
Swisscom stellt vom Fernsehsendemast ausgestrahltes Handy-TV ein
Zürich (awp/sda) – Die technische Entwicklung macht’s möglich: Die Swisscom setzt für ihr Handy-TV nur noch aufs Mobilfunknetz. Dieses Angebot wurde massiv verbessert. Dafür stellt die Swisscom das vor zwei Jahren mit viel Tamtam gestartete Handy-TV (DVB-H) ein, das vom Fernsehsendemast ausgestrahlt wird.
DVB-H ist erfolglos geblieben, obwohl die Swisscom mit dem Start im Mai 2008 vom Schub durch die wenig später stattfindende Fussball-Europameisterschaft profitieren wollte. Mehr als ein paar tausend Kunden konnten sich allerdings nie für das Angebot begeistern.
Derzeit seien es nur noch einige Hundert, wie Swisscom-Sprecher Olaf Schulze am Dienstag am Rande einer Medienkonferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA sagte. Schuld ist die geringe Anzahl an Handys, die DVB-H überhaupt empfangen können. DVB-H habe sich am Markt und deshalb bei den Geräteherstellern nicht durchgesetzt, sagte Swisscom-TV-Chef Markus Gisi.
Mehr als eine Handvoll Geräte gibt es nicht. Darunter sind auch keine Verkaufsschlager wie etwa das iPhone von Apple. Ausserdem ist DVB-H auf die vier Ballungszentren Zürich, Basel, Bern und das Genfer Seebecken beschränkt.
Eigentlich ist DVB-H deutlich besser als dass über das Mobilfunknetz gesendete Handy-TV. Es besteht nicht die Gefahr der Überlastung wie beim Mobilfunknetz, das zusammenbricht, wenn viele Menschen am gleichen Ort darauf zugreifen.
Weil es vom Sendemast ausgestrahlt wird, können sich bei DVB-H beliebig viele Zuschauer einschalten – wie einst beim Fernsehen über die Zimmerantenne. Zudem war die Bildqualität von DVB-H bislang viel besser und das Zappen ging schneller.
Hier hat die Swisscom nun angesetzt und ihr über das Mobilfunknetz gesendetes Handy-TV markant aufgemöbelt. So wurden die Übertragungsraten des Mobilfunknetzes ausgebaut und Fortschritte bei der Kompression der gesendeten Bilder erzielt. Dazu stark beigetragen hat der technische Fortschritt: Die heutigen Handys sind viel leistungsfähiger als die Geräte vor zwei Jahren.
Während bisher einfach das TV-Bild stehen blieb oder gar ganz ausfiel, wenn die Übertragungsraten der Handy-Antennen zu schlecht wurden, verringert sich jetzt einfach die Bildqualität. Das TV-Bild soll aber weniger häufig stehen bleiben. Auch die Bedienerfreundlichkeit zum Umschalten zwischen den TV-Kanälen wurde verbessert.
Überdies senkt die Swisscom den Preis: Statt bisher 16 CHF pro Monat zahlen die Kunden 9 CHF. Sie bekommen dafür zunächst 34 TV-Kanäle. Ab Mai sollen weitere TV-Känale dazukommen. Fussball- und Eishockey-Fans können für 5 CHF pro Spiel Live-Übertragungen von Teleclub verfolgen. Dies funktioniert nicht nur auf dem Handy, sondern neu auch auf dem Computer.
Für das neue Handy-TV-Angebot benötigen die Kunden entweder ein Natelabonnement oder einen Breitbandanschluss vom «Blauen Riesen». Damit können auch Kunden anderer Mobilfunkanbieter wie Sunrise und Orange das Handy-TV der Swisscom empfangen, wenn sie das Breitbandinternet über den grössten Schweizer Telekomkonzerns haben.
Aber Vorsicht! Möglicherweise müssen Sunrise- oder Orange-Kunden noch bei ihrem Anbieter für den Datenverkehr bezahlen, wenn sie auf ihrem Handy das Swisscom-TV anschauen. Dann könnten sie buchstäblich in die Röhre schauen.
Mit der Einstellung des Handy-TV vom Fernsehsendemast wird auch das DVB-H-Netz überflüssig. Die Swisscom hat bei der Eidg. Kommunikationskommission (ComCom) ein Gesuch eingereicht, das Netz abstellen zu dürfen, um Strom zu sparen, ohne die DVB-H-Konzession zurückgeben zu müssen. Besitzer eines DVB-H-Handys können dennoch weiterhin Handy-TV schauen, einfach übers Mobilfunknetz.
mk