Kubikmetern abrutschen wäre laut Gemeinde Albula das ganze Dorf gefährdet, so SRF.

Das Dorf selbst ist seit November 2024 evakuiert. Nun könnten bald auch Zufahrtswege von Sperrungen betroffen sein. Die Behörden bereiten sich deshalb auf Phase «blau» vor. Diese sieht unter anderem die sofortige Sperrung der Kantonsstrassen und der RhB-Albulalinie vor. Bereits wurden Ampelanlagen in Betrieb genommen, Wanderwege und Uferzonen geschlossen.

Die Gemeinde Albula betont, dass es sich bei der Vorbereitung der nächsten Phase um eine Vorsichtsmassnahme handelt. Expert:innenenteams beobachten das Gelände rund um die Uhr. Noch gehen die Fachleute von einer «raschen Entschärfung der Gefährdungslage» aus, schreibt SRF.

Flugzeuge am Flughafen Zürich
Schweizerinnen und Schweizer geben laut dem Reiseverbands-Präsidenten weiterhin viel Geld für Reisen aus, und die Reisetätigkeit nimmt zu. Keystone / Ennio Leanza

Trotz Inflation und Klimadebatte reisen Schweizerinnen und Schweizer weiterhin gerne – und viel. Reiseverbands-Präsident Martin Wittwer sieht die Branche im Aufwind, warnt aber im Blick-Interview vor einem falschen Bild des Massentourismus.

Die Teuerung bremst das Reiseverhalten kaum. Im Gegenteil: Laut Wittwer sind Ferien fest im Budget verankert. 65% der Schweizerinnen und Schweizer verreisen ins Ausland, bevorzugt an klassische Mittelmeerziele wie Spanien, Griechenland oder Italien. Skandinavien legt zwar zu, macht aber nur etwa 8-9% aus. Die Reisetätigkeit insgesamt nimmt weiter zu – auch wegen des Bevölkerungswachstums.

Reisen seien gemäss Wittwer nicht generell teurer geworden, dem widerspricht eine Analyse von ComparisExterner Link, wie RSI berichtet. Und laut dem Schweizer Tourismus-Verband gab die Schweizer Bevölkerung 2024 im Ausland 18,9 Milliarden Franken aus. Ausländische Touristinnen und Touristen gaben in der Schweiz 19,6 Milliarden Franken aus. «Damit ist die Tourismusbilanz immer noch positiv», sagt Wittwer. 

Von pauschaler Tourismus-Schelte hält Wittwer wenig. Mallorca sei ein gutes Beispiel: Die Hotspots ächzen, doch die Destination bleibe beliebt. Overtourism müsse lokal reguliert werden. Die Branche reagiere längst mit nachhaltigen Angeboten und alternativen Reisezielen. «Man muss sich fürs Reisen nicht schämen», sagt Wittwer – es sei ein essenzieller Wirtschaftsfaktor.

Portrait Heinrich Villiger
Bis zum Schluss rauchte Heinrich Villiger seine Zigarren. Keystone / Christian Beutler

Ich bin im Stumpenland aufgewachsen. Deshalb liegt es nahe, dass ich Ihnen hier vom Tod des «letzten wahren Patrons» der Schweiz berichte. Zigarrenpatron Heinrich Villiger ist am Freitag 95-jährig gestorben. Der Bruder des ehemaligen Bundesrats Kaspar Villiger war 75 Jahre lang im Familienunternehmen tätig.

Das Stumpenland liegt im aargauischen Wynental. Es war das Zentrum der Schweizer Tabakindustrie im 19. und Anfang 20. Jahrhundert. Das an den Aargau angrenzende Luzerner Dorf Pfeffikon spielt in der Tabakindustrie bis heute eine grosse Rolle, hier ist seit 1888 der Zigarrenhersteller Villiger Söhne Holding AG ansässig.

Heinrich Villiger trat 1950 in die Firma ein, wurde 1954 Teilhaber und führte das Unternehmen nach dem Tod seines Vaters zusammen mit seinem Bruder Kaspar, bis dieser Bundesrat wurde. Bis zuletzt engagierte er sich im Familienunternehmen und hielt noch bis zu seinem Tod letzten Freitag das Verwaltungsratspräsidium inne.

Villiger galt als leidenschaftlicher Unternehmer, der sich zeitlebens gegen gesetzliche Einschränkungen des Rauchens wehrte. Die Villiger-Gruppe produziert jährlich eine Milliarde Zigarren und Zigarillos, erwirtschaftet 140 Millionen Franken Umsatz und beschäftigt 1200 Personen.

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