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Swisscom-CEO Carsten Schloter übernimmt Steuer bei Fastweb

Bern/Mailand (awp/sda) – Swisscom-Chef Carsten Schloter übernimmt ab sofort die Führung der skandalumwitterten Tochter Fastweb in Italien selbst. So verhindert Swisscom eine Zwangsverwaltung des Unternehmens. Der Skandal belastet ihre Rechnung 2010 mit 100 Mio CHF.
Stefano Parisi, der bisherige Konzernchef von Fastweb, trat auf den 1. April vorübergehend von seiner Funktion zurück, wie die Swisscom am Karfreitagabend mitteilte. Fastweb-Verwaltungsratspräsident Schloter nehme die Zügel in die Hand, bis Parisis Rolle im Rahmen der laufenden Ermittlungen wegen Steuerbetrugs und Geldwäscherei geklärt sei.
Parisi hatte den Schritt selbst vorgeschlagen. Der Fastweb-Manager übernehme andere Funktionen bei Konzern und geniesse «das volle Vertrauen» des Mutterkonzerns, hiess es weiter. Neben Parisi treten drei weitere Fastweb-Manager vorübergehend zurück.
Schloters Funktionen bei der Swisscom werden durch sein vorübergehendes Fastweb-Engagement nicht tangiert, teilte die Swisscom mit.
Der Wechsel an der Spitze dient der Verhinderung einer Zwangsverwaltung von Fastweb durch die Behörden. Die Massnahmen wurden vom Fastweb-Verwaltungsrat in Zusammenarbeit mit der zuständigen Staatsanwaltschaft ergriffen. Die Strafverfolgungsbehörde zog daraufhin ihren Antrag auf kommissarische Verwaltung zurück.
Die Ermittlungen gegen die italienische Tochter kommen die Swisscom teuer zu stehen, wie sie bekannt gab. Fastweb muss für das vergangene Jahr Rückstellungen von 70 Mio EUR vornehmen. Nach Swisscom-Angaben stützen unabhängige Experten die Höhe der Rückstellungen. Sie seien keine Schuldanerkennung und basierten auf einer Einschätzung der finanziellen Risiken.
Die Rückstellungen lassen die Fastweb-Bilanz 2009 mit einem Verlust von 34 Mio EUR ins Minus sausen. Zuvor hatte das Unternehmen einen Reingewinn von 36 Mio EUR bekannt gegeben.
Die Swisscom-Konzernrechnung für 2009 wird deswegen nicht angepasst. Swisscom verbucht die Rückstellung im ersten Quartal 2010 als Aufwand. Das belastet das Betriebsergebnis (EBITDA) im laufenden Jahr mit rund 100 Mio CHF.
Neben den personellen Konsequenzen zur Abwendung der Zwangsverwaltung durch die Behörden gliedert Fastweb das Wiederverkaufsgeschäft in eine neu gegründete Firma, die Fastweb Wholesale, aus. Deren Leitung übernimmt Fastweb-Finanzchef Peter Burmeister zusätzlich zu seiner Funktion. Die Verkaufssparte steuert 14 Prozent zum Fastweb-Umsatz bei.
Fastweb und die Telecom Italia-Tochter Sparkle stehen im Zentrum von Ermittlungen wegen Mehrwertsteuerbetrugs und Geldwäscherei. Dabei sollen zwischen 2003 und 2006 mit fiktiven Käufen und Verkäufen von internationalen Telekom-Dienstleistungen knapp 2 Mrd EUR in Rechnung gestellt worden sein. Damit sei der Fiskus um 365 Mio EUR betrogen worden.
Die italienische Justiz ermittelt mittlerweile gegen 80 Personen, gegen 56 Personen wurde Haftbefehl erlassen. Darunter befindet sich auch Fastweb-Gründer Silvio Scaglia, der 2007 das Mailänder Unternehmen an die Swisscom verkauft hatte. Er trat am Montag aus dem Verwaltungsrat des Telekommunikationsunternehmens zurück.
mk

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