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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Zürich (awp/sda) – Mittwoch, 8. September 2010
ANGEBOT: Die Swisscom will ihre italienische Tochter Fastweb vollständig übernehmen. Für die rund 18 Prozent der Aktien des Breitbandinternetanbieters, die sich noch im Umlauf befindet, hat der Telekomkonzern ein Kaufangebot für insgesamt 256 Mio. Euro gemacht. Gemäss Analysten ist der Kaufzeitpunkt günstig, weil die Fastweb-Aktien derzeit wenig wert sind und deren Kauf wegen des den tiefen Eurokurses den Konzerngewinn wenig belasten. Mit der vollständigen Übernahme von Fastweb will Swisscom flexibler für die mögliche Übernahme anderer italienischer Unternehmen werden.
SCHLIESSUNG: Die Injecta AG, die hochwertige Aluminium- und Zinkguss-Teile herstellt und im aargauischen Teufenthal 110 Mitarbeiter beschäftigt, steht vor der Schliessung. Der Verwaltungsrat des Unternehmens sehe sich nach dem krisenbedingten Einbruch der Erträge zu diesem Schritt gezwungen, hiess es. Zudem trübe die Euro-Schwäche auch die mittelfristige Aussicht des Unternehmens. Das Unternehmen ist 2004 von der damaligen Alu Menziken an eine Aktionärsgruppe verkauft worden. Verhandlungen mit Kunden sollen nun aufzeigen, ob ein Teil der Produkte weiter hergestellt werden könnte.
EINBUSSEN: Wegen des tiefen Zinsniveaus war das erste Halbjahr bei den 24 Kantonalbanken von Einbussen beim Zinsdifferenzgeschäft geprägt. Der Zinserfolg aller Kantonalbanken zusammen sank um 92,5 Mio. Franken oder 3,4 Prozent. Der Handelserfolg brach sogar um 190 Mio. Fr. oder über 30 Prozent ein. Im Kommissionsgeschäft verdienten die kantonalen Finanzinstitute dagegen 95,5 Mio. Fr. oder 9,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Unter dem Strich sank der kumulierte Reingewinn der Kantonalbanken um 6,1 Prozent auf 1,28 Mrd. Franken.
AUFSCHWUNG: Der Umsatz des Genfer Luxusgüterkonzerns Richemont ist von April bis August im Vergleich zum Vorjahr und korrigiert um Währungs- und Akquisitionseffekte um 22 Prozent gestiegen. Vom wirtschaftlichen Aufschwung haben gemäss Richemont, der unter anderem die Marken Cartier, IWF und Montblanc gehören, alle Konzernsparten profitiert.
ANHÖRUNG: Am Bundesstrafgericht in Bellinzona sind am Mittwoch die ehemaligen OC-Oerlikon-Verwaltungsräte Günther Robol und Hanno Bästlein einvernommen worden. Im Zusammenhang mit den 40-Mio.-Franken-Bussen, die gegen den russischen Grossindustriellen Viktor Vekselberg sowie Ronny Pecik und Georg Stumpf wegen mutmasslicher Verletzung der Meldepflichten beim Kauf von Aktien des Industriekonzern ausgesprochen wurden, sagten sie, im Verwaltungsrat von OC Oerlikon habe es keine Absprachen gegeben. Die eigentliche Verhandlung des Falls beginnt nächste Woche.
HÖCHSTSTAND: Der Schweizer Franken hat am Mittwoch gegenüber dem Euro einen neuen Höchstwert erreicht. Ein Euro kostete erstmals in der Geschichte der europäischen Einheitswährung weniger als 1,28 Franken. Die Schweizer Währung dient gemäss Analystenkreise erneut als Fluchtwährung für scheue Anleger, die an der Stabilität des Euros und des Dollars zweifeln. So näherten sich auch Franken und Dollar erneut der Parität an, welche letztmals Ende 2009 eintrat. Als Fluchtwährung hinhalten muss aber auch der japanische Yen, der am Dienstag gegenüber dem Dollar zwischenzeitlich so viel wert war wie seit 15 Jahren nicht mehr.
STAGNATION: Nachdem die Exporte aus Deutschland im Frühsommer rasant angestiegen waren, gingen sie im Juli gegenüber dem Vormonat um 1,5 Prozent zurück. Da die Ausfuhren der deutschen Exportindustrie im Vergleich zum Juli 2009 aber um 18,7 Prozent wuchsen, handelt es sich dabei nicht um einen Exportrückgang, sondern mehr auf eine Stagnation auf hohem Niveau.
RÜCKGANG: Die Wirtschaftsleistung im schuldengeplagten Griechenland ist im zweiten Quartal 2010 im Jahresvergleich um 3,7 Prozent geschrumpft. Der drastische Sparkurs, zu welchem die Regierung gewungen worden war, hat sich dabei insbesondere auch negativ auf den privaten Konsum ausgewirkt, der um 4,2 Prozent einbrach. Anfang Jahr hatte das Konsumverhalten der Griechen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch gestützt.
AUFSPALTUNG: Die irische Regierung will die angeschlagene staatliche Anglo Irish Bank aufspalten. Aus dem Finanzinstitut soll eine einerseits einer reine Einlagenbank hervorgehen, anderseits eine Bank für wertlose gewordene Vermögenswerte werden. Die Anglo Irish war beim Kollaps des Immobilienmarktes ins Taumeln geraten. Die Kosten für die Verstaatlichung der Bank verursachte in Irland ein rekordhohes Defizit des Staatshaushalts.
GROSSEINKAUF: Europas grösste Billigfluggsellschaft Ryanair erwägt die Bestellung von bis zu 300 neuen Flugzeugen. Es gebe die Option, nicht nur den geplatzten Kauf von 200 Boeing-Flugzeugen doch noch zu tätigen, sondern sogar bis zu 300 Maschinen entweder von Boeing oder dem europäischen Konkurrenten Airbus zu erstehen, sagte Ryanair-Chef Michael O’Leary. Ausserdem will O’Leary die Behörden davon überzeugen, dass auf kürzeren Flugstrecken zur Einsparung von Kosten ein Pilot im Cockpit ausreiche.

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