
TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) – Mittwoch, 29. Dezember
KOSTEN FÜR GEPLATZTE FUSION: Für die Fusion der Krankenkassen Sanitas und KPT nahm die Sanitas für knapp 3 Mio. Fr. Dienstleistungen von externen Beratern in Anspruch. Die Krankenkasse bestätigte einen Bericht des «Blicks». Die Kosten fielen einerseits für die Ausarbeitung der Strategie, andererseits für Anwälte und Revisionsgesellschaften an. Sanitas erzielt nach eigenen Angaben einen jährlichen Umsatz von rund 2,4 Mrd. Franken und weist Verwaltungskosten von rund 190 Mio. Fr. aus. Die KPT machte keine Angaben zu Kosten. Die Fusion von Sanitas und KPT wurde vor rund zwei Wochen von den beiden Krankenkassen abgeblasen, nachdem die Eidg. Finanzmarktaufsicht den Zusammenschluss nur mit Auflagen genehmigt hatte.
LANGSAMERES WACHSTUM: Das Konjunkturbarometer der ETH-Forschungsstelle KOF ist im Dezember auf 2,10 Punkte gefallen. Im November zeigte das Barometer noch 2,13 Punkte. Damit setzte der Konjunkturindikator die leichte Abwärtsbewegung der letzten Monate fort. Das Barometer stehe allerdings nach wie vor auf hohem Niveau, schrieb die KOF. Die Entwicklung des Bruttoinlandprodukts (BIP) dürfte im Vergleich zu den Vorjahreszahlen deshalb weiter positiv ausfallen, das Wachstumstempo dürfte sich aber verlangsamen. Ohne Berücksichtigung des Bau- und Kreditgewerbes werde das BIP im Dezember weiterhin hohe Wachstumsraten aufweisen. So erholt sich die EU als Exportdestination leicht. Der Konsum dagegen lässt leicht nach. Auch das Baugewerbe verlor im Dezember an Schwung, blieb aber im positiven Bereich. Das Kreditgewerbe stagnierte.
EINHEITLICHE LADEGERÄTE: Die langersehnten Universal-Ladegeräte kommen. Schon in den nächsten Monaten sollen sie in den Geschäften liegen, versprach die EU-Kommission. Nachdem die nötigen Standards bestimmt seien, könne die Produktion anlaufen. Zu den beteiligten Firmen zählen Nokia, Sony Ericsson, Apple, Motorola und Samsung. Die Kommission hofft vor allem auf sinkende Preise und weniger Müll. Bislang mussten Konsumenten in der Regel mit jedem Handy oder Smartphone ein neues Ladegerät kaufen. Bei den einen passt nur ein dünner, länglicher Metallstift. Andere Modelle brauchen eine breiten Stecker mit vielen kleinen Kontakten. Die neue Regelung kommt auch der Schweizer Bevölkerung zugute. «Wir profitieren alle davon, wenn die Handy-Hersteller gleiche Ladegeräte produzieren», sagte Roberto Rivola, Mediensprecher beim Bundesamt für Kommunikation (BAKOM). Dies sei eine sinnvoller und nötiger Schritt.
BEGEHRTE SELTENE ERDEN: China drosselt die Ausfuhr begehrter Rohstoffe für High-Tech-Produkte Anfang 2011 noch stärker als zunächst angenommen. In der ersten Jahreshälfte werden die Ausfuhrquoten für Seltene Erden faktisch um 35 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum 2010 gesenkt. Einen Rückgang der Quoten um zehn Prozent hatten die Chinesen bereits am Dienstag angekündigt. Über die Gesamtausfuhren für 2011 sei aber noch nicht entschieden worden. Gleichzeitig versuchte China, die Wogen zu glätten und Sorgen vor drohenden Engpässen zu zerstreuen: Die Gesamtquote könne nicht allein aus der Zuteilung für die erste Jahreshälfte hochgerechnet werden. Der deutlichere Rückgang nährt Befürchtungen, die Metalle könnten knapp werden und ihr Preis deutlich steigen. In der Volksrepublik werden gegenwärtig 97 Prozent der weltweiten Menge an Seltene Erden befördert.
TEUERUNG IN DEUTSCHLAND STEIGEND: Steigende Preise für Heizöl und Benzin haben die Teuerung in Deutschland 2010 wieder angeheizt. Im Jahresdurchschnitt erhöhten sich die Preise um 1,1 Prozent zum Vorjahr. Für Dezember 2010 ermittelten die Statistiker eine jährliche Inflationsrate von 1,7 Prozent – nach 1,5 Prozent im November. Verantwortlich für die Entwicklung waren nach Angaben des Bundesamts während des ganzen Jahres starke Preiserhöhungen für Heizöl und Kraftstoffe sowie bei Obst und Gemüse. Im Jahr 2011 erwarten Ökonomen weiterhin Werte unter der kritischen Marke von 2,0 Prozent – unter anderem weil es an der Lohnfront noch ruhig bleiben dürfte. Allerdings könnte die Geldflut der Notenbanken zur Bekämpfung von Finanzkrise mittelfristig die Geldentwertung anheizen.
BP KAUFT SICH FREI: Rund ein halbes Jahr nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko hat sich der Konzern BP mit ersten Einmalzahlungen einen Klageverzicht von Geschädigten erkauft. Aus dem Ausgleichsfonds sind Anwohnern und Firmen der Golfküste bisher 43 Millionen Dollar bezahlt worden. Demnach bekommt jede Person, die sich darauf einlässt, pauschal 5000 Dollar. Unternehmen erhalten 25’000 Dollar. Das BP-Angebot wird von Anwälten und Politikern kritisiert. Sie haben den Geschädigten geraten, sich sehr gut zu überlegen, ob sie sich bereits jetzt abschliessend mit BP einigen wollen. Sie verweisen darauf, dass sich manche Schäden aus der Katastrophe erst in der Zukunft zeigen könnten.
ERFOLGLOSE ÖLBOHRUNG: Die zwischen Grossbritannien und Argentinien umstrittene Öl-Bohrung vor den Falkland-Inseln im Südatlantik ist bisher ohne Erfolg geblieben. Bis zu einer Tiefe von 1313 Metern sei kein Öl gefunden worden, teilte die britische Desire Petroleum mit. Die Bohrung soll nun bis auf eine Tiefe von 1670 Metern getrieben werden. Der Aktienkurs von Desire Petroleum brach nach der Mitteilung um 25 Prozent ein. Experten hatten bereits im Vorfeld das Risiko einer Fehlbohrung als gross eingeschätzt. Argentinien hält die Suche nach Öl vor den Inseln für illegal und hat die Verschiffung von Röhren für das Vorhaben blockiert. Grossbritannien hatte im Vorfeld gegen ein argentinisches Gesetz protestiert, das die Falkland-Inseln zum Bestandteil Argentiniens erklärte.
KLAGE NACHGEBESSERT: Der Microsoft-Mitgründer Paul Allen hat seine Patentklage gegen Apple, Google und Facebook wieder aufgenommen. Seine Forschungsfirma Interval Licensing reichte eine revidierte Fassung ein, nachdem eine erste Fassung zurückgewiesen worden war. Allen macht geltend, dass zahlreiche Internetfirmen die Schutzrechte von Interval verletzen. Die 1992 ins Leben gerufene Firma sieht sich als Pionier für Internet-Technologien. Das Unternehmen hält gut 300 Patente und arbeitet auch für den Netzriesen Google. Konkret führt Allen vier Patente an, die verletzt worden seien.