

Heute in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
Der neue Konzernchef von Nestlé ist, nur wenige Wochen im Amt, schnell zur Tat geschritten. Heute hat er den Abbau von 16’000 Arbeitsplätzen weltweit angekündigt.
In unserem Briefing erfahren Sie ausserdem, welche Gründe die Bauarbeiter dazu bewogen haben, einen Streik anzukündigen – ein sehr seltenes Ereignis in der Schweiz –, und wie viel die US-Regierung mit den auf Schweizer Importe erhobenen Zöllen bisher verdient hat.
Schliesslich sprechen wir über den schockierenden Fall eines 81-jährigen schweizerisch-tunesischen Bürgers, der in Tunesien inhaftiert ist.
Gute Lektüre!

Der neue Konzernchef von Nestlé, Philipp Navratil, hat den Abbau von 16’000 Arbeitsplätzen innerhalb des Schweizer Lebensmittelherstellers angekündigt. Der Konzern beschäftigt weltweit 277’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 8600 in der Schweiz.
12’000 Führungspositionen sollen gestrichen und weitere 4000 in den Bereichen Produktion und Beschaffung abgebaut werden. Ziel ist es, die Kosten bis Ende 2027 um eine Milliarde Franken zu senken. Die Kürzungen werden auch die Aktivitäten in der Schweiz betreffen, aber gegenüber den Medien präzisierte Navratil das Ausmass des Personalabbaus in der Schweiz nicht.
Seit Anfang 2022 haben die Aktien des Lebensmittelriesen, die in den Anlageportfolios der Schweizer Pensionsfonds sehr beliebt sind, mehr als 40% verloren und Milliarden an Börsenwert vernichtet, berichtet Le Temps.
Heute jedoch, nachdem die Quartalszahlen zum Umsatz positiv überrascht haben und der Ankündigung des Stellenabbaus, was von den Investorinnen und Investoren als Signal für einen entschlossenen Ansatz des neuen Geschäftsführers gesehen wird, stieg die Aktie um 10% und blieb stabil über 82 Franken.

Wie viel Geld ist dank der Erhöhung der Zölle auf Schweizer Importe in die Kassen der US-Regierung geflossen? Der Tages-Anzeiger versucht heute eine Antwort zu finden und schätzt die US-Zolleinnahmen seit April auf rund eine Milliarde Dollar.
In den vier Monaten vom «Tag der Befreiung» (2. April) bis Ende Juli machten die Zölle auf Schweizer Produkte 0,8% der gesamten US-Zolleinnahmen aus. In diesem Zeitraum galt noch der allgemeine Zollsatz von 10%.
Auf den 1. August wurde dieser auf 39% für Importe aus der Eidgenossenschaft erhöht, einer der höchsten von der US-Verwaltung erhobenen Zölle. Obwohl die Schweizer Exporte in die Vereinigten Staaten im August im Vergleich zu Juli um 31% zurückgingen, sind die daraus resultierenden Zolleinnahmen wahrscheinlich gestiegen, schätzt der Tages-Anzeiger. Die Daten für September sind aufgrund des laufenden Shutdowns der US-Verwaltung nicht verfügbar.
Heute hat das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) die Konjunkturprognosen für die Schweizer Wirtschaft hauptsächlich wegen der US-Zölle nach unten korrigiert. Die «Expertengruppe Konjunkturprognosen» erwarte «für 2025 ein deutlich unterdurchschnittliches Wirtschaftswachstum von 1,3 %, gefolgt von einer Abschwächung auf 0,9 % 2026», heisst es in einer Mitteilung.

Heute wurde in Tunis der Prozess gegen den 81-jährigen schweizerisch-tunesischen Doppelbürger Mustapha Djemali eröffnet. Der Fall ist laut Amnesty International bezeichnend für die zunehmende Repression in Tunesien gegen humanitäres Personal.
Er ist seit Mai 2024 in Haft: Dem Schweiz-Tunesier Mustapha Djemali wird vorgeworfen, eine kriminelle Organisation gegründet zu haben, die bei der illegalen Unterbringung von Migrantinnen und Migranten geholfen haben soll. Es handelt sich dabei um den Tunesischen Flüchtlingsrat (CTR), eine NGO, die fast ausschliesslich vom UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) finanziert wird – für das Djemali 25 Jahre in Genf gearbeitet hat – und die von mehreren europäischen Ländern unterstützt wird.
«Wir dachten, es handle sich um einen Fehler, dass sich das Problem in zwei Tagen lösen würde und sich die tunesischen Behörden entschuldigen würden», sagt der in Genf wohnhafte Sohn Fadhel Djemali gegenüber Le Temps. Anderthalb Jahre später herrscht Ernüchterung. «Was uns weiterhin schockiert, ist die Passivität der Schweiz sowie diejenige des UNHCR und der UNO», sagt er.
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) beruft sich auf die doppelte Staatsbürgerschaft des 81-Jährigen und rechtfertigt seine Zurückhaltung mit der «Souveränität des Wohnsitzstaats». Das EDA hat Le Temps dennoch versichert, dass die Schweiz «auf höchster Ebene bei den tunesischen Behörden interveniert» habe. Es ist dieselbe Formulierung, die als Antwort auf eine kürzliche parlamentarische Interpellation verwendet wurde, aber es wurden keine Details zu den unternommenen Schritten mitgeteilt.

Über 20’000 Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter wollen Streikmassnahmen ergreifen. Dafür votierten 90% der Teilnehmenden an einer branchenweit durchgeführten Befragung, welche die Gewerkschaften in den vergangenen Wochen organisiert hatten.
Der Kern der Unzufriedenheit liegt im fehlenden Einvernehmen über den Landesmantelvertrag für das Baugewerbe, der in eine Situation ohne Vertrag zu münden droht, wie es seit über einem Jahrzehnt nicht mehr vorgekommen ist. Vor allem konnte keine Einigung über die Arbeitszeiten erzielt werden. Laut den Gewerkschaften Unia und Syna widersetze sich der Baumeisterverband arbeitszeit-kompatiblen Regelungen mit dem Privatleben.
Man komme auf «bis zu neun Arbeitsstunden in den heissesten Sommermonaten, zusätzlich zu Überstunden und Fahrzeiten vom Betrieb zur Baustelle», sagt Nico Lutz, Verhandlungsverantwortlicher und Mitglied der Geschäftsleitung der Unia. Es überrasche nicht, dass viele Menschen den Beruf verlassen würden, fügt er hinzu.
Die ersten Protesttage beginnen bereits nächste Woche. Falls die Arbeitgeber weiterhin keine Verhandlungslösung für die Personalkrise finden würden, drohe für 2026 ein nationaler Streik des Sektors, warnen die Gewerkschaften.

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