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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Dienstag, 3. August
WENDE GESCHAFFT: Der Bau- und Industriezulieferer Arbonia Forster (AFG) hat nach tiefroten Vorjahreszahlen die Wende geschafft. Im ersten Halbjahr 2010 erzielte der von Edgar Oehler geführte Konzern einen kleinen Gewinn von 1,3 Mio. Franken. In der Vorjahresperiode hatte die rasch gewachsene AFG noch ein Minus von 23,3 Mio. Fr. ausgewiesen, hauptsächlich wegen Wertberichtigungen auf übernommenen Firmen. Der Umsatz wuchs nach dem Taucher im 2009 nun nur leicht und liegt mit 628,6 Mio. Fr. um 0,4 Prozent über der Vorjahresperiode, wie AFG mitteilte. Der Thurgauer Konzern litt dabei allerdings unter der Euro-Schwäche. Währungsbereinigt wäre der Umsatz laut den Angaben um 2,1 Prozent gestiegen.
GERINGE TEUERUNG: Trotz offener Geldschleusen der Schweizerischen Nationalbank steigen die Konsumentenpreise kaum. Im Juli betrug die Teuerung innert Jahresfrist nur 0,4 Prozent. Im Juni hatte die Jahresteuerung bei 0,5 Prozent gelegen, im Juli 2009 bestanden mit -1,2 Prozent sogar deflationäre Tendenzen. Der Landesindex der Konsumentenpreise steht nun bei 103,4 Punkten (Dezember 2005=100), wie das Bundesamt für Statistik (BFS) mitteilte. Gegenüber Juni sind die Preise sogar um 0,7 Prozent gesunken. Das lag hauptsächlich am Sommerausverkauf für Kleider und Schuhe, die innert Monatsfrist um 10,7 Prozent billiger wurden, sowie an den tieferen Heizölpreisen (-5,3 Prozent). Die Preise für Benzin (-1,3 Prozent) und Diesel (-0,3 Prozent) nahmen weniger stark ab.
KAPITEL ZU ENDE: François Habersaat, früherer Präsident des Verbandes der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH), ist am Montag im Alter von 80 Jahren in Neuenburg gestorben. Er sei einer kurzen Krankheit erlegen, hiess es in der Todesanzeige. Habersaat wirkte ein halbes Jahrhundert in der Uhrenindustrie, wo er unter anderem für die Swatch Group arbeitete. Er war als Vize-Direktor der Ebauches (heutige Swatch-Tochter ETA) tätig. Von 1993 bis 2002 stand er an der FH-Spitze. Nach seinem Rücktritt als Präsident der Organisation erklärte Habersaat, seine wichtigste Aufgabe sei die Steigerung der Glaubwürdigkeit der Schweizer Uhrenindustrie im Ausland gewesen. Zuvor habe die drittstärkste Exportbranche der Schweiz zu sehr im Schatten der Maschinen- und der Pharmaindustrie gestanden.
FLORIERENDER BERGBAU: Der Bergbaukonzern Xstrata hat im ersten Halbjahr 2010 stark von der Erholung der Weltwirtschaft profitiert und den Gewinn von 0,69 Mrd. auf 2,29 Mrd. Dollar mehr als verdreifacht. Der Umsatz kletterte gegenüber der Vorjahresperiode um 43 Prozent auf 13,61 Mrd. Dollar, wie der wegen der tiefen Holding-Steuern in Zug ansässige Weltkonzern mit britischen Wurzeln mitteilte. Die Nachfrage aus China sei stark gewachsen und die US-Wirtschaft habe sich weiter erholt. Vor Sonderfaktoren kletterte der operative Gewinn (EBIT) um 102 Prozent auf 3,24 Mrd. Dollar.
GEFRAGTE PHARMAPRODUKTE: Der weltgrösste Pharmakonzern Pfizer hat seinen Umsatz im abgelaufenen zweiten Quartal kräftig gesteigert. Das Plus habe 58 Prozent auf 17,3 Mrd. Dollar betragen, teilte Pfizer mit. Den bereinigten Gewinn bezifferte das Unternehmen mit 0.62 Dollar je Aktie. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem Gewinn je Aktie vor Sonderposten von 0.52 Dollar gerechnet bei Umsätzen von 16,65 Mrd. Dollar. Pfizer bekräftigte seine Jahresziele für 2010 und 2012. Bei den Sparbemühungen sei man im Plan, teilte das Unternehmen mit. Bis Ende 2012 sollen demnach vier bis fünf Milliarden Dollar eingespart werden. Pfizer-Aktien reagierten vorbörslich mit Aufschlägen von mehr als drei Prozent.
ERFOLGREICHE BMW: Mit einem Rekordgewinn im zweiten Quartal hat der Autobauer BMW die tiefe Branchenkrise abgehakt. Der Halbjahresgewinn schnellte überraschend stark auf 1,16 Mrd. Euro nach oben. Vor Jahresfrist hatte der Konzern einen Verlust von 31 Mio. Euro in den Bücher stehen. Der Umsatz wuchs um 13,5 Prozent auf 27,8 Mrd. Euro. Nachdem auch Daimler und Audi starke Zahlen vorgelegt haben, fordern Politiker der deutschen Regierungsparteien von der Branche die staatliche Abwrackprämie zurück. Die Abwrackprämie war Anfang 2009 beschlossen worden. Die damals regierende grosse Koalition aus CDU/CSU und SPD hatte 5 Mrd. Euro bereit gestellt, um den Kauf von Neuwagen zu fördern und die Autoindustrie in der Wirtschaftskrise zu stützen.
MEHR SICHERHEIT: Der US-Softwareriese Microsoft hat eine kritische Sicherheitslücke in seinem Betriebssystem Windows geschlossen. Diese habe es Angreifern erlaubt, die Kontrolle über Computer zu übernehmen, wie das Unternehmen mitteilte. Durch die Sicherheitslücke war es demnach möglich, Verknüpfungen zu sabotieren. Diese Symbole legen Nutzer etwa auf dem Desktop oder im Startmenü an, um von dort Programme wie einen Internetbrowser oder eine Office-Anwendung aufzurufen. Manipulierte Verknüpfungen konnten laut Microsoft Schadsoftware aufrufen. Gleich mehrere Familien von Schadsoftware zielten laut Microsoft auf die nun geschlossene Sicherheitslücke. Angriffe richteten sich demnach unter anderem gegen Kraftwerke und andere wichtige Infrastruktur. Der Konzern forderte die Nutzer aller Windows-Versionen auf, ihr Betriebssystem dringend auf den aktuellen Stand zu bringen, um ihren Computer zu schützen.
PROCTER & GAMBLE UNTER DRUCK: Der Kampf um die Kunden kostet den weltgrössten Konsumgüter-Hersteller Procter & Gamble viel Kraft. Um die Konsumenten von seinen Produkten zu überzeugen, musste das Unternehmen im Schlussquartal des Geschäftsjahres (Ende Juni) seine Preise senken und kräftig die Werbetrommel rühren. Der Gewinn fiel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12 Prozent auf 2,2 Mrd. Dollar. Der Umsatz legte um 5 Prozent auf 18,9 Mrd. Dollar zu. Analysten hatten mit einem besseren Abschneiden gerechnet und schickten die Aktie vorbörslich auf Talfahrt. Laut Marktforschern musste Procter & Gamble vor allem dem Discounterkönig Wal-Mart kräftige Rabatte einräumen.
STÄRKERE NACHFRAGE: Der japanische Autoproduzent Suzuki Motor hat aufgrund wachsender Umsätze in Indien das höchste Quartalsergebnis in den vergangenen zwei Jahren erzielt. Das Unternehmen überstand die Finanzkrise dank seiner Fokussierung auf kleine, vergleichsweise günstige Modelle wie den Swift besser als viele Konkurrenten. Dennoch hielt Suzuki an seiner vorsichtigen Jahresprognose fest. Der Autobauer rechnet mit Risiken durch den stärkeren Yen und den härter werdenden Wettbewerb in Indien. Suzuki wies für das Quartal von April bis Juni einen operativen Gewinn von 281 Mio. Euro (knapp 32 Milliarden Yen) aus, nach rund 60 Mio. Euro im entsprechenden Vorjahresquartal und lag damit über den Erwartungen der Analysten.
ZURÜCK IN DER GEWINNZONE: Der grösste US-Chemiekonzern Dow Chemical ist dank der weltweiten Konjunkturerholung in die Gewinnzone zurückgekehrt. Auch auf dem Heimatmarkt USA liefen die Geschäfte des Unternehmens im zweiten Quartal wieder deutlich besser. Unter dem Strich blieb für die Monate April bis Juni ein Nettogewinn von 566 Mio. Dollar, wie das im US-Bundesstaat Michigan ansässige Unternehmen mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte in Folge sinkender Umsätze und hoher Restrukturierungskosten noch ein Verlust von 486 Mio. Dollar in den Büchern gestanden.
BP VERKAUFT WEITERE SPARTE: Der angeschlagene Ölkonzern BP setzt den Verkauf seines Tafelsilbers fort. Um für die Kosten zur Bekämpfung der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko aufkommen zu können, verkauft das britische Unternehmen seine kolumbianische Öleinheit. Sie gehe für 1,9 Mrd. Dollar an ein Konsortium aus dem kanadischen Konzern Talisman Energy und dem kolumbianischen Staatsunternehmen Ecopetrol, teilte BP mit. Die Veräusserung reiht sich ein in einen Reigen von Verkäufen – in den kommenden 18 Monaten will BP Vermögenswerte in Höhe von 30 Mrd. Dollar an neue Besitzer bringen.

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