Heute in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
Bundesrat Guy Parmelin verteidigt die Zoll-Einigung mit den USA, während im Parlament die Skepsis wächst.
Zudem sorgen die ersten PFAS-Studien zu Lebensmitteln für Aufmerksamkeit, und Benzindiebstähle nehmen schweizweit zu – besonders in der Romandie.
Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre.
Bundesrat Guy Parmelin verteidigt die umstrittene Zoll-Einigung mit den USA. In einem Interview mit CH Media weist er den Vorwurf zurück, die Schweiz habe sich mit milliardenschweren Investitionszusagen «freigekauft». Während der Bundesrat beschwichtigt, wächst im Parlament die Skepsis.
Parmelin betont, die Senkung der US-Strafzölle von 39 auf 15 Prozent sei nicht erkauft worden. «Wir haben nichts gekauft», sagt er in der Aargauer Zeitung. Die Investitionspläne von Schweizer Unternehmen in den USA seien «bereits geplant» und teils «bewilligt» gewesen; eine Verpflichtung, diese tatsächlich umzusetzen, gebe es nicht. Die beteiligten Wirtschaftsvertreter hätten «patriotisch gehandelt» und geholfen, das Problem in Washington sichtbar zu machen.
Die Absichtserklärung ist lediglich ein Zwischenschritt; in den kommenden Monaten soll daraus ein verbindliches Abkommen werden – erst dann kann das Parlament mitreden. SRF berichtet von zunehmender Skepsis quer durch die Parteien: Linke kritisieren die vielen offenen Punkte, Bürgerliche die mangelnde Transparenz. Besonders sensibel ist die Frage nach künftigen Importstandards. Grünen-Fraktionschefin Aline Trede warnt etwa, die Schweiz dürfe «keine Chlorhühner importieren».
Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco bereitet nun ein Verhandlungsmandat für ein verbindliches Abkommen vor und wird später diese Verhandlungen führen. Das Ziel ist ein Handelsabkommen. Die parlamentarischen Kommissionen und die Kantone sollen in den Prozess einbezogen werden, versichert das Seco. Spätestens beim fertigen Vertrag wird das Parlament ausführlich beraten – und ein fakultatives Referendum bleibt möglich. Dann könnte am Ende das Stimmvolk entscheiden.
Die erste nationale PFAS-Studie zu tierischen Lebensmitteln fällt besser aus als erwartet: Die grosse Mehrheit der Produkte ist unbedenklich. Doch einzelne Überschreitungen und Hinweise auf regionale Hotspots zeigen, dass das Thema die Schweiz noch lange beschäftigen wird.
Bund und Kantone haben 2025 knapp 1200 tierische Lebensmittel untersucht – von Fleisch über Fisch bis zu Eiern und Milchprodukten. Nur 0,8% der Fleisch-, Eier- und Fischproben überschritten die gesetzlichen Höchstwerte; bei Milchprodukten lagen drei Proben über den EU-Richtwerten. «Die geltenden Höchstwerte werden weitgehend eingehalten», sagt Mark Stauber vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Umweltchemiker Basil Thalmann spricht von einer «wertvollen Übersicht» für Bevölkerung und Behörden.
Trotz der positiven Bilanz zeigen die Daten lokale Risiken: Besonders betroffen waren fünf Rindfleischproben, eine Eier- und eine Fischprobe – teils mit sehr hohen Werten. PFAS gelangen laut den Fachstellen vor allem über kontaminierte Böden und Futter in die Nahrungskette. Hinweise aus der Studie stützen dies: Tiere, die über Gras und Heu gefüttert werden, weisen tendenziell höhere PFAS-Werte auf. Bei Eiern zeigt sich zudem: Je grösser der Auslauf, desto höher das Risiko.
Alda Breitenmoser, Präsidentin der Kantonschemiker:innen, spricht gegenüber SRF von einer «stückweiten Entwarnung». Die Produkte seien insgesamt sicher, doch Fälle wie der Verkaufsstopp für Egli und Hecht aus dem Zugersee machten lokale Belastung sichtbar. Ihr Verband fordert deshalb weiterhin einen nationalen Aktionsplan. Breitenmoser warnt: «Das Beste ist, diese Substanzen gar nicht erst in die Umwelt zu bringen.»
Benzindiebstähle nehmen schweizweit stark zu – besonders im Kanton Waadt. Während Westschweizer Stationen teils täglich betroffen sind, bleibt die Lage in der Deutschschweiz ruhiger, aber spürbar.
Laut Recherchen von 24 heures und dem Blick werden jedes Jahr rund 70’000 Benzin-Diebstähle gemeldet; real dürften es über 100’000 sein. Der Hotspot liege im Kanton Waadt, berichtet 24 heures: Rund 10’000 Fälle pro Jahr, besonders beim Autobahnrastplatz in Bursins, wo fehlendes Prepaid-Tanken und viel Transitverkehr das Wegfahren erleichtern.
Die Betreiber reagieren mit Videoüberwachung und konsequenten Anzeigen. Die Inkasso-Firma, welche für viele Marken die Fälle bearbeitet, schätzt, dass es pro Station im Schnitt vier Mal pro Monat passiert. Bei Schweizer Täter:innen ist der Rückzahlungsanteil hoch, schwieriger wird es bei Fahrerinnen und Fahrern aus dem Ausland, die sich rasch absetzen können.
In der Deutschschweiz sind die Zahlen deutlich tiefer: Betreiber wie Etzelpark oder Coop Pronto sprechen von wenigen Vorfällen, oft verursacht durch Missverständnisse an den Kartenterminals. Dennoch bleibt Wachsamkeit gefragt – auch wegen anderer Betrugsformen wie Skimming, das bisher aber kaum aufgetaucht ist.
Stadt und Land driften politisch immer weiter auseinander. Der Stadt-Land-Monitor 2025 zeigt: Grossstädte stimmen zunehmend links-progressiv, kleine Gemeinden bleiben konservativ.
Die Kluft sei «so tief wie noch nie in den letzten 45 Jahren», schreiben die Zürcher Forschenden von Sotomo. Besonders bei CO2-Gesetz 2021 und Biodiversitätsinitiative 2024 zeigten sich grosse Unterschiede: Städte stimmten deutlich Ja, Landgemeinden mehrheitlich Nein.
In der Romandie fällt der Gegensatz schwächer aus: Auch die Landbevölkerung stimmt dort eher links-progressiv. Im Tessin dagegen zieht es Städte und Dörfer stärker nach rechts, geprägt von Nähe zu Italien, Grenzgänger:innen-Fragen und Aufstieg von Lega und SVP.
Fast drei Viertel der Bevölkerung beurteilen das Wachstum der Bevölkerung negativ – obwohl gerade in wachsenden Agglomerationen die Lebensqualität hoch ist. «Die Leute sagen, dass sie lieber auf dem Land leben würden, aber es zieht sie in die urbanen Regionen mit höherer Lebensqualität», erklärt Politgeograf Michael Hermann.
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