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Freunde und Familie warten auf die Rückkehrenden der Gaza-Flotille

Heute in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Am Vorabend des zweiten Jahrestags des Hamas-Angriffs auf Israel äussern die jüdischen Verbände und Vereinigungen in der Schweiz ihren Schmerz. Am Wochenende kehrten Mitglieder der Gaza-Flottille nach einer Haft, die sie als «unmenschlich» bezeichnen, zurück in die Schweiz.

Ich berichte Ihnen im heutigen Briefing auch von Schweizer Kühen, die wegen der amerikanischen Zölle zur Schlachtbank geführt werden, über die Kostenexplosion bei der Kaserne der Schweizergarde im Vatikan und über das Tragen des Kopftuchs in Schweizer Schulen.

Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre.

Zahlreiche Familienmitglieder und Freund:innen kamen nach Genf, um Mitglieder der Gaza-Flottille bei ihrer Rückkehr aus Israel zu begrüssen.
Zahlreiche Familienmitglieder und Freund:innen kamen nach Genf, um Mitglieder der Gaza-Flottille bei ihrer Rückkehr aus Israel zu begrüssen. Keystone / Pierre Albouy

Neun Schweizer Mitglieder der Gaza-Flottille kehrten am Wochenende zurück. Sie berichten, dass sie «unmenschlich» behandelt worden seien und äussern sich «sehr besorgt» über das Schicksal der noch von Israel festgehaltenen Aktivist:innen.

Bei ihrer Ankunft am Flughafen Genf am Sonntagnachmittag erklärten acht Schweizer Staatsangehörige in einer gemeinsamen Erklärung, dass sie während ihrer Haft in Israel «Folter und Misshandlungen» erlitten hätten. Zehn Schweizer:innen werden noch festgehalten, darunter der ehemalige Genfer Bürgermeister Rémy Pagani.

Der Tessiner Schriftsteller und Dichter Vanni Bianconi beschrieb gegenüber RTS im Detail die Misshandlungen, die er in Israel erlitten hat. Für ihn «ist es erbärmlich zu sehen, wie feige sich die Schweiz verhält». Angesichts der zivilen Aktion hatte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) gewarnt, dass es nicht eingreifen würde, und betonte die individuelle Verantwortung jedes:r Einzelnen.

Zum zweiten Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel ist die jüdische Gemeinschaft in der Schweiz laut Ralph Friedländer, Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds, «nachdenklich und besorgt». «Einerseits wegen der Gräueltaten, die am 7. Oktober geschehen sind. Andererseits wegen der Gewaltspirale, die dieser Tag ausgelöst hat: der Krieg in Gaza, der so viel Leid für Zehntausende von Menschen verursacht», sagt Timrah Schmutz, Direktorin der jüdischen Organisation Gescher, gegenüber SRF.

Schweizergardisten bewachen den Hof
Schweizergardisten bewachen den Hof während der Vereidigungszeremonie ihrer neuen Kameraden. Keystone / Urs Flueeler

Zum ersten Mal seit 57 Jahren nahm der Papst am Samstag an der Vereidigung der Schweizergarde im Vatikan teil. Eine Freude, die die Probleme bei der Renovierung ihrer Kaserne nicht überdecken kann.

Papst Leo XIV. wurde von den 800 geladenen Gästen mit stehenden Ovationen empfangen. Er schüttelte den anwesenden Kardinälen und Bischöfen sowie der Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter die Hand. Um Punkt 17 Uhr ertönten die Trompeten als Signal für den Beginn der Feierlichkeiten zur Vereidigung von 27 Schweizergardisten.

Eine Feier, die im Kontrast zum Zustand ihrer feuchten und baufälligen Kaserne steht. Das Problem ist seit langem bekannt. 2016 wurde eine Stiftung für die Erledigung der Arbeiten gegründet, unterdessen haben sich diese jedoch verzögert. Zudem sollen die Baupreise in Rom im Vergleich zu 2022 um 35% gestiegen sein.

Die ursprünglich auf 50 Millionen Franken geschätzten Kosten des Projekts dürften sich nun auf etwa 70 Millionen Franken belaufen. Die Stiftung will eine neue Spendenkampagne starten und wird mit den Geldgebern, also dem Bund und den Kantonen, Kontakt aufnehmen, erklärt ihr Präsident Jean-Pierre Roth.

Noch gesunde Kühe könnten zur Schlachtbank geführt werden.
Gesunde Kühe könnten zur Schlachtbank geführt werden. Keystone / Urs Flueeler

Bis zu 25’000 Kühe sind in der Schweiz von der Schlachtung bedroht, berichtet die NZZ am Sonntag. Ursache sei eine Überproduktion von 5%, verbunden mit einer stark sinkenden Nachfrage in den USA aufgrund der Zollaufschläge.

Das steigende Angebot in Kombination mit der geringeren Nachfrage lässt die Preise mechanisch sinken. Die Branchenorganisation Milch (BO Milch) ruft dazu auf, die Anzahl der Kühe zu reduzieren, um den Milchpreis zu halten. Laut der BO Milch haben Landwirt:innen bereits damit begonnen, ihre Herden zu verkleinern und gesunde Tiere zur Schlachtung zu schicken.

Um die Schlachtungen zu reduzieren, die für die Züchter:innen einen Verdienstausfall darstellen, wird die BO Milch in den nächsten neun Monaten elf Millionen Schweizer Franken aus einem Notfallfonds zur Unterstützung der Exporte einsetzen. Die Schweiz zählt eine halbe Million Milchkühe. Normalerweise werden jährlich 85’000 von ihnen geschlachtet.

Ein Klassenzimmer in einer Primarschule.
Ein Klassenzimmer in einer Primarschule. Keystone / Jean-Christophe Bott

In der Deutschschweiz gibt es heftige Debatten über das Tragen des Kopftuchs in der Schule. Die Rechte fordert strengere Regeln, während die Linke ein Verbot aller anderen religiösen Symbole (Kreuze, Kippa usw.) verlangt, falls das Kopftuch verboten wird.

Diese Fragen fallen in die Zuständigkeit der kantonalen Behörden. Während einige religiöse Symbole für Lehrkräfte ausdrücklich verbieten, beschränken sich andere auf einfache Empfehlungen oder haben überhaupt keine Richtlinien. Für Schülerinnen und Schüler bleibt das Kopftuch in den meisten Fällen erlaubt, wie der Blick berichtet.

In den Kantonen Schwyz, Bern und St. Gallen haben Politiker:innen Motionen und Interpellationen eingereicht, die darauf abzielen, dass die Regeln unparteiisch und einheitlich angewendet werden. Die St. Galler SP kritisiert insbesondere eine «einseitige Politik zu Lasten muslimischer Frauen». Diese bisher kantonale Debatte könnte bald bundesweit geführt werden.

Das Egerkinger Komitee, bekannt für seine Volksinitiativen gegen Minarette und Burkas, erwägt eine neue Initiative zu lancieren, deren Ziel es wäre, das Kopftuch an allen Schulen zu verbieten, sowohl für Lehrerinnen als auch für Schülerinnen.

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